Deutschland setzt bei Hochwasserwarnungen künftig auf den Mobilfunk (Symbolbild: Kapi)

Das Hochwasser nach dem Starkregen vor allem in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen hat auch eine Technologie nach oben gespült, die als Warnsystem etwa bei drohenden Unwettern bisher in Deutschland als verpönt galt: Cell Broadcast. Damit sind Warnmeldungen über das Mobilfunknetz gemeint – und die anders als eine SMS nicht an bestimmte Mobilfunknummern gehen, sondern automatisch an alle in einem bestimmten Abschnitt des Netzes angemeldeten Mobiltelefone.

Eine EU-Richtlinie schreibt vor, dass alle EU-Mitgliedsstaaten bis zum 21. Juni 2022 ein öffentliches Warnsystem über Mobiltelefone zum Zivilschutz einrichten. In den Niederlanden, Grossbritannien und Italien gibt es das schon. Deutschland plädierte bisher für einen Mix aus Smartphone-Apps wie NINA, Meldungen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk und Sirenen. Diesen Mix soll Cell Broadcast nun ergänzen. Deutsche Telekom, Telefonica wie auch Vodafone erklärten bereits, für den Aufbau bereitzustehen.

Experten verweisen darauf, dass alle Mobilfunkstandards seit den 90er-Jahren Cell Broadcast ermöglichen. Grösster Unterschied ist die Reichweite: Cell Broadcast geht an alle Mobiltelefone in einer Funkzelle und nicht nur an bestimmte Telefonnummern. Eine Notfallwarnung etwa würde einmal als Rundsendung geschickt und zeitgleich von allen Geräten empfangen, ähnlich dem UKW-Empfang beim Radio. Dies wäre selbst dann möglich, wenn in Mobilfunknetzen mit Anrufen oder per SMS wegen einer Überlastung etwa im Katastrophenfall kein Durchkommen mehr ist.