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Elektroschrott hat neben seiner Umweltschädigung und dem Schmuggelproblem noch eine weitere dunkle Seite. Sein Recycling in der Form, die in vielen Schwellenländern wie etwa China üblich ist, schadet der Gesundheit.

Es setzt langlebige organische Schadstoffe und Schwermetalle frei, die der Mensch im Körper ansammelt. In der Folge kommt es zu Entzündungen, die Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schädigungen der Erbinformation und Krebs begünstigen. Das berichten chinesische Forscher in der Zeitschrift "Environmental Research Letters".

Von den 20 Millionen Tonnen Elektroschrott, die weltweit jährlich durch ausrangierte Computer, Fernsehgeräte, Drucker und Handys anfallen, wird ein großer Teil nach China exportiert. Die sonst für den Obstbau bekannte Fünf-Millionen-Stadt Taizhou an der Ostküste ist eines der Zentren für Metallrecycling. 60.000 Arbeiter sind hier in der Branche tätig und verwerten jährlich zwei Millionen Tonnen Elektroschrott. Eine Forschergruppe um Fangxing Yang von der Universität Zhejiang entnahm Proben aus zwei Luftprüfstellen etwas abseits des Recycling-Terrains.

Welche Auswirkung die Luft auf den Menschen hat, zeigten die Forscher, als sie die Proben mit im Labor gezüchteten menschlichen Lungenzellen in Kontakt brachten. Gleich drei Reaktionen gaben dabei Anlass zur Besorgnis. So stieg die Konzentration des Entzündungsmarkers Interleukin-8 und jene von reaktiven Sauerstoffverbindungen. Daneben wurde auch das Gen p53 aktiv, eine auf Schädigung hinweisende Zellabwehr. "Sowohl die Entzündungen als auch der oxidative Stress lösen DNA-Schäden aus, die zu Herz-Kreislauf-Krankheiten, jedoch auch zu Onkogenese und Krebs führen können", so Yang.

Das "offene" Recycling von Elektrochrott sollte aufgrund dieser Daten verboten und die teils noch primitiven Techniken überholt werden, lautet die Botschaft des Experten, zudem brauche die E-Waste-Branche angemessene Schutzvorrichtungen. Die weitere Forderung, dass schon Produkthersteller auf umwelt- und gesundheitsfreundliche Materialien und Designs achten sollte, teilt auch die UNO. "Statt nur Leistungssteigerung sollte die Vorgabe künftig auch die Wiederverwertbarkeit sein", so Thomas Graedel vom Umweltprogramm UNEP.