Red-Hat-CEO Jim Whitehurst gehört zur eher seltenen Spezies von Firmenchefs in der IT-Branche, die auch ein tiefer gehendes Verständnis für technische Fragen hat. Zudem hat er aber natürlich auch eine Meinung zu den grösseren Trends im Gesamtmarkt - und zwar eine sehr pointierte, wie er nun im Gespräch mit ZDNet am Rande der eben in Vancouver abgelaufenen LinuxCon klarlegt.

Auf die - (nicht nur) am Rande der Konferenz als Witz kursierende - Frage, wann denn nun endlich das "Jahr des Linux-Desktop" komme, hat Whitehurst nämlich eine sehr klare Antwort: Nie. Dies aus einem simplen Grund: Für den Chef des weltgrössten Linux-Anbieters ist die Zeit des "Fat Clients", also des klassischen Desktops praktisch abgeschlossen, schon in fünf Jahren werde dieser weitgehend obsolet sein, zur reinen "Legacy"-Anwendung reduziert werden. Das betreffe keineswegs nur den Linux-Desktop, sondern auch Windows und Mac OS X.

Der Grund dafür: Die Kosten und der Aufwand, um ein solches System zu warten und sicher zu halten, seien einfach zu hoch, dies nicht zuletzt im Vergleich zu neuen Geräteklassen wie Smartphones und Tablets. Gerade im Geschäftsbereich sieht Whitehurst die Zukunft viel eher in Thin Clients und virtuellen Desktop-Infrastrukturen, wie sie etwas VMware oder Citrix im Angebot haben. Auch Red Hat selbst will hier mit Spice mitnaschen, auch wenn dessen CEO gleich klarstellt, dass man nicht direkt gegen Citrix - und dessen Windows-VDI-Angebote - antreten wird.

Neben solchen Angeboten sieht Whitehurst eine zunehmende Verlagerung in die Cloud, und somit eine immer deutlichere Verlagerung des Desktop-Geschehens in den Webbrowser. Insofern sei Googles Chrome OS ein sehr interessantes Projekt.



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