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Die Digitale Transformation nimmt in den Agenden der CIOs einen immer wichtigeren Stellenwert ein. Laut Remo Rossi, Geschäftsführer Schweiz und Vice President Österreich der auf Storage- und Datenmanagement-Lösungen fokussierten Netapp, entwickelt Netapp ihr Produktportfolio für die Cloud daher derzeit mit sehr hoher Geschwindigkeit. Im Gespräch mit ICTkommunikation gibt Rossi aktuelle Einblicke in die grossen Trends im Bereich Speicher und Datenverfügbarkeit und erläutert auch die mittelfristigen strategischen Ziele von Netapp.

Interview: Karlheinz Pichler

ICTkommunikation: Sie sind seit nunmehr 15 Jahren für Netapp tätig und haben in diesen Jahren sowohl national wie auch international verantwortungsvolle Managementfunktionen inne gehabt. In der schnelllebigen IT sind 15 Jahre eine ungewöhnlich lange Zeit. Was hält Sie an Netapp fest, und werden Sie weitere 15 Jahre in Diensten dieses Unternehmens stehen?

Remo Rossi: Netapp ist ein Unternehmen, das sich in einem schnellwandelnden Geschäftsumfeld bewegt und unterschiedlichste Herausforderungen bietet. Da wird es nicht langweilig, auch nach 15 Jahren nicht. Netapp hat ein enormes Innovationspotenzial, das notwendig ist, um den Anspruchs- und Bezugsgruppen langfristig gerecht zu werden. Aus persönlicher Perspektive betrachtet, ist die Managementfunktion bei Netapp eine der spannendsten Positionen in einem hochrelevanten Bereich. In den letzten 15 Jahren hat die Bedeutung der Informationstechnologie im Zuge der Digitalisierungstendenzen stark zugenommen. Diese Entwicklung hat ihren Höhepunkt noch lange nicht erreicht. Das Unternehmen Netapp stellt die Belegschaft, unsere Kunden sowie unsere Partner ins Zentrum. Das entspricht mir, denn mein Anliegen ist es, mit meinem Team weiterhin eine motivierende Betriebskultur zu pflegen, den Channel zu stärken und mit den Partnern zusammen die Kundenwünsche erfolgreich zu erfüllen.

ICTkommunikation: Sie stehen nicht nur an der Spitze von Netapp Schweiz sondern leiten auch die Netapp-Niederlassung von Österreich. Ist es nicht schwierig, beide Länder unter einen Hut zu bringen? Was unterscheidet den Schweizer Markt von Österreich?

Remo Rossi:
Die Menschen und die Mentalitäten unterscheiden sich von Land zu Land. Somit ist natürlich ein besonderes Gespür für die jeweilige Individualität und Kultur des entsprechenden Landes erforderlich. Dieses Gespür ist insbesondere in der Führung der Mitarbeiter enorm wichtig, was für mich einerseits eine Herausforderung aber andererseits auch sehr spannend ist. Jeder Markt stellt zudem äusserst spezifische Anforderungen an ein Unternehmen. Da bilden die Schweiz und Österreich keine Ausnahme. Es gilt zu erwähnen, dass der IT-Bereich gewisse Vorteile gegenüber anderen Industriezweigen besitzt. Die Strukturen und Infrastruktur der Informationstechnologie weisen auf globaler Ebene bestimmte Ähnlichkeiten auf. Nichtsdestotrotz unterscheiden sich unsere individualisierten Lösungen unabhängig von Marktgrenzen.

ICTkommunikation:
Wie ist es derzeit generell um den Speichermarkt Schweiz bestellt? Welche Bereiche boomen, welche sind rückläufig?

Remo Rossi:
Die Anforderungen an die Verfügbarkeit der Systeme werden immer höher. Angenommen, dass heute schätzungsweise 20 Prozent der IT Systeme mit High Availability-Technik ausgerüstet sind, wird sich diese Zahl in den nächsten zehn Jahren sehr wahrscheinlich verdoppeln. Der Wunsch bzw. auch die Anforderung nach High Availability ist in den letzten Jahren gestiegen. Die Daten müssen verfügbar sein, immer und überall. Dieser Bedarf wird sich noch verstärken aufgrund der Erwartungen der Kunden, die immer mehr zu einer "Always-On"-Gesellschaft werden und innert Minuten von einem Anbieter zum anderen wechseln – vor allem bei Nichtverfügbarkeit. Unternehmen, die diese Entwicklung (oder Erwartungshaltung) der Kunden verpassen, werden es schwieriger haben.

ICTkommunikation:
Wie ist das Jahr 2015 bislang für Netapp verlaufen?

Remo Rossi: Netapp ist in der Schweiz sehr gut aufgestellt und baut sein Kunden-, Partner- und Produkteportfolio laufend aus, um das Potenzial vollständig auszuschöpfen. Wir schätzen uns glücklich, auf ein sehr kundenorientiertes und professionelles Netzwerk zählen zu dürfen. Uns ist bewusst, dass es am Ende vom einzelnen Techniker oder Verkäufer, der beim Kunden steht, abhängt, ob nun ein Projekt schnell umgesetzt oder ein Problem effizient behoben wird.

ICTkommunikation: Im Storage-Bereich hypen derzeit Themen wie Cloud, Big Data und neue Technologien wie Flash oder Software-defined Storage. In welchen Bereichen kann Netapp hier punkten?

Remo Rossi:
Aus Sicht von Netapp wird sich die hybride Cloud zum führenden Konzept zur IT-Leistungserbringung in der nächsten Dekade und darüber hinaus entwickeln. Geschwindigkeitsvorteile und Skaleneffekte machen die Cloud für Unternehmenskunden attraktiv. Wenn sie aber ihre unternehmenskritischen Daten ausserhalb ihrer Firmengrenzen nutzen wollen und die Datenkontrolle darüber behalten möchten, benötigen sie eine neue Strategie für ihr Datenmanagement. Unter der Bezeichnung Netapp Data Fabric bieten wir den Kunden ein Konzept, um die volle Datenkontrolle bei gleichzeitiger Wahlfreiheit des IT-Liefermodells zu erhalten. Zudem wird applikationskonsistentes Backup und Restore zum hochrelevanten Thema. Es gilt festzuhalten, dass Sicherheit, Integrität, Vertraulichkeit, aber auch Mobilität der Daten zunehmend in den Fokus rücken.

ICTkommunikation: Die Analysten gehen davon aus, dass Flash-Speicher in absehbarer Zeit die Hard-Disks in den Rechenzentren ablösen werden. Sind Sie auch dieser Ansicht und welchen Ansatz verfolgt Netapp im Flash-Bereich?

Remo Rossi: Man kann konstatieren, dass Flash-Speicher bereits heute von eminenter Bedeutung sind und entsprechend haben wir die AFF8000-Produktreihe entwickelt, um Hochleistungs-Flash-Speicher einem noch breiteren Anwenderkreis verfügbar zu machen. Unsere Kunden schätzen die Kombination aus erstklassiger Performance, Speichereffizienz und den bewährten Datenmanagementfunktionen von clustered Data ONTAP. Dazu gewinnt die Flexibilität, Daten in deren Lebenszyklus über Performance-Klassen wie Flash, Festplatten-Tiers und Cloud dynamisch verschieben zu können, immer mehr an Relevanz und ist in der Integrationstiefe, wie sie Netapp bietet, unerreicht.

ICTkommunikation: In welchen Gebieten sehen sie noch Potenzial für Flash Storage-Systeme?

Remo Rossi: In den nächsten Jahren werden vermutlich mehr als 50 Prozent der Workloads in Rechenzentren durch Flash Storage beschleunigt. Die Entwicklung ist unserer Meinung nach vergleichbar mit den Tapes, die von Festplatten mehr und mehr aus dem Backup-Szenario in den Archivbereich verdrängt werden. Flash drängt die Festplatte aus dem Primär-Storage. Bei extrem hohen Kapazitäten und Backup-Szenarien werden sich Festplatten noch eine Zeit halten. Verschwinden wird die alte Festplatte daher so schnell nicht.

"Flash drängt die Festplatte
aus dem Primär-Storage!“ (Remo Rossi)

ICTkommunikation: Welche Zukunft wird da längerfristig den Festplatten beschieden sein? Landen die auf der Müllhalde der IT-Geschichte?

Remo Rossi: Flash-Speicher sind den herkömmlichen Festplatten bei Geschwindigkeit und Energieeffizienz klar überlegen. Bei den ersten Generationen der Flash-Speicher gab es noch Diskussionen über die langfristige Haltbarkeit, da die Speicherchips nur eine limitierte Anzahl von Schreibzyklen erlauben. Die in modernen Storage Systemen eingesetzte Software ist heute darauf ausgelegt, die Eigenschaften von Flash optimal auszunutzen. Aus unserer Sicht eignet sich Flash heute ideal für den Einsatz in unternehmenskritischen IT-Infrastrukturen. Der wichtigste Vorteil ist die wesentlich höhere Performance beim Lesen und Schreiben von Daten. Darüber hinaus haben SSDs einen geringeren Stromverbrauch und benötigen weniger Kühlung. Infolgedessen werden Festplatten immer mehr aus dem Alltag der Informationstechnologie verschwinden. Es muss jedoch beachtet werden, dass Umstellungen auf einer breiten unternehmerischen Ebene eine bestimmte Zeitdauer für Entscheidungsprozesse in Anspruch nimmt.

ICTkommunikation: Netapp arbeitet eng mit Partnern zusammen. Wieviel des Geschäftes in der Schweiz läuft über solche Partner? Und haben Sie in der Schweiz derzeit bestimmte Partnerprogramme laufen?

Remo Rossi: Wir arbeiten mit Weltmarktführern zusammen, um für die individuellen Geschäftsanforderungen gemeinsam Lösungen bereitzustellen. Der Vertrieb läuft über unsere Channel Partner. Das Netapp Partnerprogramm beinhaltet für unsere Reseller verschiedenste verkaufsunterstützenden Aktivitäten wie Schulungen, Zertifizierungen, Marketing Kampagnen etc. Schweizer Partner können mit unseren Produkten und Services in ihrem Portfolio innovative Storage- und Datenmanagement-Lösungen schaffen. Netapp hilft den Partnern auch, sich den verändernden Marktsituationen anzupassen und langfristig erfolgreich zu bleiben. Zu regionalen Zahlen des Partnergeschäftes können wir angesichts des Vertrauensverhältnisses zu unseren Partnern leider keine Auskunft geben.

ICTkommunikation: Wie steht eigentlich der Channel zum bereits oben angeschnittenen Thema Flash-Speicher? Verfügt er über das nötige Knowhow? Welche Unterstützung gibt es hier seitens Netapp?

Remo Rossi: Wir haben umfangreiche Programme, um den Channel zu unterstützen und das nötige Knowhow zu vermitteln. Diese reichen von webbasierten Trainings über jährliche, technische Konferenzen bis zu Schulungen und Zertifizierungen. Zudem verfügen wir über ein vollautomatisiertes Demolabor. Unsere technischen Teams können und sollen auch einen Teil ihrer Arbeitszeit für die Unterstützung unserer Partner aufwenden und so unkompliziert in konkreten Fällen helfen. Uns ist wichtig, dass der Channel zu allen relevanten Themen geschult ist und wir einen regelmässigen Kontakt und Informationsfluss pflegen. Dies wird durch dedizierte interne Funktionen sichergestellt. So profitiert der Kunde von aktuellem Knowhow und den neusten Entwicklungen.

ICTkommunikation: Global und in der Schweiz ist Netapp die Nummer 2 im Speichermarkt. Haben Sie eine Strategie, um dereinst den Platz an der Spitze zu erklimmen?

Remo Rossi: Wir werden weiterhin Optimierungspotenziale ausschöpfen und eng mit Kunden sowie Partnern zusammenarbeiten um bisherige IT-Lösungen auf einer individualisierten Ebene zu optimieren. Netapp profitiert anlässlich dieser strategischen Ausrichtung von einem erheblichen Innovationspotenzial. Das Unternehmen steht im Konkurrenzvergleich äusserst positiv da und wird diese Position stetig verbessern.

ICTkommunikation: Konkurrent EMC ist ja deutlich breiter aufgestellt als Netapp. Ist es angesichts dieses Faktums nicht zu hochgegriffen, die Nummer-1-Position anzustreben?

Remo Rossi: In der momentanen ökonomischen Phase ist es unverzichtbar den Blick konstant nach vorne zu richten. Wie sie eingangs dieses Interviews richtig feststellten, ist die IT-Branche schnelllebig und Marktpositionen verschieben sich kontinuierlich. Es wäre folglich eine Fehlentwicklung, wenn wir uns auf andere Unternehmen am Markt fokussieren, da wir dann die Evaluation unseres Potenzials nicht mehr vollumfänglich einschätzen würden. Netapp steht für Eigenverantwortung, Disziplin und Innovation. Wir wollen mit unseren Produkten und Dienstleistungen überzeugen, um die Zufriedenheit aller Anspruchs- und Bezugsgruppen zu gewährleisten.

ICTkommunikation: Obwohl Trends wie Big Data, Cloud, Mobile, Social Media den Speicherhunger antreibt, stagnieren die Umsätze der Speicherspezialisten. Hersteller wie Dell oder HP müssen sogar zweistellige Rückgänge verkraften. Warum ist dies so?

Remo Rossi:
Sie müssen berücksichtigen, dass wir die Geschäftszahlen anderer Unternehmen nicht kommentieren möchten. Die kritische Lage der Weltwirtschaft, die momentan vorherrscht, macht jedoch auch nicht vor der IT-Branche halt. Zentral ist, dass wir den Fokus für das Wesentliche nicht verlieren. Optimale IT-Lösungen für Kunden anbieten zu können, ist der Schlüssel zum Erfolg.

ICTkommunikation: Sehen Sie in Cloud-Anbietern wie etwa Amazon oder Microsoft Konkurrenten, Kunden oder Partner?

Remo Rossi: Wir arbeiten mit mehr als 275 Service Provider-Partnern zusammen, die ihren Beitrag zur Entwicklung der Data Fabric leisten, die wiederum auf Technologien von Netapp basiert. Amazon Web Services (AWS) ist in diesem Bereich ein zentraler Partner. Da Netapp in unterschiedlichsten Bereichen tätig ist, haben wir eine Diversität an Kunden, Partner und natürlich auch an Konkurrenten aufzuweisen. Dieser Fakt verdeutlicht unsere breite Aufstellung im Markt und ist folglich als Pluspunkt für das Unternehmen hervorzuheben.

ICTkommunikation:
Wo sehen Sie für Netapp mittelfristig die grössten Herausforderungen?

Remo Rossi: Unsere primäre Herausforderung ist es, Kunden die produktive Nutzung der Cloud zu ermöglichen. Wir sehen hier ein hohes Umsatzpotenzial in allen wichtigen Märkten. Um dies zu erreichen, erweitern wir unser Produktportfolio für die Cloud derzeit mit sehr hoher Geschwindigkeit (z.B. die neue Version unseres Storage-Betriebssystems Data ONTAP). Unser Schwerpunkt liegt dabei im Bereich Hybrid Cloud. Nur sie bietet Kunden die Möglichkeit, flexibel auf unterschiedlichste Anforderungen im Datenmanagement zu reagieren. Dazu gehören unter anderem dynamisches Outsourcing, schnelle Bereitstellung von IT-Ressourcen und hohe Sicherheit. Ein wichtiger Erfolgsfaktor ist weiterhin unser starkes Ökosystem aus Partnern. Deren aktive Einbindung erfolgt auch bei der Entwicklung neuer Services und nicht nur rund um den Vertrieb.
Da die Datenmengen im unternehmerischen Prozess ansteigen, werden Cloud-Lösungen weiter an Bedeutung gewinnen. Mit optimiertem Datenmanagement soll in Zukunft anlässlich gesteigerter Effizienz und Effektivität Ressourcen eingespart werden. Zum jetzigen Zeitpunkt ist eine Entwicklungsprognose jedoch relativ schwierig, da sich Unternehmen erst langsam mit der Cloud anfreunden. Nichtsdestotrotz gewinnen beispielsweise Software-Defined Storage-Angebote künftig an Relevanz. Diese offenen, softwaredefinierten Lösungen sind auf verschiedenen Hardware-Plattformen nutzbar und gleichzeitig mit Cloud-Anwendungen einsetzbar. So wird die Data Fabric-Strategie erweitert und unterstützt die Datenspeicherung auf eigener Hardware bis hin zur Public Cloud. Während die Storage-Effizienz mit diesen Angeboten erhöht wird, können die Kosten für die Datenübertragung in die Public Cloud reduziert werden. Das Entwicklungspotenzial dieser Lösung ist enorm und zeigt auf, wo wir technologisch bereits sind.

ZUR PERSON
Remo Rossi ist seit Mai 2013 als Geschäftsführer für den operativen Betrieb in der Schweiz zuständig und zudem als Vice President auch für Österreich verantwortlich. Zuvor war er drei Jahre lang als Vice President, Emea Emerging Markets bei Netapp tätig. In dieser Position war er verantwortlich für die Geschäftsentwicklung in den Schwellenländern und beaufsichtigte den Vertrieb, das Marketing sowie die Channel-Aktivitäten.
Remo Rossi kam im Februar 2000 als Account Manager zu Netapp. Vor seiner Beförderung zum Vice President, Emea Emerging Markets, war er Senior Director North East Emea bei Netapp, wobei er die Geschäfte in Österreich, der Schweiz, Russland, Osteuropa und Skandinavien vorantrieb. Insgesamt ist Remo Rossi nun seit knapp 15 Jahren für Netapp Schweiz tätig.
Rossi ist diplomierter Maschinentechniker TS, der seine berufliche Karriere im Investmentgeschäft startete. Im Jahr 1986 wechselte er dann in die Elektronik- und IT-Branche. Ab 1992 war er Mitinhaber eines Unternehmen, welches im Client-Server Umfeld spezialisiert war.

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Remo Rossi, Geschäftsführer Netapp Schweiz und Vice President Netapp Österreich (Bild: Netapp)