Digitalisierung erhöht Wirtschaftsattraktivität der Städte (Symbolbild: Pixabay)

Eine Folge der Digitalisierung ist es, dass Städte als Industriestandorte wieder zunehmend an Attraktivität gewinnen. Zumindest in Deutschland, wie eine DIW-Studie (Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung) für die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung belegt. Da die Nähe zu Forschung und Konsumenten wichtiger werde, erlebten Grossstädte deutlich mehr Gründungen industrieller Betriebe als andere Regionen Deutschlands, so die Untersuchung.

"Von einer wahren Renaissance der Stadt als Industriestandort oder Industrie als neuem Wachstumsmotor für die Städte kann aber noch nicht die Rede sein", kommentiert Co-Autor und DIW-Experte Martin Gornig. "Dafür müssen erstens aus neu gegründeten Betrieben schnellwachsende Unternehmen werden, zweitens müssen die bestehenden Industrieunternehmen in den Städten die digitale Transformation erfolgreich meistern."

Nach dem Zweiten Weltkrieg habe sich die Industrie aus den Städten zurückgezogen zugunsten von Standorten in weniger dicht bevölkerten Gebieten. Denn die Firmen brauchten etwa Platz für Massenfertigung und grosse Lagerhallen. Doch Forscher machen Signale für ein Umdenken aus. So fanden die Autoren der Studie heraus, dass zwischen 2012 bis 2016 in deutschen Grossstädten und Metropolen - gemessen am Anteil der Beschäftigten - im verarbeitenden Gewerbe rund 40 Prozent mehr Industriebetriebe gegründet wurden als anderswo. Berlin und München seien besonders attraktiv für industrielle Gründer. "Aber auch Leipzig, Dresden und Städte an Rhein und Ruhr zeigen eine überdurchschnittliche Gründungsintensität."

Die Experten des DIW riefen die Politik auf, die Entwicklung zu unterstützen. Ziel müsse sein, dass Unternehmen stärker an Risikokapital gelangen, mehr vom Wissenstransfer der Forschung profitieren und zusätzliche Fachkräfte aus dem In- und Ausland zur Verfügung stehen. Zentrale Aufgabe der Politik sei künftig auch, "bei knapper werdenden Flächen in den Innenstädten, die auch beliebte Wohnstandorte sind, Nutzungskonflikte zwischen Gewerbe und Wohnen aufzulösen."