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Mit dem Slogan "Keine Chance dem Datenklau - Sicherheit beim Online-Banking" wirbt die in Wernigerode beheimatete Harzsparkasse derzeit für die Umstellung von TAN-Listen auf das Chip-TAN- oder SMS-TAN-Verfahren. Bis zum 15. November müssen alle Kunden umsteigen, ab diesem Tag sind Transaktionen über die bisherige TAN-Liste dann nicht mehr möglich. Aussen vor bleiben allerdings Kunden, die keine deutsche Mobilfunknummer haben.

Obwohl SMS-TANs der Bank nach "praktisch, mobil, bequem und sicher" sind und "immer und überall unkompliziert" zugestellt werden, schert sich das Geldhaus wie auch andere deutsche Sparkassen nicht um Kunden, die im Ausland leben. Wer mit SMS-TANs arbeiten will, braucht eine deutsche Mobilnummer. Die Werbung bleibt eine leere Worthülse.

Die Begründung des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV), warum ausländische Handynummern für das SMS-TAN-Verfahren nicht zugelassen sind, klingt obskur. "Das Problem betrifft nicht die Mehrheit, die meisten Kunden leben im direkten Einzugsgebiet ihrer lokalen deutschen Sparkasse", meint DSGV-Sprecherin Michaela Roth. Das ist eine mutige Aussage, Leben doch allein in den kleinen Nachbarländern Österreich und Schweiz Hunderttausende Deutsche, die grossteils über deutsche Bankkonten verfügen. Dem Auslandskunden ohne deutsche Mobilnummer bleibt somit nur eine Chance: Umstieg auf das Chip-TAN-Verfahren über Sparkassencard und den sperrigen TAN-Generator "Digipass 835A" - zu eigenen Anschaffungskosten von zehn Euro versteht sich.

Eine Antwort auf die Frage, warum deutsche Sparkassen sich gegen die SMS-TAN-Zustellung an ausländische Mobilnummern wehren, blieb Roth schuldig. "Wir empfehlen im Ausland lebenden Kunden das Chip-TAN-Verfahren." Laut Roth ist bei der Zustellung von SMS-TANs in ausländischen Netzen nicht sichergestellt, dass diese auch zeitnah erfolgt. Eine technische Fehleinschätzung und schlechte Ausrede zugleich.

Servicewüste Deutschland

Technologieexperten und Markenstrategen finden klare Worte für ein solches Vorgehen. Ein branchenführender Spezialist für Lösungen im Online-Zahlungsverkehr bestätigt, dass Vorfälle wie diese bei deutschen Finanzinstituten "keine Seltenheit" sind. "Deutsche Banken sind oft nicht gewillt, diesen Service ausländischen Kunden (Anm.: TAN-Zusendung per SMS) anzubieten. Der Marketingexperte: "Das Vorgehen der Sparkasse zeigt einmal mehr, dass die Servicewüste Deutschland bei den Finanzinstituten nach wie vor gelebte Realität ist. Doch auch der DSGV muss sich im Klaren darüber sein, dass der Ausschluss von Kunden über eingeschränkte Innovation zur Irritation und letztlich Emigration führt", sagt Markenexperte Thomas Otte von Brand-consulting.com. Dem Strategieprofi nach ist die opportunistische Verweigerungshaltung deutscher Sparkassen ein "Sündenfall", bei dem einmal mehr das autistische Eigeninteresse über das der Kunden gestellt wird. "Betroffene Konsumenten sollten wechseln", rät Otte.



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