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Detailhandelsunternehmen wie Lidl oder Migros setzen verstärkt auf Spiele-Apps, um um die jüngsten Kunden zu buhlen. Der Wirtschaftspsychologie und Forschungsleiter an der Kalaidos-Fachhochschule Christian Fichter bezeichnet die kürzlich publizierte Lädeli-App von Lidl gar als "Meisterstück". Mehr als 8000-mal sei das Spiel bereits heruntergeladen worden.

Wie die "Sonntagszeitung" (SZ) Fichtner in einem Bericht zitiert, gehe es der Werbebranche um Kundenbindung der nächsten Generation – und künftig auch ums Datensammeln. "Noch sind die Anwendungen vielfach harmlos, man hat erst begonnen, mit neuen Technologien zu experimentieren", so Fichter in der SZ. Doch die Unternehmen hätten in den letzten Jahren weitreichende Algorithmen zur Datenauswertung entwickelt. "Kommen die erst einmal zum Einsatz, rollt ein Tsunami an Data-Mining bei Kindern auf uns zu." Der selbstständige Marketingexperte Cary Steinmann meint: "Haben die Firmen die Kinder im Datenkrakengriff, haben sie die gesamte Familie und damit viel Kaufkraft im Griff."

Auch wenn Migros und Lidl versichern, über die Apps keine personenbezogenen Daten zu erheben, wertet dennoch Google Analytics für die beiden Detailhändler anonymisierte Daten aus. Fichter verweist in Bezug auf die neue Welt des Sammelns von Daten junger Konsumenten darauf, dass Unternehmen auswerten könnten, welche Altersgruppen welche Produkte bei Facebook besonders häufig liken. Oder wie lange sich eine Zwölfjährige für eine bestimmte Jeans bei Zalando interessiere. Daraus liesse sich wie für Erwachsene personalisierte Werbung entwickeln. Fichter sieht laut SZ Handlungsbedarf zum Schutz der Kinder. Etwa, indem die Konsumentenschützer mehr Mittel für Kontrollen erhalten. Oder durch eine vermehrte Unterstützung des Eidgenössischen Datenschutzbeauftragten.