thumb

Digitaler Wohlstand, Digitale Wirtschaft, Digitales Leben - ist dies tatsächlich der Stoff, aus dem die Zukunft gewebt wird? ICTkommunikation unterhielt sich darüber mit dem Gründer der "Initiative Digitale Schweiz" und der Plattform www.digitaleschweiz.ch, Roger Eric Gisi, der schon zuvor die Experten- und Marktplattformen zu Cloud-Computing, Informations- und IT-Sicherheit, Customer Experience mit CRM sowie den Energie-Finder Schweiz aus der Taufe gehoben hat.

ICTkommunikation: Sie haben zu Beginn dieses Jahres die „Initiative Digitale Schweiz“ gegründet. Für was steht diese Initiative und was war für Sie der eigentliche Beweggrund, diese Initiative zu lancieren? Das Thema „Digitalisierung“ hat doch in der Privatwirtschaft wie bei der Öffentlichen Hand ohnehin bereits eine enorme Präsenz.

Roger Eric Gisi: Mit der Präsenz haben Sie natürlich Recht. Daraus zu schliessen, dass die Wirtschaft oder die Verwaltung nun „digitalisiert“, ist aber ein grosser Trugschluss. Seit der Lancierung unserer Schweizer Experten- und Marktplattformen (SEMP) wissen wir, dass man bei komplexen Themen unbedingt genauer hinschauen und den Themen auf den Grund gehen muss.

Auch wenn Frau Merkel, Herr Ammann oder Frau Leuthard lautstark verkünden, wie wichtig die Digitalisierung sei, wo sind denn die nationalen und internationalen Projekte dazu? Diese Themen und besonders die Nutzen vermehrt auf die Agenda relevanter Entscheidungsträger der Schweizer Wirtschaft zu bringen, ist ein grosses Anliegen unserer Initiative - und dies überregional, denn Digitalisierung hört weder an Kantonsgrenzen, noch im Jahre 2025, noch in der Schweiz auf. Der Wandel ist da; die alte Welt wird durch die „Neue „Welt“ ersetzt. Zur digitalen Revolution und Transformation gehören Themenlandschaften wie Trends und Prozessgestaltung für eine digitale Schweiz, die Grundlagenthemen wie hochleistungsfähige ICT-Infrastrukturen mit Netzwerken, Systemen und Diensten, dann die Digitale Souveränität, Privacy, Recht, Sicherheit und Schutz sowie die Technologien und Anwendungen.

Das alles vermehrt im Zusammenhang darzustellen, zu postulieren sowie die Bedeutung der Nutzung und Wirkungen der ICT aufzuzeigen, steht auf unserer Agenda. Die Perspektiven und Entwicklungen in den Bereichen Cloud-Computing, Big Data Analytics, Mobile Devices, Social Media und Netzwerk, Internet of Everything für Behörden, Wirtschaft, Gesellschaft, Bildung und Forschung sind enorm und unaufhaltsam. Neue Welt heisst vor allem digitale Lebenswelten von Individuen und Gesellschaft, in Familie und Arbeitswelt, im Bildungs- und Gesundheitswesen, für Politik, Medien, Mobilität, Versorgung, Umwelt – und gar für die Aussenwelten.

Die Initiative „Digitale Schweiz“ wurde durch die SEMP Schweizer Experten- und Marktplattformen lanciert. Nach dem Aufbau und Betrieb themenspezifischer Experten- und Marktplattformen für Cloud-Computing, Marktentwicklung, Energie und Sicherheit stellen die Initiative und Plattform „Digitale Schweiz“ den konsequenten Schritt zu den „Digitalen Welten“ unter einer volkswirtschaftlichen Gesamtperspektive dar.
Die Initiative verfolgt das Ziel, Führungskräfte, Entscheidungsträger und Opinion Leaders aus allen Bereichen zur Nutzung der Möglichkeiten zu motivieren, welche die Digitale Transformation eröffnet. Anhand konkreter Projekte und Lösungen sowie dank Kompetenz, Expertise und Vernetzung, sollen weitere Vorhaben angestossen, gefördert, kommuniziert und so einem breiten interessierten Publikum vermittelt werden.

ICTkommunikation: Die von Ihnen gegründete SEMP hat also neben dem CRM-, dem Cloud-, dem Security- und dem Energie-Finder Schweiz mit „www.digitaleschweiz.ch“ nun eine weitere Online-Plattform herausentwickelt. Welchen Zweck verfolgt diese neue Plattform konkret und welchen Nutzen bietet sie dem Webseitenbesucher?

Roger Eric Gisi: Der Erfolg der Informations- und Wissensgesellschaft funktioniert über die Transparenz der Herausforderung, einer stringenten Umsetzung, der konsequenten Nutzung und einer positiven Kommunikation über die nachhaltige Wirkung. Bewährte Werkzeuge dazu bilden: Offene Frameworks, Architekturen und Konzepte, Teil- und Gesamtoptik, vernetzte Darstellung von Akteuren, Prozessen, Diensten und Hilfsmitteln, Integration und Prozessfluss (spezifisch und 360-Grad) von Strategie über Steuerung zu Kontrolle und Auswertung. Dazu sind allen Akteuren entscheidungsrelevante Inhalte zu vermitteln, die sie anreichern und austauschen: Dokumentationen von Projekten und Erfolgsfaktoren, Expertenberichte; Erkenntnisse aus Analytics und Intelligence, Darstellung und Diskussion von Marktentwicklungen, Aspekte einer nachhaltigen Wirkung usw. Da setzt unsere neue Plattform ein und verstärkt die Anliegen und Themen einer „Neuen Welt“ für alle Betroffenen, also alle der Lebensgemeinschaft Staat, in unterschiedlichsten Rollen und Funktionen. Die hohe Dynamik und Komplexität der „Transformation21“ und der Digitalisierung muss nicht nur erkannt und ertragen, sondern auch zum Standort- und Wettbewerbsvorteil in allen Bereichen gezielt genutzt werden. Dieses gesamte Spektrum decken wir mit mit der neutralen, unabhängigen Initiative zur Förderung der digitalen Wirtschaftsentwicklung in der Schweiz, zugunsten einer prosperierenden Volkswirtschaft, ab.
Die Initiative und Plattform sind ergänzend zu bestehenden Organisationen, Verbänden, Vereinen und ihren Programmen, Dokumenten und Aktivitäten zu sehen. Die Plattform unterstützt diese unter einer volkswirtschaftlichen Gesamtperspektive und bietet als interaktive Online-Plattform allen interessierten und engagierten Kreisen aus Politik, Behörden, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft die Möglichkeit, sich zu Themen der digitalen Transformation, E-Economy, Informations-Gesellschaft, Industrie 4.0, Smart-Switzerland zu äussern, zu positionieren, sich auszutauschen und sich zu vernetzen.

ICTkommunikation: Von wem alles wird www.digitaleschweiz.ch mitgetragen und muss man Mitglied sein, um von der Plattform profitieren zu können?

Roger Eric Gisi: Nach dem Start bezwecken wir, interessierte Organisationen, Exponent/-innen und Akteure anzusprechen und sie für die Mitwirkung bei der Initiative „Digitale Schweiz“ zu motivieren. Die Förderer von Initiative und Plattform erachten das Thema „Digitale Schweiz“ sowohl für ihre eigene Organisations- und Aktivitätsentwicklung als auch für ihr Umfeld und unsere Volkswirtschaft wertvoll, sinnstiftend und als förderungs- und unterstützungswürdig. Mit ihrem Engagement tragen sie massgeblich dazu bei, dass die Schweiz und ihre Akteure die Chancen der Digitalen Transformation und E-Economy wahrnehmen und ihre Expertise zugunsten einer spezifischen Nutzung mit Blick aufs Ganze und zur Ausschöpfung der Potenziale austauschen. Aktuell sind über dreissig Unternehmen und über fünfzig Experten auf Digitale Schweiz zu unterschiedlichsten Themen aktiv präsent.

Die Plattform funktioniert als offene, kollaborative Experten- und Kompetenz-Plattform mit Marktbezug, Forum und steht allen Sektoren und Anwendungsfeldern offen; eine Mitgliedschaft ist also keine Voraussetzung für das Nutzen der Expertise und der Informationen. Die Internetseite ist für einen signifikanten Teil der Zielgruppen ein erster Touchpoint und die zentrale Anlaufstelle für alle Interessierten der digitalen Transformation von Wirtschaft, Gesellschaft und Lebenswelten.

ICTkommunikation: Was braucht es denn für eine erfolgreiche Digitalisierung und an welchem Punkt steht die Digitalisierung der Schweizer Unternehmen heute? Und kann die Schweiz als gesamte Volkswirtschaft in der Digitalisierung international überhaupt mithalten?

Roger Eric Gisi:
Was es alles braucht, haben wir in unserem Modell „Digital Trust – Realisation Model“ zusammengefasst. Zuerst ist sicher ein grosses Vertrauen in die Digitalisierung nötig sowie ein absoluter Kundenfokus mit seinen Prozessen, ausserdem die IT-Intelligenz zur Digitalen Transformation sowie eine sichere IT-Infrastruktur mit entsprechenden Services und dem Technologie- und Change-Management. Dies ins Unternehmen zu integrieren, ist eine enorme Herausforderung und bedingt, die „Digital Transformation“ im Kern des Geschäftsmodelles zu betreiben und dass man sich intensiv auf allen Organisationsstufen damit intensiv beschäftigt.

Und wenn Sie von der Volkswirtschaft sprechen, sind wir beim Bund. Wir wollen ja nicht „mehr Staat“ sondern wirksame, auf die Zukunft ausgerichtete Rahmenbedingung und Grundversorgung. Wo kümmert man sich projektmässig um all die neuen Themen unserer SmartWorld wie etwa Cloud-Computing, Industry 4.0, IT-Security, smart-Switzerland, IoT, oder ganz einfach, dass wir wirklich flächendeckend Breitband beispielsweise fürs Mobile Business hätten, oder einen durchgängig gesicherten Rechtsrahmen für das Cloud-Computing, oder einen griffigen, wirkungsbezogenen Datenschutz für Big Data, worauf sich die Wirtschaft abstützen, verlassen und sich im internationalen Geschäft profilieren kann? Das tut leider alles Not. Zu diesen und zu viel mehr Themen gilt es, Transparenz zu schaffen, Vertrauen aufzubauen und Leuchtturm- sowie andere Projekte in der Wirtschaft darzustellen, darüber zu sprechen und dadurch zu motivieren, weitere Projekte auszulösen.

Sprechen wir vom Wirtschaftsstandort Schweiz: Die Informationsgesellschaft umfasst alle Sektoren und Akteure der Volkswirtschaft. Das heisst denn auch, alle sollten sich dazu einbringen und die neuen Technologien antizipieren und nutzen. Die Dachstrategie des Bundesrates zeigt die Fülle von Schnittstellen mit anderen Strategien, Programmen, Initiativen und Projekten auf. Daraus abgeleitet - wir müssen wirklich zusehen, dass wir den Anschluss an die internationale Spitze nicht verlieren, respektive diesen in der „Integration Digitalisierung“ wieder herstellen. Je nach Index wie OECD, BSI – oder EU-Messwerten verlieren wir – als Dienstleistungsland – laufend an Boden, und das ist bedenklich. Besonders, weil wir an der Spitze der IT-Ausgaben oder Rechencenter-Dichte stehen. Unsere Aufklärung soll auch hiezu eine Brückenbau-Funktion einnehmen.

ICTkommunikation: Wie entwickeln sich eigentlich die anderen Plattformen von SEMP und wie geht es damit mittelfristig strategisch weiter?

Roger Eric Gisi: Die Initiative und Online-Plattform „Digitale Schweiz“ bilden die Meta-Ebene, den thematischen Überbau und Rahmen zu den bestehenden Experten- und Marktplattformen zu den Themengebieten Cloud-Computing, Marktentwicklung mit Customer Experience, CRM und Marketing Leader Ship, Energie und der Informations- und IT-Sicherheit sowie dem neuen, zentralen Verzeichnis aller IT-Anbieter in der Schweiz, dem Informatik-Finder Schweiz. Diese Art von Themen-Cluster sind zum einen integrierende Bestandteile und speisen ihre spezifischen Themen zur Gesamtsicht „Digitalisierung-360-Grad“ als strategische Informations-Silos mit fundierter Expertise. In diesem Sinne werden wir diese Plattformen weiter stärken.

Auf der anderen Seite stehen die Märkte wie Cloud-Computing, die Strommarktliberalisierung erst am Anfang, CRM/XRM/CEM und diese Systeme haben noch ein gewaltiges Marktpotenzial. Und die Security sollte sowieso allen Business-Prozessen, Technologien und Anwendungen sowie Consumerverhalten (leider) hinterherwachsen. Mittelfristig, strategisch und langfristig wird es diese Experten- und Marktplattformen also noch brauchen und demnach werden wir diese auch einzeln weiter ausbauen und relevant ergänzen.

ICTkommunikation:
Gibt es Fakten darüber, von wem und wie häufig diese Plattformen genutzt werden?

Roger Eric Gisi: Die spezifischen Positionierungen der Experten- und Marktplattformen liegt in der Qualität des Inhaltes und im System, nicht aber in einzelnen Messwerten. Insbesondere wird das Konzept und die Philosophie von der grossen Akzeptanz und vom grossen Zuspruch und Zulauf zu allen Experten- und Marktplattformen bestätigt. Ein grosser Pluspunkt ist die Kombination der vier Themenplattformen und jetzt mit dem Überbau der Digitalen Schweiz. Die daraus folgenden Mehrwerte für Besucher und Kunden sind offenkundig. Die vielen Perspektiven aus der etwa Cloud-Computing beleuchtet wird, die Expertise und die Ganzheitlichkeit - mit spezifischen Lösungen. Weiter halten wir die Neutralität und die Unabhängigkeit ganz hoch. Zum Wertschöpfungsprozess hat sich bewährt, dass wir auf den Plattformen alle Akteure integriert haben; Forschung, Herstellung, Absatz (Handel/Integration), Entscheider, Fachleute und Anwender.

Trotzdem verfügen wir über jedes einzelne Thema exakte Monitoring-/Messwerte. Gut und wirksam für Nachhaltigkeit ist die Emanzipierung von Traffic-Zahlen und Quoten; auch für die Relevanz unserer Kunden-Mehrwerte.

ICTkommunikation: Die Digitalisierung durchdringt alle Lebensbereiche. Das führt zu vielen Problemen in Bezug auf die IT-Sicherheit und den Datenschutz. Wie weit darf die Digitalisierung im Hinblick auf den Schutz der Daten aus Ihrer persönlichen Sicht gehen? Wo sind die Grenzziehungen nötig?

Roger Eric Gisi: Zu dieser Frage möchte ich gerne auf ein Statement von Professor Dirk Helbing, einem unserer Experten-Beiräte, verweisen: „Unsere Gesellschaft ist an einem kritischen Punkt angelangt, wo sie in Gefahr ist, Demokratie und Kapitalismus zugunsten von neuen Lösungen aufzugeben, die nicht ausreichend getestet sind und nach meinen neuesten Analysen katastrophale Auswirkungen auf unsere Gesellschaft haben können. Der bessere Weg in die Digitale Zukunft besteht vielmehr daraus, Demokratie und Kapitalismus mittels neuen technologischen Möglichkeiten (Internet der Dinge) miteinander zu verheiraten und die Selbstorganisationsfähigkeit von Systemen auf dezentrale Weise durch digitale Assistenten zu unterstützen.“

IT-Sicherheit, Datenschutz, Privacy, Legal sowie Risk- und Business-Continuity-Management etc. behandeln unsere Experten sehr fundiert. Aber auch auf Fragen, wie etwa „Welche Aufgaben kann ein Roboter in der Zukunft übernehmen und wo ist die Abgrenzung zum Menschen?“ oder „Welchen Einfluss haben Algorithmen auf unser Geschäfts- und Privatleben?“ versuchen wir, in den Themensilos wie Smart-Switzerland Antworten zu liefern.