Die Autofocals-Brille bei ersten Testversuchen (Foto: Stanford University)

Forscher der Stanford University haben eine neuartige Brille entwickelt, die die Augenbewegungen ihres Trägers registrieren und dabei jederzeit automatisch jene Objekte scharfstellen kann, die gerade betrachtet werden. Das Gerät, das den Namen "Autofocals" trägt, soll in Zukunft all jenen Menschen eine Hilfe sein, denen es schwer fällt, abwechselnd Objekte in der Nähe und in der Ferne scharf zu sehen. Diese Augenschwäche, die Ärzte als Presbyopia bezeichnen und die sich durch bifokale Brillen nur teilweise beheben lässt, betrifft weltweit über eine Mrd. Menschen.

"Wir haben selbstfokussierende Linsen entwickelt, die eines Tages diesen Sehfehler besser beheben können als klassische Brillengläser", erklärt Gordon Wetzstein, Assistenzprofessor für Elektrotechnik und Computerwissenschaften an der Stanford University. Bis die Autofocals tatsächlich auch am Markt erhältlich sind, werde es aber noch einige Jahre dauern. Derzeit ähnelt das Gerät noch einer klobigen Datenbrille, die nur beschränkt praktikabel ist. Doch Wetzstein und sein Team sind sich sicher, dass sich die Technik verkleinern lässt.

"Wer Bifokalbrillen trägt, muss seinen Kopf auf und ab bewegen, wenn er in der Nähe oder in der Ferne etwas scharf sehen will. Das ist beispielsweise dann besonders gefährlich, wenn ein Autofahrer mal kurz in den Rückspiegel schauen will. Dazu muss er den Kopf anheben, um durch den unteren Teil der Brillengläser zu schauen. Anschliessend muss er den Kopf schnell wieder senken, um den Straßenverkehr scharf zu sehen", schildert Robert Konrad, der zu Wetzsteins Team gehört. Träger von bifokalen Brillen würden auch als Fußgänger gefährlich leben: "Sie könnten beispielsweise Treppenstufen übersehen und stürzen".

Die Autofokuslinsen aus Stanford arbeiten ähnlich wie junge Augen, die noch flexibel sind. Sie sind mit einer Flüssigkeit gefüllt, sodass sie sich mal mehr, mal weniger krümmen und so den Brennpunkt verändern. Die Information, welche Brennweite gerade benötigt wird, liefert ein Eye-Tracking-System, das erkennt, wohin der Brillenträger gerade schaut. Wetzstein und sein Team entwickelten dazu eine spezielle Software, die die Daten, die der Eye-Tracker erfasst, in Steuerbefehle für den Druck in den Linsen umsetzt und so die Brennweite verändert.

Die Forscher testeten ihre Brille an 56 Personen, die an Presbyopia leiden. Alle waren sich sicher, dass sich die Autofocals besser und schneller an unterschiedliche Objektentfernungen anpassen als herkömmliche bifokale Gläser. "Diese Technik kann Milliarden Menschen das Leben erleichtern. Das können die meisten neuen elektronischen Geräte nicht", ist Wetzstein überzeugt.



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