Steffen Pietsch, Technologievorstand der DSAG (Bild: zVg)

Die diesjährigen Technologietage der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe (DSAG), die heute früh begonnen haben und bis 12. Februar im Congress Center Rosengarten in Mannheim über die Bühne gehen, sind mit 2‘300 Teilnehmern ausgebucht. Das Motto der Veranstaltung lautet: "Digitalisierung hat viele Seiten: Auf den richtigen Dreh kommt es an". Die Veranstaltung dreht sich folglich um das richtige Handwerkszeug für Digitalisierungsvorhaben und die Anforderungen an SAP, um die Kunden bei ihrer Digitalisierungsreise zu unterstützen.

Nach Meinung der DSAG-Verantwortlichen braucht es für die Digitalisierung eine gute Strategie und viel Erfahrung. Bei einem Zauberwürfel seien es im Idealfall nur 20 Züge, um aus den 43 Trillionen möglichen Kombinationen ans Ziel zu gelangen. Doch in der Realität der IT brauche es mehr. Eine Seite des Würfels gehöre schon mal der IT-Organisation und ihrer Aufstellung, eine weitere den richtigen Partnern und Lösungen. Kernanforderungen an die SAP seien dabei Harmonisierung, Integration, Qualität, Planungs- und Investitionssicherheit.

Da SAP in den vergangenen Jahren stark durch Zukäufe gewachsen sei, resultieren gewisse Brüche zwischen den jeweiligen Lösungen, so die DSAG. Statt einer One-SAP-Experience werde der Anwender mit unterschiedlichen Bedienoberflächen konfrontiert, die letztlich die Komplexität erhöhten und zu Fehleranfälligkeit führten. "Hier erwarten wir von SAP, dass die User-Experience produktübergreifend harmonisiert wird", fordert DSAG-Technologievorstand Steffen Pietsch.

Zudem sei es wichtig, dass die Erweiterungs- und Entwicklungskonzepte vereinheitlicht würden. Der Einsatz unterschiedlicher Technologie-Stacks und zugehöriger Konzepte, z. B. für das Lifecycle-Management, trage nicht dazu bei, dass sich SAP-Lösungen übergreifend erweitern liessen. "Der Side-by-Side-Ansatz, d.h. die Erweiterung von SAP-Anwendungen mit Hilfe von Entwicklungswerkzeugen wie der SAP Cloud Platform, ist eine valide Option", so Pietsch. "Dies erfordert jedoch, dass die SAP-On-Premise und -Cloud-Lösungen die dafür notwendigen Integrationsfähigkeiten mitbringen. Das ist heute leider noch nicht durchgängig der Fall. Hier muss SAP weiter investieren", fordert der Technologievorstand.

Ein besonders wichtiger Betriebsaspekt sei die Sicherheit. Die Wahrscheinlichkeit einer Cyber-Attacke sei heutzutage hoch und die Auswirkungen könnten fatal sein. Daher erwarteten die Kunden von SAP die bestmögliche Unterstützung, um die Sicherheit der IT-Landschaften zu gewährleisten. Die Forderung der DSAG, SAP-Software bereits im Auslieferungszustand sicher zu konfigurieren, sei bei SAP S/4HANA 1909 mittlerweile umgesetzt worden. "Das ist ein wichtiger Schritt. Jetzt muss dieses Konzept ausgebaut und auch auf andere SAP-Produkte ausgerollt werden", betont Pietsch. Kein Fortschritt lasse sich leider noch bei der Forderung nach einem übergreifenden Security-Dashboard erkennen. "Wir erwarten, dass SAP endlich ein übergreifendes Design entwickelt und die sicherheitsrelevanten Aspekte in einem Dashboard sowohl für On-Premise-Produkte als auch für Cloud-Lösungen zusammenfasst. Sicherheit ist nicht optional", moniert der Technologievorstand.

In einer stark vernetzten Welt sei die Integrationsfähigkeit von Software ein zentraler Schlüsselfaktor. Dabei gehe es um zwei Seiten – die technische und semantische Dimension, so die DSAG weiters. Digitalisierung finde nicht nur innerhalb von SAP-Lösungen statt. Vielmehr stelle SAP einen wichtigen Baustein in einer ganzheitlichen Digitalisierungsstrategie dar. Damit auch Drittanwendungen und Eigenentwicklungen einfach auf Daten aus SAP-Systemen zugreifen könnten, sei es wichtig, dass sowohl Cloud-Lösungen als auch die On-Premise-Produkte über geeignete Programmierschnittstellen (API, Application Programming Interface) verfügten. Dafür bedürfe es einer durchgängigen API-Strategie.

Zu einer entsprechenden Strategie habe sich SAP mittlerweile bekannt und damit einen wichtigen ersten Schritt getan. Aber an dieser Seite des Würfels müsse noch weiter gedreht werden, streicht die DSAG hervor. Denn: "Die Qualität der Dokumentation und der Funktionsumfang müssen weiter ausgebaut werden. Zentrale Business-Objekte müssen vollumfänglich über APIs steuer- und nutzbar sein, damit SAP-Software sich nahtlos in die heterogenen Systemlandschaften der Kunden einfügt", hält Pietsch fest. Dazu befänden sich DSAG und SAP bereits in intensiven Gesprächen.

Kompatible Datenmodelle

Zudem sei es wichtig, dass zwei oder mehrere SAP-Lösungen auch semantisch, d. h. durch kompatible Datenmodelle einfach integrierbar seien. In dieses Thema sei mittlerweile Bewegung gekommen, in Form einer Stammdateninitiative von DSAG und SAP. Dabei liege die Konzentration aktuell auf dem Business Partner, einem Datenmodell, das u. a. zur Abbildung von Kunden- und Lieferantendaten diene. "Dieses Objekt wird innerhalb von S/4Hana noch nicht konsistent verwendet und in verschiedenen SAP-Lösungen unterschiedlich definiert. Das führt zu massiven Aufwänden und birgt Projektrisiken", so Pietsch. SAP habe mittlerweile eine Reihe von Programmen gestartet, um das Problem zu lösen. Dazu gehöre z. B. die Entwicklung eines harmonisierten, übergreifenden Datenmodells (Domain Model Alignment) für den Austausch zwischen SAP-Produkten. "Diese Massnahmen begrüssen wir ausdrücklich, benötigen aber für unsere Mitglieder noch mehr Transparenz", fordert Pietsch und konkretisiert: "Als Kunde möchte ich wissen, wie ich meine Projektplanungen mit der Weiterentwicklung der SAP-Software in Einklang bringe. Dafür benötigen wir mehr Informationen auf inhaltlicher Ebene, wie auch zur zeitlichen Planung."

Planungs- und Investitionssicherheit

SAP wandelt sich immer mehr von einem reinen Software-Anbieter zu einem hybriden Unternehmen mit On-Premise- und Cloud-Software im Portfolio. Um den Weg in die Cloud mitzugehen, erwarteten die Anwenderunternehmen im Vergleich zu ihren On-Premise-Lösungen Fortschritte und keine Rückschritte, meint die DSAG. Und sie würden eine stabile und verfügbare Software erwarten. Das treffe auf viele SAP-Cloud-Lösungen zu. Aber es gebe auch Ausnahmen. In Bezug auf die SAP Cloud Platform habe der Softwarehersteller zahlreiche Massnahmen ergriffen, Betriebsprozesse verändert und technische Korrekturen vorgenommen. Dadurch habe sich die Situation für die Kunden deutlich verbessert. Handlungsbedarf sieht Steffen Pietsch jedoch noch bei der Verfügbarkeit der Software-as-a-Service-Lösung für das Personalwesen Successfactors. "Das ist ein seit mittlerweile Jahren anhaltendes Problem. Die Stabilität muss deutlich verbessert werden. Bei einer Cloud-Lösung darf die Verfügbarkeit kein Diskussionsthema sein", gibt der DSAG-Technologievorstand an SAP weiter.

Ein zusätzlicher Aspekt für die Planungs- und Investitionssicherheit seien klare, verständliche und verlässliche Roadmaps, heisst es seitens der DSAG weiters. Ein positives Beispiel dafür sei die Verlängerung der Mainstream-Wartung für die Business Suite 7 bis 2027 mit einer kostenpflichtigen erweiterten Wartung bis 2030. Gleiches gelte für die Wartungszusage für S/4Hana bis 2040. Zwei klare Signale in Richtung Investitionssicherheit, auf die die DSAG lange hingearbeitet habe.

Die Forderungen der DSAG an die Walldorfer SAP:

Harmonisierung
- OneSAP-Experience: Benutzeroberflächen, Erweiterungskonzepte und

Betriebsaspekte aus einem Guss
- Security-by-Default für alle Produkte
- Übergreifendes Security-Dashboard mit allen sicherheitsrelevanten Aspekten für On-Premise-Produkte und Cloud-Lösungen

Technische und semantische Integration
- Durchgängige, konsistent und konsequent umgesetzte API-Strategie
- Technisch und semantisch kompatible Datenmodelle
- Klare Aussagen zur Weiterentwicklung des Business Partners

Planungs- und Investitionssicherheit
- Evolutionäre Software-Entwicklung statt disruptivem Wechsel
- Klar verständliche, verlässliche und zukunftssichere Planung und Roadmap

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