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Neben Bechtle und Cancom zählt Computacenter zu den drei grössten Systemhäusern der DACH-Region. Dabei ist es Computacenter im vergangenen Jahr gelungen, prozentuell mehr zu wachsen als die Konkurrenz. Im Gespräch mit ICTkommunikation erläutert Pascal Kaeser, Leiter Verkauf & Marketing von Computacenter sowie Mitglied des Managements, die Herausforderungen und strategischen Vorgehen in Zeiten der digitalen Transformation.

Interview: Karlheinz Pichler

ICTkommunikation: Konzernweit konnte Computacenter im vergangenen Geschäftsjahr umsatzmässig um 12 Prozent auf 3,79 Mrd. Britische Pfund (5,07 Mrd. Schweizer Franken) und beim Gewinn vor Steuer um 18,4 Prozent auf 111,7 Mio. Pfund (149,4 Mrd. Franken) zulegen. Wie hat im Vergleich dazu die Schweizer Niederlassung von Computacenter gewirtschaftet?

Pascal Kaeser:
Ich kommentiere keine Zahlen. Grundsätzlich war 2017 für Computacenter in der Schweiz ein gutes Jahr. Mit der Übernahme der Citius AG haben wir unser Portfolio um die strategisch bedeutenden Bereiche Cloud, Mobility und Security ergänzt. Damit konnten wir unsere Stellung als Generalunternehmer für anspruchsvolle IT-Projekte hier in der Schweiz enorm stärken - was sich auch in konkreten Fakten spiegelt. Wir haben rund 30 neue Stellen aufgebaut, insbesondere in den Bereichen Professional Services und Project Management. Die Bürofläche des Hauptsitzes in Dietikon wurde deshalb erheblich erweitert. Der Umsatz stieg trotz der Margenerosion im klassischen IT-Arbeitsplatz-Geschäft zweistellig.

ICTkommunikation: Wie steht Computacenter im Bereich Managed Services in der Schweiz da? Wie stark ist dieser Markt in der Eidgenossenschaft umkämpft? Konnten Sie Neukunden gewinnen?

Pascal Kaeser: Der Markt ist hart umkämpft, die Konkurrenz zwischen Anbietern hoch. Computacenter ist hier hervorragend aufgestellt. Das zeigt beispielsweise unsere Partnerschaft mit Citrix. Gerade wurden wir mit dem „Cloud Business Leading CSP Award“ ausgezeichnet, als bester unter rund 300 Cloud-Service-Partnern von Citrix in der Schweiz. Bereits im Januar konnte wir uns als einer der drei besten Partner im Leading-CSP-Ranking Emea positionieren. In dieser Region hat Citrix rund 3.500 CSP-Partner. Also: Wir sind in diesem Umfeld sehr gut dabei, was sich auch in der Akquise bestätigt. Wir konnten attraktive Neukunden gewinnen, beispielsweise aus dem Versicherungs-, Industrie- und Bankenumfeld.

ICTkommunikation: Wie entwickelt sich die Nachfrage nach Infrastrukturprojekten in den Bereichen Cloud, Networking und Security aus Sicht von Computacenter in der Schweiz?

Pascal Kaeser: Das Geschäft wächst enorm. Investitionen in firmeneigene Infrastrukturen nehmen signifikant ab, das Wachstum des Marktes wird getrieben durch das Cloud-Geschäft. Einfach ausgedrückt: IT-Entscheidern ist heute klar, dass Digitalisierung ohne Cloud und Managed Services nicht funktioniert. In diesem Zusammenhang wachsen auch die Anforderungen an den Anbieter. Es reicht nicht aus, einfach eine Cloud-Lösung und Managed Services zur Verfügung zu stellen. Der Beratungsaufwand wird intensiver, wir müssen die Prozesse beim Kunden verstehen und die spezifischen Anforderungen bei Digitalisierungskonzepten berücksichtigen. Das gilt insbesondere auch für IT-Sicherheits- und Service-Konzepte. Was Computacenter stark macht, ist die Kombination aus gut aufeinander abgestimmten Professional und Managed Services sowie IT-Beratung.

ICTkommunikation:
Wie beurteilen Sie die Geschwindigkeit, mit welcher der Digitalisierungszug in der Schweiz aktuell unterwegs ist? Auch im internationalen Vergleich – hinkt die Schweiz hinterher?

Pascal Kaeser: Es kommt darauf an, was wir genau betrachten. Die Schweiz ist ein Innovationsstandort erster Güte. In Bezug auf die Umsetzung von Digitalisierung ist die Schweiz sicher etwas langsamer unterwegs, als der europäische Durchschnitt. Aber auch hier gibt es Unterschiede. Während Banken und Versicherungen sehr früh mit entsprechenden Projekten begannen, haben insbesondere Industrie und Handel Nachholbedarf. Aber auch hier nimmt der Zug ordentlich Fahrt auf.

ICTkommunikation: Wo sehen Sie im laufenden Jahr die grössten strategischen und inhaltlichen Herausforderungen für Computacenter?

Pascal Kaeser: Gesundes Wachstum, schlaue Diversifizierung und eine realistische Planung für die weitere Entwicklung – das sind sicher Kernelemente unserer Strategie. Viele Unternehmen haben die ersten Schritte zu einer digitalen Transformation in Angriff genommen oder schon hinter sich. Jetzt werden die Anforderungen der Kunden langsam extrem spezifisch – und damit deutlich anspruchsvoller. Dieser Entwicklung müssen wir konzeptionell und technologisch immer einen Schritt voraus sein. Denn nur dann können wir zielführend und erfolgreich beraten und Lösungen mit Mehrwert bieten. Wir betrachten das als sportliche Herausforderung, die wir mit dem dafür nötigen Selbstvertrauen annehmen.

ICTkommunikation: Wie ist Computacenter in der Schweiz ins neue Jahr gestartet und wo denken Sie, am Ende des Jahres zu stehen?

Pascal Kaeser: Das erste Quartal 2018 war gut, wir sind auf Wachstumskurs.

ZUR PERSON
Pascal Kaeser (29) studierte Sportmanagement an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaft (ZHAW) und startete seine Karriere bei einer Eventagentur der TIT-PIT GmbH, wo er die Bereiche Sales und Sponsoring auf- und ausgebaut hat. 2013 wurde er Leiter Marketing/Sales und Mitglied der Geschäftsleitung bei der Citius AG, die von Computacenter per 5. Januar 2017 übernommen wurde. Seit März 2018 ist er – neben seiner Funktion als Verkaufsleiter von Citius – in Personalunion zusätzlich auch Leiter Verkauf & Marketing von Computacenter sowie Mitglied des Managements. In seiner neuen Funktion verantwortet Kaeser die weitere Homogenisierung der Verkaufsabteilungen von Computacenter und Citius, die weitere Integration beider Portfolios zu einem Angebot und die Positionierung der Produkte und Lösungen im Markt. Dabei wird er eng mit der international agierenden Organisation von Computacenter kooperieren und am Ausbau eines globalen Portfolios mitwirken.

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Pascal Kaeser: \"IT-Entscheidern ist heute klar, dass Digitalisierung ohne Cloud und Managed Services nicht funktioniert.\" (Foto: zVg)