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Klimaschutz ist ein Dauerthema. Nach einer Studie von zwei führenden Energieagenturen ist das weltweite Klimaschutzziel nur mit einem radikalen Kurswechsel erreichbar. Die Schweiz ist vom Klimawandel besonders betroffen: mehr Regen, weniger Schnee, Rekordhitze und steigendes Hochwasserrisiko. Die Digitalisierung ist dabei ein Hoffnungsträger.

Ob im Strassenverkehr, im Büro, in der Industrie oder im Energienetz – digitale Technologien können in zentralen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Bereichen die Energieeffizienz erhöhen und somit Ressourcen schonen. Folglich kann sie massgeblich zum Klimaschutz beitragen. Das ist aber weitestgehend noch Zukunftsmusik. Die IT-Branche selbst muss auch in ihren Produktionsprozessen Standards einhalten, um CO2-Emissionen zu reduzieren. Wie ist die aktuelle politische Lage und was können IT-Unternehmen tun?

Pariser Klimaprotokoll im Prozess

Es gibt erneut mahnende Worte. Die Internationale Energieagentur und die Internationale Organisation für Erneuerbare Energien teilen in ihrer nun veröffentlichten Studie "Perspectives for the Energy Transition: Investment Needs for a Low Carbon Energy System" mit, dass das Ziel des Pariser Klimaschutzabkommens noch in weiter Ferne liegt. Die Studie untersuchte, welche Investitionen für das Erreichen der Pariser Klimaziele notwendig sind und wie Fehlinvestitionen in klimaschädliche Energietechnologien vermieden werden können.

Zentrales Ziel der 195 Länder, die im Dezember 2015 in Paris verhandelt haben, ist es, die durch Treibhausgase verursachte Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu begrenzen. Angestrebt wird ein 1,5-Grad Ziel. Die besagte Studie mahnt zu radikalen Massnahmen, um dieses Ziel zu erreichen. Voraussetzung seien massive Investionen in den Ausbau von Wind- und Solarstrom.

Die Schweiz hat das Abkommen mitunterzeichnet. Die konkrete Ratifizierung befindet sich jedoch noch im Prozess. Diese läuft über eine Totalrevision des CO2-Gesetzes. Bis 2030 will die Schweiz ihre Treibhausgasemissionen gegenüber 1990 halbieren. Um dieses Ziel zu erreichen, sind zusätzliche Massnahmen notwendig. Die Vernehmlassung zu diesem Revisionsentwurf dauerte bis Ende November 2016. Die Botschaft wird aber erst im zweiten Halbjahr 2017 an das Parlament überwiesen.

Grundsätzlich ist man sich aber einig: Beim Inlandanteil der CO2-Reduktion sieht der Bundesrat ein Reduktionsziel von 50 Prozent vor, davon mindestens 30 Prozent in der Schweiz.

Digitalisierung: Hoffnungsträger, aber auch Mitverursacher

Eine wichtige Rolle spielt dabei die Digitalisierung. Der Grund: sie revolutioniert die Art, wie wir arbeiten, leben und kommunizieren und das bedeutet in aller Regel auch an Plus und Effizienz und Nachhaltigkeit.

Nach der Studie "Smarter 2030" der Global e-Sustainability Initiative (GeSI) können digitale Technologien die globalen CO2-Emissionen bis 2030 gegenüber jetzigen Prognosen um 20 Prozent senken. So könnte trotz Wirtschaftswachstums, das eigentlich mit mehr Emissionen einhergeht, das Niveau von 2015 gehalten werden. Das betrifft aber nicht nur die Endprodukte der IT-Branche, sondern auch deren Produktions- und Distributionsprozess. Denn hier müssen auch Standards eingehalten werden, um die Nachhaltigkeit durch die Reduktion von CO2-Emissionen zu erreichen.

Auch wenn auf den ersten Blick diese Branche umweltschonend wirkt, wird dort auch viel Energie verbraucht, die für CO2-Emissionen sorgt. Ein Onlineshop braucht beispielsweise ein leistungsstarkes Rechenzentrum mit stabilen Servern und einer effizienten Breitbandnutzung. Diese komplexe Netzwerktechnik verlangt nach robusten Klimaanlagen, um alle Geräte auf Betriebstemperatur zu halten. Und das verbraucht wiederum viel Strom und somit Energie. Hinzu kommen ressourcenfressende Bürogebäude und Firmenwagen. Ergo, auch hier kommt es unterm Strich zu CO2-Emissionen.

Oder man denke an Mobilfunkanbieter, deren Mobilfunknetze Funkmaste brauchen, die umweltschonenden Massstäben gerecht werden müssen, denn die Sendeleistung braucht auch Energie.

Ein weiteres Problem: der Elektrosmog. Die Strahlung vieler elektrischer Geräte, WLAN und Funk-Anlagen können die Gesundheit beeinträchtigen – zu Hause und am Arbeitsplatz.

Schweizer Reglementierung: CO2-Abgabe

Was hier im Allgemeinen für die Industrie gilt, zählt in der Schweiz logischerweise auch für die digitale IT-Branche. Unternehmen können sich von der CO2-Abgabe befreien lassen, wenn sie sich im Gegenzug zu einer Verminderung ihrer Treibhausgasemissionen verpflichten. Das betrifft alle Branchen sowie Klein- und Grossunternehmen. Die Liste der abgabebefreiten Unternehmen, die daran teilnehmen ist lang.

Die CO2-Abgabe ist ein staatliches Instrument zu Erreichung der gesetzlichen Klimaschutzziele und betrifft Bürger und Unternehmen. Sie ist eine Steuer, die seit 2008 auf fossile Brennstoffen wie Heizöl oder Erdgas erhoben wird und aktuell im Rahmen des genannten Ratifizierungsprozesses diskutiert wird.

Ihre Wirkung: sie verteuert die fossilen Brennstoffe und setzt so Anreize zum sparsamen Verbrauch und zum vermehrten Einsatz CO2-neutraler oder CO2-armer Energieträger.

Möglichkeit von Unternehmen: freiwillige Vereinbarung & Klimazertifikate

Darüber hinaus forciert die Schweiz einen Konsens zwischen Ökonomie und Ökologie durch eine Zusammenarbeit zwischen Staat und Wirtschaft über freiwillige Vereinbarungen. Diese schliessen eine Zusage der Wirtschaft ein, bestimmte Umweltziele mit freiwilligen Anstrengungen zu erreichen. Entweder in Form eines Vertrages oder als einseitige Selbstverpflichtung.

Wichtig dafür sind laut dem Bundesamt für Umwelt (BAFU) die Voraussetzungen: ein grundsätzliches Interesse an einer effizienten Umweltschutzlösung, eine Festlegung einer Emissionsreduktion in Prozent, eine Überwachung der Ergebnisse, eine Transparenz gegenüber der Öffentlichkeit und die Ergebnisse und die Anerkennung der möglichen Sanktionen. Ergänzend dazu können sich Unternehmen von externen NGO´s – Nichtregierungsorganisationen – beraten und unterstützen lassen.

Die Klimastiftung Schweiz unterstützt kleine und mittlere Unternehmen, die einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Sie besteht aus verschiedenen namhaften Dienstleistungsunternehmen, welche ihre Mittel aus der Rückvergütung der genannten CO2-Abgabe zusammenlegen. Gefördert werden drei Bereiche: die genannte freiwillige Energie-Effizienz-Zielvereinbarung, konkrete Energiesparkonzepte im Betrieb und innovative Lösungen zum Klimaschutz, wie etwa Klimaschutzprojekte in Entwicklungsländern oder ressourcenschonende technische Innovationen.

Eine weitere Möglichkeit. Ein Klimaschutzzertifikat vom Klimalabel Swiss-Climate. Das Beratungsinstitut unterstützt branchenübergreifend Banken, Logistikunternehmen, Eventagenturen, Hotels, ausländische Botschaften, Versicherungen oder Druckereien. „Wir beraten Unternehmen und Organisationen bei der Erstellung ganzheitlicher Klimastrategien und Nachhaltigkeitskonzepten“, so das Ziel dieser Organisation. Ihr Instrument: ein Gütesiegel in verschiedenen Stufen, die ein Unternehmen bekommt, wenn es sich klimapolitisch nach vordefinierten Kriterien engagiert.

Dazu gehört und anderem die CO 2 Bilanz nach ISO 14064, welche die Anforderungen an die Entwicklung und den Aufbau von Treibhausgasinventaren des Unternehmens oder auf Unternehmensebene festlegt. Gleichzeitig enthält diese Norm auch die Anforderungen für die Quantifizierung, Überwachung und Berichterstattung von Treibhausgas-Emissionen und der Reduzierung auf Projektebene.

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Der Bundesrat hat dem Pariser Abkommen 2015 zugestimmt. Aktuell: das bestehende CO2 ? Gesetz soll im Laufe des Jahres revidiert werden. Bildquelle: fotolia.com©Schliemer CC0 1.0).
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CO2-Emissionen sind ein globales Problem. Das Pariser Klimaabkommen stellt die Weichen, um den CO2- Ausstoss zu regulieren. Bildquelle: fotolia.com©acinquantatude CC0 1.0)