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Die Vorstandsvertreter der DSAG, der unabhängigen Interessenvertretung aller SAP-Anwender in Deutschland, Österreich und der Schweiz, gaben und geben in ihren Keynotes beim DSAG-Jahreskongress, der heute im Nürnberger Convention Center zu Ende geht, einen Einblick in die Facetten der Digitalisierung und die damit einhergehenden Chancen und Anforderungen für alle Unternehmen. Damit verbunden sei aber auch die Anforderung an SAP, daran gemeinsam zu arbeiten, um die anstehende Business Transformation möglichst ohne Reibungsverluste zu gewährleisten.

Für den Bereich Anwendungen und Prozesse beantwortet Vorstand Gerhard Göttert u. a. die Frage, was denn die Schlüsselelemente für erfolgreiche digitale Innovationen seien. Den Hunger nach Informationen und digitalen Services auf Seiten der Kunden stillen und gleichzeitig die Prozesse auf eine neue, bisher nicht mögliche Effizienz steigern, seien zentrale Herausforderungen in den Unternehmen. "Digitale Plattformen, Anwenderfreundlichkeit und schnelle Innovationszyklen sind im Zuge dessen wichtige Aspekte einer erfolgreichen Digitalisierungs-Strategie", so Gerhard Göttert.

Auf SAP-Seite sei sehr viel passiert. Neben einer Vielzahl von Akquisitionen seien u.a. mit S/4 Hana und der Hana Cloud Platform neue Produktwelten entwickelt worden. Nun stehe SAP vor der Herausforderung, die Zukäufe zu integrieren und Redundanzen zu beseitigen. Dies sei noch nicht in allen Bereichen gelungen. Zudem müsse ein markt- und kundengerechter Transformationsprozess zu dem neuen Produktportfolio sichergestellt werden. Das heisst, das in den Unternehmen vorhandene SAP-Produktportfolio müsse auch in den kommenden Jahren "State of the Art" sein. Die erforderlichen Investitionsanteile für die Bestandssysteme müssten sichergestellt werden. Denn: "In den letzten Monaten stellen wir vermehrt fest, dass Weiterentwicklungen in den Bestandssystemen wie der Business Suite nicht in allen Bereichen die Erwartungen und Anforderungen der Kunden erfüllen. Diese Entwicklung neun Jahre vor dem Wartungsende sehen wir mit Sorge", formuliert Göttert einen zentralen Aspekt.

Einschneidende Veränderungen sieht Vorstand Hans-Achim Quitmann auf die IT zukommen. Er ist davon überzeugt, dass die Technologie in ihrem Kerngeschäft - dem Betrieb von IT-Landschaften - in Zukunft an Bedeutung verlieren werde, weil Cloud-Anwendungen und entsprechende Cloud- bzw. hybride IT-Landschaften immer grössere Anteile und damit grösseres Gewicht erhalten würden. Der Bedarf an Kompetenz, wie IT-Architekturen zu designen und aufzubauen seien, werde hingegen steigen. "Der Haupttreiber für die Digitalisierung ist die Geschwindigkeit. Diese mit den eingesetzten IT-Systemen in den Unternehmen zu erreichen, setzt ein hohes Mass an Standardisierung voraus. Dafür wiederum liegt der Schlüssel in einer konsequenten Reduzierung der Komplexität", lautet sein Credo. Des Weiteren stünden Planungssicherheit und Handlungsempfehlungen von SAP als wichtige Punkte auf der Agenda des Bereichs Technologie. Dazu gehörten auch aussagekräftige Referenzlandschaften, die mögliche Wege hin zur Digitalisierung aufzeigen.

Kommerzielle Aspekte einer digitalen Zukunft

Während Cloud- und hybride IT-Landschaften in vielen Unternehmen noch den Status "geplant" tragen, sei das Thema Wartung von ERP 6.0 bzw. der Business Suite 7 bereits auf der Tagesordnung. Hier gehen die Erwartungen von Andreas Oczko, Vorstand Operations/Service & Support beim DSAG, dahin, dass notwendige Anpassungen, gesetzliche Anforderungen und Änderungen in Verbindung mit der digitalen Transformation für beide Lösungen mindestens bis 2025 gewährleistet seien. "Konstruktiv waren bislang die Gespräche zum Thema Lizenzierung des Internet of Things. Ein Anfang ist gemacht, der Gedankenaustausch ist gut, intensiv, aber zeitkritisch", mahnt Oczko. Denn: Auch wenn DSAG und SAP prinzipiell in die gleiche Richtung denken würden, habe man noch keine zufriedenstellende Lösung gefunden. Konkrete Erfolge hingegen seien im Bereich Lizenzierung von Hana und S/4Hana erzielt worden. So z. B. in Form einer günstigen Einmalzahlung für das SAP S/4Hana Enterprise Management. Ausserdem sei auf Nachfrage eine Hana-Teillizenzierung möglich. Nutzenstiftende Ergebnisse wie diese erwartet Oczko auch beim Thema Cloud Pricing. Hier stünden die Forderungen nach einem businesstauglichen, vertikalen Lizenzmodell mit einer einzigen Lizenz für On-Premise, Cloud- und Hybrid-Modelle im Raum. Ebenso wie der Wunsch nach einer Pay-per-Use-Option sowie einem Cloud Pricing, das den Anforderungen der Kunden entgegen komme.

Die Bedürfnisse der Kunden in Bezug auf die Digitalisierung seien auch in den etablierten Branchen und Geschäftsprozessen deutlich spürbar. "Wichtig dabei ist, dass neue Prozesse agil und ohne grossen Aufwand umgesetzt werden können", gibt Otto Schell, Vorstand Branchen/Geschäftsprozesse, als Zielsetzung vor. Den Aktivitäten auf Kundenseite müssten jedoch entsprechende Angebote von SAP gegenüberstehen. Agile, standardisierte Applikationen, als Grundlage für automatisierte und vernetzte Prozesse, bedürfen neuer architektonischer Denkweisen", so Schell. SAP müsse den eingeschlagenen Weg mit allen bestehenden und geplanten Lösungen klar aufzeigen, damit er in die Gesamtkonzeption der Unternehmen integriert werden könne. Dazu gehörten konsistente Aussagen zur Business-Plattform und Internet-of-Things-Strategie von SAP. Aber auch, dass DSAG-Mitglieder frühzeitig als strategische Partner und Impulsgeber eingebunden würden.

Und hier die zentralen Forderungen der DSAG an SAP:

Anwendungsportfolio:
- Anwenderfreundlichkeit und schnelle Innovationszyklen
- Portfolio ohne redundante Lösungen
- Vorhandenes SAP-Produktportfolio muss trotz S/4Hana State of the Art bleiben

Technologie:
- Planungssicherheit und Handlungsempfehlungen
- Referenzlandschaften hin zur Digitalisierung
- Komplexitätsreduzierung hin zu Standards

Operations, Service & Support:
- Anpassungen, Legal Changes und Legal Requirements bis 2025
- Lizenzierung des Internet of Things
- Vertikales Lizenzmodell beim Cloud Pricing

Branchen und Geschäftsprozesse:
- Agile, standardisierte Applikationen als Grundlage für automatisierte und vernetze Prozesse
- Konsistente Aussagen zur Business-Plattform- und Internet-of-things-Strategie von SAP
- Die DSAG frühzeitig als strategischen Partner und Impulsgeber einbinden