Prologist-Geschäftsführer Patrick Köpfli (Bild: zVg)

Die dereinst im Rahmen eines Management Buyouts aus IBM hervorgegangene und schwerpunktmässig auf IT-Rollout-Projekte, Distributions- und Techniklogistik sowie Services für Supply Chain Management ausgerichtete Prologist mit Sitz in Kloten feiert in diesem Jahr ihr 30. Bestandsjahr. Im Interview mit ICTkommunikation gibt Geschäftsführer Patrick Köpfli Einblicke in Themen wie "Logistik nach Mass", "360-Grad-Logistik" oder wie es ein KMU-Betrieb schafft, eine "Client-first-Strategie" zu entwickeln und über einen so langen Zeitraum hinweg konsequent umzusetzen.

ICTkommunikation: Wie hat sich die Logistikbranche in den drei Jahrzehnten des Bestehens von Prologist verändert?

Patrick Köpfli: Persönlich führe ich das Unternehmen seit nunmehr fünfzehn Jahren. Und, dreissig Jahre sind eine sehr lange Zeit. Damals, beim Start 1992 durch meinen Vater Stephan Köpfli, forciert durch die Auslagerungspolitik von IBM, da gab es praktisch noch kein Internet, nur wenige Mobilephones und die Logistik lief unbemerkt, fast nur im Hintergrund der Wirtschaft ab.

Ein rasanter Wandel hat die Branche geprägt und tut es immer noch. Individuelle Kernleistungen sind heute das Rückgrat von Kontraktlogistik. Der Wandel der letzten dreissig Jahre ist komplex und es bedurfte für die Logistiker stets eine Anpassung ihrer Strategie, damit sie für die Kundenbedürfnisse bereit waren. Diese Weiterentwicklung mit Globalisierung, Digitalisierung und Erweiterung der Wertschöpfungsketten führt uns heute wieder zu lokalen Leistungsschwerpunkten, vor allem für umfassende, individuelle Logistiklösungen. Zu diesen zählen, angefangen vom Wareneingang, Lagerung und Kommissionierung über Komponentenmontage, Verpacken bis hin zur Versand-Bereitstellung und der Organisation und Disposition der Transporte alle möglichen Bereiche. Wir nennen es Logistik 360-Grad - heute meist in zertifizierten und individualisierten Kundenprozessen. Ja, sehr vieles hat sich verändert.

ICTkommunikation: Welche Veränderungen waren und sind, gerade für einen kleinen Logistik-Dienstleister wie Prologist, am schwerwiegendsten?

Patrick Köpfli: Als Kleinstunternehmen sind die Kunden mit ihren Bedürfnisse eine enorme Herausforderung, aber eben auch wirklich eine grosse Chance. Sitzen diese doch wie wir im gleichen Boot und sind in Wirtschaft und Politik mit allen Herausforderungen quasi eingebettet. Die Zeiten waren nicht immer einfach. Grosse Auftragsschwankungen, laufend steigende Kosten, die Vorinvestitionen in unsere Lagerinfrastrukturen, Auf und Abs in Markt- und Währungssituationen, dann Handelskriege, und wir mit unseren Kunden sind all diesen Verwerfungen ausgesetzt. Aber wirklich schwerwiegend und eingreifend war und ist immer mehr die Digitalisierung. Für uns ist es kein neuer Trend. Wir pflegen dieses Thema - praktisch schleichend - seit nun eben dreissig Jahren. Die Logistikprozesse, besonders die Informationen darüber, sind für den Kunden von jeher von grosser Bedeutung. Diese Daten zu nutzbaren Informationen aufbereitet, erleichtern unseren Kunden das Managen ihrer Logistik und ist für uns eine Pflicht. War von Beginn an ein Lagerverwaltungssystem dazu in der Lage, hat sich mittlerweile die Welt, die Zeit und der Informationsbedarf gewaltig verändert.

Monatliche Reports genügten, dann wurden sie wöchentlich und später täglich verlangt und genutzt. Entwicklung, Ansprüche, die technologische Machbarkeit und schlussendlich der Nutzen, diese Informationen im Sekundentakt abrufen zu können, brachten uns zum heutigen Stand der Digitalisierung, - und das geht weiter so. Zum Glück braucht es immer noch unsere Mitarbeitenden. Denn nur mit individuellem, persönlichem Engagement, um allenfalls technischen Schnittstellen im Prozess zu überbrücken, gelingt eine "Logistikdigitalisierung 360-Grad".

ICTkommunikation: Wie geht Prologist derzeit mit unterbrochenen Lieferketten um?

Patrick Köpfli: Dieses Thema ist aktuell eine enorme Herausforderung. Generell ist nicht von einer Entspannung auszugehen, eher von einer weiteren Verschärfung der aktuellen Situation. Rohstoff-, Energie- und Transportkosten entlang unserer Logistik-Wertschöpfungskette sind massiv gestiegen. Und da sind noch die unterbrochenen Lieferketten. Die Pandemie ist noch nicht mal verklungen und schon sind die Auswirkungen des Krieges und internationale Spannungen unsere neuen Challenges. Aktives und schnelles Antizipieren und vorsichtige Planung in Investitionen - und sehr wichtig, eine intensive Kommunikation mit unseren Kunden, - sind unsere Schwerpunkte, um diese schwierigen Zeiten zu meistern.

"UNTERBROCHENE LIEFERKETTEN
SIND DERZEIT EINE GROSSE
HERAUSFORDERUNG"

Patrick Köpfli, CEO Prologist

ICTKommunikation: Welche Unterstützung kann Prologist Kunden für mehr Stabilität in ihrer Logistik bieten?

Patrick Köpfli: Die Logistik steht mehr denn je im Brennpunkt von Supply Chain. In Bereichen wie Warenbeschaffung, Lagerbewirtschaftung oder der Zulieferung für Unternehmen, die in der Fabrikation und Handel tätig sind, ist sie unabdingbar. Es sind nicht nur Produkte, die aufgrund von Lieferengpässen nicht mehr hergestellt werden können, sondern auch die Wartung und die Reparatur von Maschinen und Fahrzeugen sind eingeschränkt. Lieferketten reissen ab und Lieferzeiten für Ersatzteile können ein Mehrfaches der früheren ausmachen. Eine Neubeurteilung der Logistik ist notwendig und sie zeigt, dass ein Teil der Risiken wie Engpässe, Verwerfungen in Transportketten oder gar Fabrikations-Unterbrüche mit verbesserter Planung für Lager- und Warenmanagement, grösseren Lagerbeständen und flexibleren, individuellen Logistik-Services ein wenig ausgeglichen werden kann. Mit diesen, eher neueren Zusatzleistungen, unterstützen wir bisherige und neue Kunden eben auch in diesen Zeiten.

ICTkommunikation: Könnten Sie Logistik-Kunden ein paar Tipps geben? Worauf muss derzeit besonders geachtet werden?

Patrick Köpfli: Jedes Unternehmen kennt seine eigenen Herausforderungen wohl am besten. Aus Sicht der Logistik erweitert beispielsweise die Digitalisierung die Produktpalette und fügt neue Funktionen hinzu. Darauf sollten unsere Kunden achten. Stand früher das physische Produkt im Fokus, steigt der Dienstleistungsanteil am Produkt mit generellen Produkte-Services und den neuen Möglichkeiten der Digitalisierung. Traditionelle Produktionsunternehmen müssen sich diesen Veränderungen anpassen, um eben wiederum ihre Kunden zu begeistern und ihre Marktposition zu sichern. Wir von der Logistik können da mit spezifischen Services diese Kundenherausforderung aktiv angehen und so deren Logistikprozesse besser und schneller einbinden.

ICTkommunikation: Könnten Sie noch einen Blick in die Kristallkugel werfen? Wie sieht aus Ihrer Sicht die Zukunft der Logistik aus?

Patrick Köpfli: In Logistik und Supply Chain greifen in den nächsten zwanzig Jahren wohl unterschiedliche Faktoren. Bestimmte Standards werden etabliert bleiben und einige neue Themen werden sich durchsetzen. Auch dann dominieren Standard-Seecontainer und -Europalette weiter die physische Logistik. Ebenso wird Papier und Karton sowie Plastik weiterhin eingesetzt. Umwelteinflüsse, Politik und Unruhen unterschiedlicher Art stellen gewaltige Herausforderungen an das Gestalten und den Betrieb von Supply Chains – das sehen wir ja bereits heute. Ein orchestrierter Datenaustausch wird wohl steigen, um Prognosefähigkeiten und autonome Entscheidungen, entlang der gesamten Supply Chain, zu ermöglichen und damit Vorteile für alle Akteure zu erzielen. Unternehmen werden verstärkt eine "Grüne Logistik" einfordern und verlangen. Nachhaltigkeit wird zum kritischen Erfolgsfaktor für Unternehmen werden – die Rückführungslogistik steht ja schon heute im Fokus.

"NACHHALTIGKEIT WIRD ZUM
KRITISCHEN ERFOLGSFAKTOR FÜR
UNTERNEHMEN WERDEN!"

Patrick Köpfle, CEO Prologist

ICTkommunikation: Welche unternehmerischen Ziele stehen bei Prologist mittel- und längerfristig ganz oben?

Patrick Köpfli: Wir streben danach, mit Service nach Mass unseren Kunden den bestmöglichen individuellen Service für Logistik und Technik zu bieten. Das heisst denn auch, eine stabile und sichere Logistikbasis mit allen Funktionalitäten auch durch schwierige Zeiten hindurch sicherzustellen. Diese Sicherheit und die Verlässlichkeit sind Qualitäten, die unsere Kunden sehr schätzen. Wir sind dann so eine Art "zuverlässiger Puffer" für ihre Wertschöpfungsketten. Das sind unsere täglichen Ziele und es ist uns wichtig und ein grosses Anliegen, besonders für die Weiterentwicklung unserer Dienstleistungen und damit unserer Firma, einen Mehrwert direkt in unsere Logistik-Services zu integrieren. Dies umfasst auch den nahtlosen Transfer in die Digitalisierung, in alle Teilprozesse unserer Infrastrukturen und, wo immer möglich, in die Kundenprojekte.

ZUR PERSON
Prologist-Geschäftsleiter Patrick Köpfli, Jahrgang 1971, war von 1992 bis 2001 als Monteur für Schaltanlagen tätig. Über Weiterbildungen erwarb er den Technischen Kaufmann (Eidg. FA) und das Handelsdiplom. Ab 1998 amtete er als Sachbearbeiter Logistik und ab 2001 als Leiter Technik. Es folgten Weiterbildungen in Marketing, Management und HR. 2007 übernahm er die Geschäftsleitung der in Kloten domizilierten Prologist. Seit 2011 ist Köpfli Sicherheitsverantwortlicher BAZL und seit 2013 Mitglied der Berufsbildungskommission (BBK) im SVBL, Schweizerische Vereinigung für die Berufsbildung in der Logistik (ASFL/SVBL). Patrick Köpfli ist verheiratet, hat einen Sohn und widmet seine Freizeit vor allem der Familie sowie dem Fotografieren, dem Sport und der Italianita.

Prologist-Geschäftsführer Patrick Köpfli (Bild: zVg)
Prologist-Geschäftsführer Patrick Köpfli (Bild: zVg)
Blick in das Hochregallager von Prologist (Bild: zVg)
Blick in das Hochregallager von Prologist in Kloten (Bild: zVg)