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Ein neuer Vorschlag zur Reform des Verleih-Systems bei E-Books wird von Forbes unterbreitet. Analog zu gedruckten Büchern sollen digitale Versionen künftig weitergegeben werden können, ohne Kopien anzufertigen. So könnten Leseratten ihren Freunden E-Books leihen, ganz wie sie es von herkömmlichen Büchern gewohnt sind.

Das elektronische Buch soll beim Verleih tatsächlich den Besitzer wechseln, über eine Version kann immer nur von einem Nutzer verfügt werden. Solche E-Books könnten auch weiterverliehen oder -verkauft werden, ohne dass die Verlage einen gewerbemässigen Missbrauch fürchten müssten. "Dass der Verleih wie bei gedruckten Büchern eingeräumt wird, finde ich prinzipiell gut. Die aktuelle Lösung ist nicht kundenfreundlich, Lösungen, die Nutzer nicht verprellen, sind gefragt", sagt etwa Johannes Krüger von new E-Books. Die marktbeherrschenden Anbieter von Lesegeräten für elektronische Bücher erlauben den Verleih von E-Books zwar schon jetzt, allerdings nur unter Auflagen. Einige Bücher können nur zeitlich begrenzt weitergegeben werden, andere nur einmal und viele können überhaupt nicht ausgeborgt werden.

Mit dieser Form von Digital Rights Management (DRM) wollen sich die Verlage gegen die Gratis-Weitergabe von E-Books im Internet schützen. Allerdings hat auch das aktuelle System Lücken. Im Netz haben sich Plattformen etabliert, die es Usern ermöglichen, nach elektronischen Büchern zu suchen, die sie dann von anderen Nutzern ausleihen können. Nach dem neuen Vorschlag sollen E-Books nur an Personen weitergegeben werden können, die der Leser persönlich kennt. Die Weitergabe soll durch das zusammenführen der jeweiligen Lesegeräte funktionieren.

"Dieser Vorschlag könnte auch für die DRM-Debatte neuen Input liefern. Absolut sicheren Schutz vor Kopien gibt es sowieso nicht, das führt nur zu einem Wettlauf zwischen Kopierschutzherstellern und Hackern", so Krüger. Ein grosses Problem mit Raubkopien gibt es im deutschsprachigen Raum laut dem Experten derzeit aber ohnehin nicht. "Es tauchen zwar vereinzelt illegale Kopien im Netz auf, aber von organisierten Unternehmungen haben auch meine Kollegen bisher nichts mitbekommen. Viele Verlage verzichten derzeit sogar komplett auf Kopierschutz, auch weil die Systeme für kleine Unternehmen oft zu teuer sind", sagt Krüger.

Der Forbes-Vorschlag hätte für Verlage den Vorteil, dass E-Books nicht mehr wahllos verliehen werden können. Die Leser könnten sich an der aus analogen Zeiten gewohnten freizügigen Verleihmöglichkeit unter Freunden erfreuen. Illegale Kopien schafft das nicht aus der Welt, aber der Spaßfaktor, die elektronischen Bücher per Berührung auszuborgen, könnte sogar neue Nutzer anziehen. Ein Problem stellen die verschiedenen Formate der Lesegeräte-Hersteller dar. Ein universelles Ausleih-Regime lässt sich nur mit einem einheitlichen Standard implementieren.

"Zu Beginn versucht jeder Hersteller seine Lösung durzusetzen, um Kunden zu binden. Langfristig wird es wahrscheinlich - sofern sich kein Unternehmen allein durchsetzt - zu einer Einigung kommen", so Krüger.