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Der immer wichtiger werdende Online-Handel steigert auch die Anforderungen an ERP-Systeme, die Geschäftsprozesse auch im E-Business zu unterstützen. Vor diesem Hintergrund rückt der diesjährige Software Contest in Bern das Thema „E-Business mit ERP und Webshop“ ins Zentrum. ICTkommunikation unterhielt sich darüber mit Dr. Marcel Siegenthaler, der den Software Contest mitorganisiert und moderiert.

Interview: Karlheinz Pichler

ICTkommunikation: Im ERP-Bereiche werden noch immer ungewöhnlich viele Projekte aus zeitlichen oder finanziellen Gründen an die Wand gefahren. Sind diese Unternehmen selber schuld, weil sie sich nicht dazu bequemt haben, Ihrem Software Contest beizuwohnen?

Marcel Siegenthaler: Schön wäre es, wenn wir auf diese einfache Weise die 100-prozentige Garantie für den Projekterfolg liefern könnten. Wir zeigen mit dem Contest die Unterschiede verschiedener Systeme und auch die Unterschiede der Anbieter dahinter auf. Die Wahl des am besten geeigneten Produkt-Anbieter-Paares ist für den Projekterfolg ein wichtiger Faktor. Mit dem Contest wird aber nicht zuletzt auch demonstriert, was heute machbar ist mit welchem Aufwand oder welcher Einfachheit. Es geht auch darum, generell die extrem schnellen Entwicklungen der ERP-Systeme bewusst zu machen und die Chancen und Möglichkeiten daraus. Daher ist der Contest auch für Firmen interessant, die nicht unmittelbar vor einer Kaufentscheidung für eine Business-Software stehen.

ICTkommunikation: Wenn Projekte aus finanziellen oder zeitlichen Gründen scheitern, steckt ja eigentlich viel mehr dahinter. Es mangelt an Transparenz oder an der nötigen Kommunikation zwischen IT und Geschäftsleitung, es liegen Ressourcen-Probleme, technische Unterschätzungen und falsche Prioritätensetzungen vor. Was kann man tun, um die Erfolgsquoten von ERP-Projekten zu erhöhen?

Marcel Siegenthaler: Wenn alle diese aufgezählten Probleme vermieden werden, muss es schon fast gut kommen… Nicht zuletzt sollte es mit dem Anbieter eine Zusammenarbeit geben. Die Beschaffung einer Business-Software ist eine komplexe Mischung aus der Beschaffung von Software, eventuell Hardware und ganz sicher viel Dienstleistung, welche zudem über viele Jahre erbracht werden soll. Beginnt man den Anbieter im Preis zu drücken, so wird dieser seine Leistungen entsprechend reduzieren - und die Problem-Spirale startet. Versuche, den Anbieter mit Spezifikationen und Verträgen anzunageln, sind fast immer zum Scheitern verurteilt. Leider verstehen das immer noch viele Anwender nicht so. Die hohen Anpassungsaufwendungen, welche man letztlich nicht bezahlen möchte, stammen oft aus der gleichen Ecke: Es wird eine wenig geeignete Software beschafft mit der Idee, diese so umzugestalten, dass sie möglichst so funktioniert wie die bisherige Software. Die tollen Möglichkeiten der neuen Software gilt es zu nutzen, statt mit fixierten Vorstellungen eingefahrene Vorstellungen mit einer neuen Software umzusetzen.

ICTkommunikation: Sie als Veranstalter des Software Contests betonen ja immer den Praxisbezug dieses Wettstreites. Aber ist dieser Praxisbezug denn auch tatsächlich gegeben? Läuft das Ganze nicht etwas modellhaft ab? Wie garantieren Sie den Besuchern den Bezug auf reale geschäftlichen Begebenheiten?

Marcel Siegenthaler: Jeder Besucher hat seinen eigenen Praxisfall im Kopf und beurteilt damit die Produkte und Demos am Contest selbst. Weil wir seinen individuellen Praxisfall nicht kennen können, nehmen wir auch keine Wertung vor. Was für den einen Besucher gut passen kann, ist eventuell für den anderen eine völlig undenkbare Variante. Um aber die wichtigen Punkte, welche einen Vergleich erst zulassen, herauszuschälen zu können, müssen alle Anbieter einen vergleichbaren Ablauf durchspielen. Dieser Ablauf ist ein Modell, welches auf unsere Praxiserfahrung beruht und dem Anbieter aber genug Spielraum gibt, seine eigenen Erfahrungen und seine Einzigartigkeit zu demonstrieren.

ICTkommunikation: Bei dem nun anstehenden Software Contest stehen ERP-Systeme mit integriertem Webshop zum Vergleich an. Inwieweit verkompliziert sich ein ERP-System durch die E-Commerce-Einbindung? Welche zusätzlichen Herausforderungen bringt dies einer Business Software in technischer und finanzieller Hinsicht?

Marcel Siegenthaler:
Gute Frage! Die Antworten werden Sie am Contest finden! Die Frage stellt sich für Unternehmen kaum, ob sie sich ins E-Business begeben wollen oder nicht, viel eher steht das Wie, der Weg ins E-Business, zur Diskussion. Gerade weil dieses Gebiet noch jung ist, gibt es verschiedene Wege, welche am Contest zu sehen sind. Inwieweit der Shop ins ERP integriert ist, wird dabei ein Aspekt sein den es zu beurteilen gibt. Das ist heute ein recht kontrovers diskutiertes Thema auf welches eine Antwort nur möglich ist, wenn man die individuellen Ansprüche der Anwenderfirma kennt und diese Frage mit einem geschäftsstrategischen Ansatz diskutiert. Das erste Referat am Contest unter dem Titel „IT-Architektur als strategische Aufgabe“ wird in diese Richtung zielen.

ICTkommunikation: Im Schweizer Markt tummeln sich noch immer über 200 verschiedene ERP-Anbieter. Ist da der Ausschnitt, den der Contest bietet, nicht sehr beschränkt? Oder geht es auch hier um das Modellhafte, um die Veranschaulichung, wie eine Evaluation in der Praxis vonstatten gehen könnte?

Marcel Siegenthaler:
Tatsächlich ist der Contest so aufgezogen, wie wir dies als Drehbuchvorführung in einem späten Schritt der Softwareevaluation auch machen, dort allerdings im kleinen Kreis. Die fünf Anbieter repräsentieren verschiedene typische Anbieter im Markt, das gibt auch aus diesem Blickwinkel einiges her. Von SAP über Microsoft NAV, Abacus, Comarch, zu Steps mit dem Magento-Shop ist doch eine hübsche, breite Auswahl vorhanden, welche die Möglichkeiten mit unterschiedlichen Ansätzen technisch wie auch finanziell ausleuchten.

ICTkommunikation: Der Software Contest wird nun zum dritten Mal durchgeführt. Meines Wissens sind die ersten beiden Veranstaltungen von den Besuchern sehr gut bewertet worden. Haben Sie auch schon Rückmeldungen dahingehend erhalten, dass der Contest auch tatsächlich zu Entscheidungsfindungen in der Praxis geführt hat?

Marcel Siegenthaler: Ja. Direkt, aber auch indirekt über die Anwendung der angezeigten Methodik.

ICTkommunikation:
Was erwarten Sie sich persönlich vom kommenden Contest?

Marcel Siegenthaler: Das wird spannend! Mich nimmt es wirklich wunder, wo die Unterschiede liegen und wie sich die einzelnen Anbieter profilieren. Ich freue mich echt darauf, auch wenn es noch das eine oder andere an Vorbereitungsarbeit gibt bis dahin. Ziemlich viel Nervenkitzel erwarte ich auch, da diese Art von Veranstaltung einiges an Überraschungspotential beinhaltet und nicht annähernd vollständig planbar ist. Ich hoffe, dass die Überraschungen alle positiver Natur sind.

Software Contest 2014

Datum: 25. November 2014
Zeit: 8:30 – 16:30 Uhr, anschl. Networking-Apéro
Ort: Bern Bernexpo
Tickets und Informationen: www.software-contest.ch
Eintrittspreis: 380.– CHF (inkl. Pausengetränke, Stehlunch u. Apero)
Rabatt: 20% Rabatt mit Code: SWCT28816 (bei der Anmeldung eingeben)
Jeder Besucher erhält gratis das von Dr. Marcel
Siegenthaler verfasste Buch „Das ERP als Erfolgsfaktor
im Unternehmen“ überreicht

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Dr. Marcel Siegenthaler von der Schmid + Siegenthaler Consulting GmbH organisiert zusammen mit Cyrill Schmid die Messe Topsoft und den Software Contest. Siegenthaler moderiert auch den Software Contest in Bern