Impression von der Ethik-Tagung der EPI (Bild: zVg)

An der Ethik-Tagung der Schweizerischen Epilepsie-Stiftung wurden unter der Moderation von Daniela Lager dieser Tage die Chancen und Herausforderungen des Einsatzes von Künstlicher Intelligenz (KI) im Behindertenwesen beleuchtet. Die Veranstaltung zeigte auf, wie KI und digitale Biomarker die Diagnostik und Pflege umwälzen können, um eine selbstbestimmtere Zukunft für Menschen mit Beeinträchtigung zu schaffen. Gleichzeitig wurden die ethischen Fragestellungen und der notwendige Datenschutz thematisiert, um sicherzustellen, dass diese Technologien verantwortungsvoll eingesetzt werden.

Hintergrund dazu ist, dass in der Welt der Behindertenmedizin Künstliche Intelligenz (KI) neue Horizonte für die Verbesserung der Lebensqualität und Gesundheitsversorgung von Bewohnenden in Pflegeeinrichtungen eröffnet. Dank des Monitorings mithilfe von Biomarkern benötigen die Betroffenen im Alltag weniger Betreuung und Begleitung, was sowohl Autonomie und Selbstbestimmung fördert als auch Ressourcen spart.

"Der Einsatz von KI im Behindertenwesen ist bereits Realität, doch um ihr volles Potenzial entfalten zu können, sind Datenschutz, Akzeptanz und eine sinnvolle Integration in den Pflegealltag von zentraler Bedeutung. Im Gesundheitsbereich kann KI aus Datensätzen diagnostische Schlüsse ziehen und komplexe Diagnoseprozesse beschleunigen. Datenbasierte Modelle erfassen spezifische EEG-Veränderungen bei Menschen mit Epilepsie und unterstützen so die Diagnosestellung. Ergänzend dazu werden implantierbare Devices genutzt, um Anfälle zu überwachen, die Betroffene selbst oft nicht dokumentieren können – das ist ein grosses Bedürfnis, insbesondere für Menschen, die sich nicht ausdrücken können", erläuterte der Neurologe Lukas Imbach vom schweizerischen Epilepsie-Zentrum.

Trotz vieler Vorteile gibt es auch ethische Herausforderungen, die nicht ignoriert werden dürfen. Eine der zentralen Fragen betrifft die Verantwortung bei Fehldiagnosen durch KI. Aribert Bauerfeind vom Schlafmedizinischen Zentrum der Klinik Lengg weist denn auch darauf hin, dass Fachpersonen sich der Grenzen dieser Technologie bewusst sein müssen. Ein zusätzlicher ethischer Konflikt zeige sich im Spannungsfeld zwischen Freiheitseinschränkung und Freiheitserweiterung durch die kontinuierliche Überwachung.

Neben den ethischen Fragestellungen spielt auch der Datenschutz eine wesentliche Rolle. Die Erhebung und Speicherung sensibler Gesundheitsdaten durch Wearables und KI-Plattformen müssten den höchsten Sicherheitsstandards entsprechen. Zudem bestehe die Gefahr, dass nicht alle Bewohnerinnen und Bewohner in Pflegeeinrichtungen gleichberechtigten Zugang zu diesen Technologien haben, was bestehende Ungleichheiten im Gesundheitssystem verschärfen könnte, wurde auf der Ethik-Tagung herausgestrichen. Es sei entscheidend, dass diese Technologien so entwickelt und implementiert würden, dass sie den Pflegealltag sinnvoll unterstützten und allen Betroffenen zugute kämen.

Zur Ethik-Tagung: Die ethische Reflexion von Kernthemen aus dem Gesundheitswesen, insbesondere Pflege und Betreuung, ist seit 2005 ein Anliegen der Schweizerischen Epilepsie-Stiftung. Ein wichtiges Gefäss dafür sind die seit 2004 organisierten Ethik-Tagungen, die dieses Jahr ihr 20-Jahr-Jubiläum feiern konnten.



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