Symbolbild: Pixagay/ Skitterphoto

Die noch immer präsente Corona-Pandemie sowie geopolitische Unsicherheiten, steigende Energiepreise, die Inflation und der stetig zunehmende Fachkräftemangel üben Druck auf die Unternehmen aus, ihre Arbeitsplatzmodelle zu transformieren. Kaum ein Unternehmen steht erst am Anfang, allerdings haben auch erst wenige die Transformation vollständig vollzogen. Die Umsetzung ist ein bisweilen aufwendiger Prozess, und die Realisierung umfasst viele Facetten.

Das Marktforschungsunternehmen IDC (International Data Corporation) hat im August 2022 zum Thema "Work Transformation" in Deutschland branchenübergreifend 300 Organisationen mit mehr als 100 Beschäftigten befragt. Wobei IDC unter Work Transformation die Verschiebung des traditionellen Arbeitsplatzes hin zu einem Arbeitsplatz versteht, der die Zusammenarbeit zwischen Menschen und Technologie sowie digitale Fähigkeiten fördert und eine vernetzte, sichere Umgebung unterstützt, die nicht an einen Ort oder eine bestimmte Zeit gebunden ist. Einige markante Ergebnisse dieser Umfrage:

  • 62 Prozent der deutschen Unternehmen setzen künftig auf hybride Arbeitsplatzmodelle. Im Vorjahr waren es erst 36 Prozent
  • Budgetbeschränkungen und hohe Anschaffungskosten von IT bremsen die Transformation des Arbeitsplatzes zunehmend und spürbar aus
  • Drei von vier Unternehmen wollen mit Schulungen und Zufriedenheitsanalysen die Arbeitskultur verbessern. Die Mitarbeiterzufriedenheit rückt stark in den Fokus

Auch wenn die Veränderung des Arbeitsplatzmodells in deutschen Unternehmen in vollem Gang ist, liege noch viel Potenzial brach, so die Marktforscher. Vor allem, was den Technikeinsatz, die Verbesserung der Arbeitskultur und auch die Ausgestaltung des Arbeitsplatzes an sich angeht, haben die Organisationen branchenübergreifend noch großen Nachholbedarf.

Die Zukunft wird hybrid: Zwei von drei Unternehmen setzen künftig auf Hybrid Work

Obwohl sich vor Beginn der Corona-Pandemie viele Unternehmen ein ortsunabhängiges Arbeiten kaum vorstellen konnten, ist die grosse Mehrheit inzwischen überzeugt: hybride Arbeitsmodelle sind die Zukunft. 62 Prozent der befragten Unternehmen planen künftig ein hybrides Arbeitsplatzmodell, das heisst eine Mischung aus der Arbeit vor Ort und remote. Im Vergleich zur Vorjahresstudie zu diesem Thema ist das ein immenser Anstieg, hier waren es lediglich 36 Prozent. Allerdings ist parallel dazu auch der Anteil der Unternehmen gestiegen, deren Mitarbeiter komplett vor Ort arbeiten.

"Wir sehen, dass die Unternehmen zwischenzeitlich einen klareren Blick auf die Dinge haben und heute punktuell anders entscheiden, als sie es noch vor zwölf Monaten geplant hatten. Dennoch sehen wir einen deutlichen Trend in Richtung Hybrid Work," sagt Sabrina Schmitt, Senior Consultant und Projektleiterin der Studie. "Unternehmen haben sich im letzten Jahr intensiv mit den unterschiedlichen Arbeitsplatzmodellen beschäftigt. Viele, die unsicher waren, wie ihr Arbeitsplatzmodell künftig aussehen könnte, haben sich nun mehrheitlich für einen hybriden Ansatz entschieden."

Ortsunabhängiges Arbeiten ist ein integraler Bestandteil von Hybrid Work. Die Mehrheit der Unternehmen plant künftig Remote Work anzubieten, um die Mitarbeitererfahrung zu verbessern (43 Prozent) und die bisher positiven Erfahrungen mit Remote Work fortzuschreiben (40 Prozent), aber auch um ganz pragmatisch Kosten einzusparen (38 Prozent).

Gleichgültig, ob am Unternehmensstandort, remote oder hybrid gearbeitet wird, die Veränderung der Arbeitsplatzmodelle ist ganzheitlich zu betrachten und umfasst unterschiedliche Bereiche. Der Dreiklang aus Technik, Arbeitskultur und der Gestaltung des Arbeitsplatzes an sich sei entscheidend. Das eine funktioniert nicht ohne das andere.

Budgetbeschränkungen und hohe Anschaffungskosten von IT bremsen Work Transformation aus

Der Fakt, dass die Unternehmen mit der Veränderung ihrer Arbeitsplatzmodelle vorrangig Kosten sparen (28 Prozent) und die Produktivität steigern (27 Prozent), aber auch die Mitarbeiterzufriedenheit verbessern (22 Prozent) wollen, zeige deutlich, unter welchem zunehmenden Kostendruck die Unternehmen durch geopolitische Unsicherheiten, steigende Energiepreise, Inflation und den immer weiter steigenden Fachkräftemangel stehen.

Gleiches wird bei den Herausforderungen, mit denen die Unternehmen bei der Umsetzung der Work Transformation zu kämpfen haben, deutlich. Denn neben dem Spagat zwischen Flexibilität und IT-Sicherheit (30 Prozent) bremsen vor allem Budgetbeschränkungen (28 Prozent) die Unternehmen aus. In Hinblick auf die IT sind es hohe Anschaffungskosten (22 Prozent) und Komplexität (21 Prozent).

Interessanterweise sehen die Marktforscher nach eigenen Angaben, dass Bedenken in Bezug auf Datenschutz und Compliance (20 Prozent) und allgemeine Sicherheitsbedenken (20 Prozent) im Vergleich zum Vorjahr stark zurückgegangen sind und von den kostengetriebenen Herausforderungen überholt wurden. Dies lasse allerdings nicht den Schluss zu, dass diese Aspekte weniger relevant wären. Man beobachte jedoch, dass die Unternehmen offenbar aktiv waren in den letzten Monaten und nachgeschärft haben, indem sie in Sicherheits- und Compliance-Lösungen investiert und auch Maßnahmen zur Verbesserung der Unternehmens- und Arbeitskultur implementiert haben.

Die Studie zeige auch: Unternehmen haben bereits diverse Investitionen in Collaboration und Kommunikation getätigt. Dabei ging es zunächst um Basics wie Sicherheitssoftware (59 Prozent), Anwendungen für Audio- und Videokonferenzen (58 Prozent), die entsprechende Hardware wie etwa Bildschirme und Tastaturen (54 Prozent), Collaboration Tools (53 Prozent) und Fernzugriffslösungen (53 Prozent).

Auf der Planungsagenda für die nächsten zwölf bis 24 Monate stehen nun primär Anwendungen, die einen Schritt weiter gehen, wie Compliance-, Cloud- und Content-Sharing-Lösungen. Die genannten Tools sind zwar nicht neu, bekommen aber in einer hybriden Arbeitswelt eine größere Bedeutung oder werden von einem erweiterten Personenkreis genutzt. Ebenso gibt es häufig nicht die eine Lösung, die alles vereint und für alle gleichermaßen funktioniert. Die Studie zeigt, dass die Unternehmen auf einen individuellen Mix setzen, was sich auch in den unterschiedlichen Investitionsbereichen widerspiegelt.