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Alles wie gehabt, also internes Rechenzentrum, wohl abgewogenes Outsourcing mit einem der klassischen Provider ("ohne Risiko") für einen nicht so wichtigen Teil der IT-Infrastruktur, oder – schon etwas gewagteres Neuland – eine "private Cloud", also die Einführung von externen Praktiken? Oder gleich der Sprung ins absolute Neuland mit "public" oder – etwas vorsichtiger – mit "hybrid" Cloud?

IT-Verantwortliche und ihre Kollegen aus der Geschäftsführung, die letztlich alles absegnen müssen, haben es so gesehen nicht gerade leicht. Zumal sie von Herstellern und zahlreichen Zuträgern von Analysten über Provider bis Fachpresse unermüdlich mit Propagandaergüssen überschüttet werden. Aber es gibt sie noch, die kleinen feinen Anbieter, die auf grosse Worte und viel Brimborium verzichten. In der Welt der Startups finden sie sich, und ein 2008 gegründetes Unternehmen wie Tintri kann auf eine grosse Palette an Analystenreports und Kundenreferenzen zurückblicken (siehe auf www.tintri.com) – auch wenn die aktuelle wirtschaftliche Situation des Herstellers aus Mountain View in Kalifornien nicht gerade rosig aussieht.

Tintri bewegt sich in der Grauzone zwischen Storage und Cloud. Mit seinen All-Flash-Arrays können Kunden verschiedene Konzepte von Hybrid-oder Multi-Cloud auf der Speicherebene umsetzen. Unternehmen können über 3.000 virtuelle Maschinen auf Tintri-Systemen platzieren und zwischen verschiedenen Cloud-Varianten wechseln, je nach Anforderungen und den angebotenen Kostenmodellen.

Laut den Analysten von 451 Research ist Tintri gut bei grossen Accounts vertreten, weil man dort die einfache Verwaltung schätzt. Das gilt besonders für Virtualisierungsplattformen wie VMware vSphere, bei denen zunehmend Container-Virtualisierung als Alternative auftritt. Selbst VMware bietet nun hauseigene Container-Lösungen an. Tintri stellt schon länger die Integration von Containern zur Verfügung.

Tintri beansprucht, 20 Prozent der Fortune-100-Unternehmen als Kunden zu haben, darunter Comcast, Chevron, GE, Nasa, Sony, Toyota und Unitedhealth Group. Bereits 2015 hat Tintri ein eigenes Service-Provider-Programm vorgelegt. Die Cloud Service Provider Solution bietet den Endkunden auch eine Finanzierung nach dem Modell Pay-as-you-go an, also nach dem jeweils aktuellen Einsatz. Cloud-Umsätze machten schon letztes Jahr etwa 30 bis 40 Prozent aller Erträge aus, berichtet der Analyst Tim Stammers von 451 Research.

Auf der VMware World in Barcelona stellte Tintri kürzlich ein neues Management-System „Tintri Global Center“ mit einstellbaren Policies für IOPS und Quality of Service vor sowie Replikation für virtuelle Maschinen, und zwar asynchron und synchron je nach Kundenanforderungen. Ende September wurde ausserdem mit der T1000 ein neues System für Zweigstellen und entfernte Büros angekündigt. Die neue Appliance, die als Paket aus Hard- und Software angeboten wird, soll Tintris Speicherplattform auch für Zweigniederlassungen, kleinere VDI-Projekte und einzelne Abteilungen nutzbar machen.

Der verzögerte Börsengang vom Sommer 2017 war kein Erfolg für Tintri. Der IPO brachte gerade einmal etwa 60 Millionen Dollar ein, und der anfängliche Aktienkurs ist von 12 auf zuletzt 3,4 Dollar abgerutscht. Und schon sind Verkaufsgerüchte aufgetaucht. Was kein Wunder ist, denn auf dem stark von Startups dominierten Speichermarkt tummeln sich derzeit an die 100 junge Firmen. Und selbst ein relativ gestandenes, 25 Jahre altes Storage-Unternehmen wie Netapp, das sich nach dem Kauf des Flash-Spezialisten Solidfire wieder erholt zu haben schien, soll zum Verkauf bereit stehen. Als Interessenten werden Cisco oder Lenovo gehandelt – beide auf der Suche nach attraktiven Speicherangeboten.



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