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Im Zeitalter der Datenlecks und Datenschutzskandale stellt sich für Unternehmen oft die Frage, wie sie die Daten auf alten Festplatten sicher vernichten. Zumindest theoretisch ist das Problem gar nicht so schwer.

"Es genügt in der Regel das einfache Überschreiben aller verfügbaren Sektoren", erklärt etwa Nicolas Ehrschwendner, Geschäftsführer bei Attingo. Allerdings versagt diese Methode unter Umständen gerade bei Festplatten, die aufgrund von Schäden entsorgt werden. Wer wirklich hundertprozentige Sicherheit will, muss also schwere Geschütze auffahren - denn die bietet letztlich nur eine physische Zerstörung.

Formatieren sinnlos

Ein hartnäckiger Irrglaube ist, dass eine Festplattenformatierung Informationen vernichtet. "Die Daten einer formatierten Festplatte sind in vielen Fällen zu 100 Prozent rekonstruierbar", weiss Ehrschwendner. Viel sinnvoller sei es, wirklich die komplette Platte zu Überschreiben. "Das kann nach Stand der Technik im kommerziellen Bereich als ausreichend sicher betrachtet werden", so der Experte. Allerdings hat diese Methode ihre Grenzen.

Ein Problem sind defekte Sektoren, die bei altersbedingt ausgemusterten Platten durchaus vorkommen können. "Manche kommerzielle Löschsoftware wird dadurch erheblich irritiert. Das kann zu nicht vorhersehbaren Ergebnissen führen", sagt der Attingo-Geschäftsführer. Ebenso können ausgelagerte Sektoren sowie reservierte Bereiche dazu führen, dass für Experten einfach rekonstruierbare Informationen auf der Festplatte verbleiben. Zudem ist bei gröberen Plattendefekten ein Überschreiben nicht mehr so einfach, obwohl ein Spezialist Daten immer noch leicht retten kann.

Brutale Gewalt

Wer noch zuverlässigere Datenvernichtung will, dem bleibt letztlich nur brutale Gewalt. Ein Festplattenlocher etwa kann ein probates Mittel dafür sein. Zwar zerstört solch ein Gerät nur einen Teil der Datenscheibe, der Rest bleibt erhalten. "Eine Datenrekonstruktion ist aber nur mit sehr hohem technischen und zeitlichen Aufwand möglich. Wir reden da von mehreren Mannjahren", bestätigt Ehrschwendner. Das wird für potenzielle Spione in der Praxis wohl ebenso zu teuer sein wie für Unternehemen, die eine Platte irrtümlich gelocht haben.

Spielen Kosten keine Rolle, bleibt eine Datenrekonstruktion bei Festplatten aber möglich, solange nur ausreichend grosse Stücke der Magnetschicht übrig bleiben. "Partikel, die grösser als einige Mikrometer sind, sind theoretisch mit Hilfe von Rastersondenmikroskopen auslesbar", erklärt der Attingo-Experte. Wird eine Festplatte geschreddert und dann fein genug gemahlen, ist das nicht mehr der Fall. Alternativ dazu bietet sich ein sogenannter Degausser an. Das ist ein Gerät, das die Oberfläche der Festplatte entmagnetisiert. Läuft dieser Prozess sauber ab, ist der Datenträger nachher komplett unbrauchbar.



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