Auch wenn man es sich angesichts des aktuell weiterhin ungebrochenen Android-Booms kaum mehr vorstellen kann, das mobile Betriebssystem von Google war keineswegs vom Start weg ein Hit. Das erste Android-Smartphone T-Mobile G1 stieß auf eher durchwachsene Testberichte und fand - im Vergleich zu Apples iPhone - nur recht wenig Anklang bei den KonsumentInnen. Eine schwierige Situation, in der Google im Jahr 2009 auf ein anderes Unternehmen traf, das einen Erfolg dringendst nötig hatte: Motorola.

Der "Erfinder des Mobiltelefons" war in eine veritable Krise gerutscht, die Zeiten als man mit dem Razr Erfolge feiern konnte, längst verblasst. Mit Sanjay Jha hatte man sich gerade einen neuen Chef für die Mobilfunksparte verpasst, der auf volles Risiko setzte: Android - und nur Android - sollte künftig die Stoßrichtung für Motorolas Smartphone-Strategie bedeuten, auf alteingesessene Systeme in diesem Bereich - wie Symbian oder Windows Mobile - verzichtet man hingegen. Dazu holte man sich noch einen dritten Partner ins Boot, den US-Provider Verizon, der aufgrund der Bindung des iPhones an AT&T langsam die eigenen Felle davon schwimmen sah.

Eine Schicksalsgemeinschaft, die nur haarscharf an einer saftigen Niederlage vorbeigeschlittert ist, wie nun das US-Magazin Wired berichtet. Die Vorfreude bei Google über die Partnerschaft mit Motorola sollte nämlich rasch der Ernüchterung weichen. Die ersten im Frühjahr 2009 gelieferten Prototypen konnten alles andere als begeistern: "Es sah aus wie eine Waffe. Es war so scharf und kantig, es sah aus als ob man sich damit schneiden konnte", so jemand, der den Prototypen damals zu Gesicht bekam. Dahinter verblassten die vollmundigen Versprechungen Motorolas, ein Gerät zu liefern, das dem iPhone in jeglicher Hinsicht überlegen sein sollte - von einer spürbare besseren Rechenleistung bis zur höheren Bildschirmauflösung, und dies mit dem Plus einer echten Hardwaretastatur.

Die Zweifel Googles waren damals so nachhaltig, dass man im Sommer 2009 bereits darüber nachdachte, wie man Motorola von dem eigenen Vorhaben wieder abbringen konnte. Android-Chef Andy Rubin fürchtete um sein mobiles Betriebssystem als Ganzes, war er doch davon überzeugt, dass Android keinen zweiten Fehlschlag vertragen würde. Schlussendlich hielt man aber an der Partnerschaft fest, Rubin selbst spricht mittlerweile davon, dass er damals seine Karriere auf die Zusammenarbeit mit Motorola verwettet hätte.

Die zunehmende Untergangsstimmung in Googles Android-Entwicklungsabteilung wollte allerdings erst mit einem Marketing-Kunstgriff der besonderen Art weichen: Durch die Wahl des Namens Droid drehten Motorola und Verizon die vermeintlichen Nachteile des Geräts in Vorteile um. Das neue Smartphone wurde offensiv als Anti-iPhone positioniert, in Werbespots direkt über die vermeintlichen Defizite von Apples Mobiltelefon hergezogen.

Eine Strategie, die sich als erfolgreich erweisen sollte, das Motorola Droid wurde zum wahren Verkaufsschlager, dies mit positiven Auswirkungen für alle daran beteiligten. Verizon erfreute sich über einen Boom bei NeukundInnen, Motorola hatte seine Zukunft im Mobilfunk-Bereich gefunden - und gleich die zugehörige Firmensparte gerettet. Und Google? Dort darf man sich seitdem über einen rasanten Zuwachs zum Android-Ökosystem erfreuen, der sich nicht zuletzt in Werbeinnahmen, deutlich gestiegenen Suchanfragen und der Beteiligung an App-Verkäufen niederschlägt.



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