Der deutsche Automobilzulieferer Continental mit Zentrale in Hannover will die Entwicklung von Fahrassistenzsystemen und Roboterwagen-Software künftig unter Zuhilfenahme von Supercomputing-Technik vorantreiben. Dank einem nun mit Nvidia-Technik ausgerüsteten Hochleistungsrechner sollen Systeme auf Basis künstlicher Intelligenz schneller mit grossen Mengen Daten angelernt werden können. Auf dem Superrechner kann Continental ab sofort Simulationen laufen lassen, die zum Teil das Testfahren ersetzen.

Aktuelle fährt Continental mit seiner Flotte rund 15'000 Kilometer pro Tag - und das erzeugt täglich rund 100 Terabyte an Daten. Eine der Aufgaben des Nvidia-Computers ist es den Angaben zufolge, diesen Datenberg auszuwerten. Mit den Informationen sollen zudem auch die neuronalen Netze der KI-Systeme trainiert werden. Diese sollen zum Beispiel dafür sorgen, dass ein Fahrzeug einen Spurwechsel oder einen Kreisverkehr fliessend wie ein Mensch meistern kann. "Durch die Hochleistungstechnologien von Nvidia ist es möglich geworden, dass wir Prozesse, die früher Wochen brauchten, auf Stunden verkürzen können", konstatiert Christian Schumacher, der bei Continental für die Entwicklung von Fahrassistenzsystemen zuständig ist.

Die Simulation kommt dann vor allem beim Testen der Lösungen ins Spiel. "15'000 Kilometer am Tag klingt viel, aber es deckt bei weitem nicht ab, was man braucht, um sagen zu können, dass man in jedem Winkel der Welt mit solchen Systemen sicher unterwegs ist", betont Schumacher. "In der realen Welt passieren viele Dinge, die man nicht unbedingt vorhersehen kann." Man könne aber zum Beispiel eine Strasse bei Sonnenschein abfahren - und dann für die Sensoren Regen oder Schnee simulieren. Das beschleunige zum einen die Entwicklung und spare zum anderen Kosten, hebt Schumacher hervor.

Nvidia war lange Zeit vor allem als Grafikkarten-Spezialistin bekannt. Nachdem sich herausstellte, dass die Technik auch hervorragend für maschinelles Lernen geeignet ist, wurde der Konzern zudem zu einem führenden Anbieter bei künstlicher Intelligenz. Auf dieser Basis ging Nvidia ins Autogeschäft mit einem Komplett-Angebot von der Datenauswertung bis hin zu Technik zum autonomen Fahren. Vor wenigen Wochen kündigte Daimler an, dass Nvidia-Computer ab 2024 in alle neuen Modelle der Marke Mercedes-Benz eingebaut werden. Sie sollen Fahrassistenz-Systeme und das teilautomatisierte Fahren steuern. Die gemeinsame Vision ist ein Auto, das sich mit Software-Updates immer weiter verbessern lässt.

Die Partnerschaft mit Continental könnte Nvidia helfen, sich den Platz in mehr Fahrzeugen zu sichern. "Die Komplexität hat so zugenommen, dass es wichtig ist, dass man mit Partnern wie Nvidia eng zusammenarbeitet, damit man die Chips, die im Fahrzeug verbaut werden, optimiert nutzen kann", sagt Schumacher. Während man früher Bauteile einzeln eingekauft habe, "muss man jetzt viel enger zusammenarbeiten, damit die Software optimal mit der Hardware funktioniert, aber auch entwickelt werden kann".