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Der japanische Mischkonzern Fujifilm präsentierte kürzlich auf einer Online-Veranstaltung der IT Press Tour seine Strategie für "software-based Tape". Im Unterschied zu vielen anderen Tape-Herstellern hat sich Fujifilm angesichts des Vormarschs von Flash-Medien, des (wenn auch reduzierten) Weiterbestehens von Festplatten und dem Siegeszug der Cloud auch als Speicherort nicht aus der Tape-Produktion zurückgezogen. Das Geschäft läuft weiter, und der Hersteller rührt die Werbetrommel. Mit seiner Strategie des software-based Tape arbeitet Fujifilm an einer technologisch fundierten Expansion dieses Geschäftszweigs.

Wie Harunobu "Haru" Oki, Manager Branded Solutions bei der Recording Media Products Division der Fujifilm Corporation, vor den Journalisten erläuterte, besteht dieser Bereich aus drei Teilen: den "Imaging Solutions" (heute hauptsächlich Produzent von digitalen Fotoapparaten), den "Information Solutions" (neben spezialisierten Geräten vor allem Tape-Produktion) und den "Document Solutions" (Publishing-Systeme). Die seit dem 2018 gescheiterten Übernahme-Angebot an den US-Konzern Xerox weiter bestehende Vertriebspartnerschaft "Fuji Xerox" für Laserdrucker wird zum Ende März 2021 aufgelöst.

Die Fujifilm Holding beschäftigte im letzten Geschäftsjahr weltweit 74.000 Mitarbeiter in 317 Untergesellschaften und erzielte einen Umsatz von 21 Milliarden Dollar. Mit 50 Jahren Erfahrung im Speichergeschäft sieht sich Fujifilm heute als weltweit erster Produzent von Data Storage Tapes.

Was Tape heute leisten kann

Fujifilm ist nicht der einzige Hersteller, der auf ein ungebrochenes Datenwachstum verweist – und schon damit den Bedarf nach der eigenen Technologie legitimieren möchte. Laut Fujifilm werden wir im Jahr 2021 weltweit ein besonders schnelles Wachstum auf bis zu 59 Zetabyte erleben, nicht zuletzt angetrieben vom Markt für Archivierungslösungen, dem man einen Anstieg um 60 bis 80 prognostiziert. Hinzu kommen angesichts der Pandemie-Krise Faktoren wie flache IT-Budgets, Sicherheitsprobleme und gar nicht so seltene Datenrückführungen aus der Cloud in die unternehmens-eigene IT. Software-defined Lösungen empfehlen sich in diesem Umfeld auch deshalb, weil sie nicht allein auf traditionelle Hardware-Konstrukte setzen, sondern auch auf das "Drumherum" von object-basierter Archivierunngs-Software und begleitenden Subskriptions- und Service-Angeboten.

Fujifilm-Produkte bieten S3-kompatible Gateways zu den Tape-Produkten und lassen sich im eigenen Rechenzentrum und für Glacier-Weblösungen von Amazon für nicht so häufig abgerufene Daten in der Cloud einsetzen. Und optimierte Tape-Ebenen für die Daten stehen für eine langfristige Aufbewahrung zur Verfügung (siehe Abbildung "Fujifilm Software-defined Tape Software Solution"). Es werden Tape Libraries von HPE, IBM, Oracle, Quantum und Spectra unterstützt.

Im Augenblick setzt man vor allem auf LTO-8, LTO-7 und das TS1160-Tape-Drive von IBM, wobei die LTO Ultrium Roadmap schon bis auf die 12. Generation von LTO vorgeplant ist, also weitere Leistungs- und Kapazitätssteigerungen vorsieht. Fujifilm verweist ferner auf die Kosteneinsparungen von Tape, den Investitionsschutz und die Umweltfreundlichkeit im Vergleich zu anderen Storage- und Archivierungsangeboten. Hinzu kommen laut Hersteller Vorteile bei der Security-Problematik, darunter die automatische Erzeugung von Tape-Kopien und die längere Haltbarkeit im Vergleich zu anderen Speichertechnologien. Durch die externe, vom Rechenzentrum abgetrennte Lagerung der Bänder verlaufen Cyber-Angriffe im Leeren. Dies gilt auch für eine Auslagerung der Tape-Inhalte in eine Cloud.

Wirklich professionelle Hersteller sollten sich auch intensiv um das Go-to-Market kümmern. Bei Fujifilm verfolgt man deshalb im Wesentlichen die folgenden Strategien und Wege rund um Object Storage und das S3-Ökosystem:
- Partnerprogramme mit komplett getesteten Lösungen und Interoperabilität,
- leicht zu befolgende Anleitungen incl. Videos,
- verkürzte Produktionszeiten und
- reduzierte Total Cost of Ownership (TCO, Gesamtkosten, die wie Wartung oder Betreuung über die Anschaffungskosten hinausgehen).

Im November 2020 gab Fujifilm eine Joint Marketing Partnership mit Cloudian bekannt, mit der die Performance- und Search-Funktionen der Object-Storage-Lösung des Startups für die Object-Storage-Software der Fujifilm-Tapes zur Verfügung gestellt werden. Das bedeutet, dass Daten im S3-kompatiblen Object-Format auf den Bändern von Fujifilm gespeichert werden können. Unternehmenskunden können damit Archive aufbauen, die sich nahtlos mit Anwendungen auf Basis von S3-kompatiblen Anwendungen verknūpfen lassen. Im gleichen Monat schloss Fujifilm ein ähnliches Abkommen mit Caringo ab, mit dem Kunden auf das Datenmanagement "Swarm" des Startups zurückgreifen können. Laut Tony Barbagallo, CEO von Caringo, "stand diese gemeinsame Lösung fūr Objectdatenspeicherung auf Festplatten und Bändern bisher nur bei grossen Cloud Service Providern zur Verfügung". Der traditionelle Storage-Anbieter Netapp hat ebenfalls die Tape-Angebote von Fujifilm in sein Partnerprogramm aufgenommen.

Preis- und Subskriptionsmodelle

Die abgestuften Preisangebote gibt es zur Subskription für ein, drei oder fünf Jahre, wobei jeweils Kapazitäten von 1 bis 10 Petabyte, 11 bis 50 Petabyte oder mehr als 50 Petabyte abgedeckt werden. Die Subskription umfasst in allen Fällen die Software, den Support zu Geschäftszeiten und die zweifache Medienkapazität für primäre und sekundäre Kopien.

Die Analysten von Gartner sind der Ansicht, dass besonders "unstrukturierte Daten pro Jahr um 30 bis 60 Prozent anwachsen werden" (Strategic Roadmap for Storage, Juli 2020). Unternehmen müssten deshalb genau die jeweiligen Anwendungsfälle und Datenmengen analysieren, um nicht in plötzliche Kostenfallen hineinzulaufen. Tape bleibe gerade für grosse Unternehmen eine sinnvolle Alternative.

Bei Fujifilm verweist man auf weitere Beispiele und Faktoren, die für den Einsatz von Tape in Unternehmen sprechen:
- Gerade die grossen Rechenzentren oder Hyperscale Data Center (HSDC) wie bei Google, Amazon AWS, Microsoft Azure, Faceboook, OVHcloud oder Baidu setzen auf Tape-Lösungen, um Daten langfristig, kosten- und energiegūnstig zu speichern.
- OVH setzt IBM 3592 Tape-Speicher mit Tapes für 20 Terabyte und 30 Jahren Archivlebenszeit ein. Stehen die Tape-Laufwerke im Leerlauf zur Verfügung, fallen anders als bei Festplatten keine Energiekosten an.
- Tape hat sich ausserdem bewährt im Kampf gegen Ransomware, da regelmässig gezogene Archivkopien bei Datenangriffen und -ausfällen unproblematisch als schnelle Einsatzlösung zur Verfügung stehen.
- Tape-Lösungen im Archiv beruhen auf der simplen "Air Gap Defense", da sie sich ausserhalb aktiver elektronischer Verbindungen befinden und so unautorisierten Zugang verhindern.

Fujifilm verweist auf die Kosteneinsparungen von Tape, den Investitionsschutz und die Umweltfreundlichkeit
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Fujifilm ist bei Object Storage Partnerschaften mit Technologietreibern wie Cloudian, Caringo, NetApp, Scality Ring, Starfish und Tiger Bridge eingegangen
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