Computacenter-CEO Massimiliano D`Auria (Bild: zVg)

Computacenter hat es sich ins Strategiestammbuch geschrieben, sowohl organisch als auch durch Akquisitionen zu wachsen. Nach Citius hat die IT-Dienstleisterin dieser Tage mit Pathworks bereits das zweite Schweizer Unternehmen binnen zweier Jahr zugekauft. Computacenter-CEO Massimiliano D`Auria erläutert im Gespräch mit ICTkommunikation die Hintergründe und Ziele dieses Zukaufs.

Interview: Karlheinz Pichler

ICTkommunikation: Spielt bei der Übernahme von Pathworks eine Nachfolgeregelung eine Rolle oder haben Sie das Unternehmen gezielt ausgesucht?

Massimiliano D`Auria: Eine Nachfolgeregelung ist hier nicht der Grund gewesen. Wir haben eine klare Strategie, mit der wir wachsen wollen: einerseits in unserem Kerngeschäft, andererseits schauen wir nach Ergänzungen, die zu uns passen. Die Akquisition von Pathworks erfüllt beide Anforderungen. Wir gewinnen weitere Kunden – hier vor allem in den Segmenten Öffentliche Verwaltung/ Bildung und KMU – und wir verfügen nun über ein eigenes Produktgeschäft. Das macht uns als IT-Generalunternehmer flexibler. Wir haben ab jetzt ein zusätzliches Glied in unserer Wertschöpfungskette und sind damit attraktiver für Bestandskunden und potenzielle Neukunden.

ICTkommunikation: Pathworks ist unter anderem als Hardware-Reseller bekannt, Computacenter als IT-Dienstleisterin. Wie passt dies zusammen?

Massimiliano D`Auria: Unser Kerngeschäft ist der elektronische Arbeitsplatz – da geht es um die Planung, die Funktionalität und den Betrieb von IT-Infrastruktur. Das ist nicht nur ein Dienstleistungs- und Servicegeschäft. Das ist gleichermassen IT-Management und -Organisation. Dazu gehört ausserdem die Entwicklung von IT-Strategien, Prozessgestaltung und natürlich – hier kommt Pathworks ins Spiel – die Hardware-Beschaffung. Ich wiederhole mich: Ein eigenes Produkthaus macht uns erheblich flexibler. Schweizweit betreut Computacenter an über 300 Standorten etwa 60.000 IT-Arbeitsplätze und ist ein führender Anbieter virtuell gemanagter IT-Arbeitsplätze aus der Cloud. Dass Hardware in diesem Zusammenhang eine wichtige Funktion hat, ist offensichtlich.

ICTkommunikation: Pathworks betreibt auch ein eigenes B2B-E-Procurement-Portal. Was erwarten Sie sich davon konkret?

Massimiliano D`Auria: Das Portal ist eine hervorragende Eigenentwicklung von Pathworks. Es erleichtert den gesamten Bestell- und Abrechnungsprozess des Hardware-Geschäfts und ist ein gutes Beispiel für durchgängige digitale Prozesse. Beispielsweise ermöglicht dieses Portal eine direkte Verbindung zwischen dem System des Kunden und unserem System, um Produktinformationen, Preise, Kundendaten, Angebote, Bestellungen und Rechnungen in automatischen Workflows auszutauschen. Damit reduzieren sich die Kosten für Administration und Beschaffung erheblich.

ICTkommunikation: Das in Neudorf bei Luzern angesiedelte Unternehmen hat Kundenschwerpunkte unter anderem im öffentlichen Bildungsbereich sowie im KMU-Segment. Sind diese Felder für Computacenter neu? Inwieweit kann Pathworks für Computacenter hier als Türöffnerin agieren?

Massimiliano D`Auria: Computacenter ist ein Generalunternehmer für die Konzeption, Planung und Bewirtschaftung der IT-Infrastruktur vor allem grosser und mittelgrosser Unternehmen. Natürlich hatten und haben wir auch Kunden in anderen Segmenten, aber nicht schwerpunktmässig. Pathworks ist auf den Öffentlichen Sektor spezialisiert, kennt sich mit genau solchen Ausschreibungen sehr gut aus und ist besonders stark an Schulen und Universitäten vertreten. Als Partner im Bildungsbereich bietet Pathworks Bildungsinstituten, ihren Mitarbeitenden, Schülern und Studierenden überzeugende Konditionen und Services. Für Computacenter ist das interessant. Das sind die Geschäftskunden von morgen.

ICTkommunikation: Ist Pathworks nur für Computacenter Schweiz wichtig, oder könnte die Akquisition auch für Computacenter international relevant sein?

Massimiliano D`Auria: Hier in der Schweiz bieten wir unseren Kunden ein vollständiges Portfolio von IT-Produkten, Diensten, Lösungen sowie Beratung – und ab jetzt, nach der Akquise von Pathworks, haben wir auch ein eigenes Hardware-Geschäft. Das macht uns schon allein in der Schweiz zu einem sehr attraktiven IT-Anbieter. Und durch unsere Einbindung in einen internationalen Konzern sind wir ausserdem für all jene Kunden interessant, die geschäftlich global agieren und ihren Hauptsitz in der Schweiz haben. Damit sind wir im Wettbewerb hervorragend aufgestellt und insofern ist die Akquisition von Pathworks auch für Computacenter plc. eine nützliche Sache.

ICTkommunikation: Computacenter hat sich mit Citius schon vor zwei Jahren ein Schweizer Unternehmen geschnappt. Was hat Ihnen diese Übernahme bislang konkret gebracht?

Massimiliano D`Auria: Tatsächlich war die Akquisition der Citius eine sehr gute Sache. Computacenter hat dadurch das eigene Portfolio hier in der Schweiz um die strategischen Bereiche Cloud, Virtualisierung, Mobility, Security und IT Consulting erfolgreich ergänzt. Es gelang uns in relativ kurzer Zeit, die Ressourcen und Angebote beider Firmen zu bündeln und eine einheitliche Ansprache aller Kunden zu gewährleisten. Unser Erfolg lässt sich in Zahlen belegen: Trotz der Margenerosion und des hart umkämpften Marktes im IT-Arbeitsplatz-Geschäft hatte Computacenter 2018 ein starkes Jahr. Der Umsatz konnte gegenüber dem Vorjahr um rund 20 Prozent auf etwa 30 Millionen Franken gesteigert werden, auch die Anzahl unserer Mitarbeiter wuchs zweistellig. Aktuell sind es 230. Was unser Wachstum treibt, ist die richtige Kombination gut aufeinander abgestimmter Professional und Managed Services sowie Beratung.

ICTkommunikation: Wo liegen im laufenden Jahr die grössten Herausforderungen für Computacenter Schweiz und welchen strategischen Einfluss hat die Pathworks-Übernahme auf die weitere strategische Planung?

Massimiliano D`Auria: Im Mittelpunkt unserer Strategie steht Wachstum, im Kerngeschäft und auch durch Diversifizierung. Gleichzeitig ist ein gesundes und planmässiges Wachstum meines Erachtens auch immer die schwierigste und grösste Herausforderung für ein Unternehmen. Die Übernahme von Pathworks hat keinen besonderen Einfluss auf unsere Strategie. Erstens haben wir das bereits in den letzten Monaten in unseren Planungen berücksichtigt, denn die finale Übernahme selbst war ja lediglich ein letzter juristischer Akt nach einer sorgfältigen Due Diligence-Prüfung. Und zweitens hat diese Akquisition keinen zentralen Einfluss auf das Kerngeschäft von Computacenter. Das Angebot von Pathworks ist für uns eine sehr gute Ergänzung, es macht uns im Produktbereich flexibler und wir erweitern unsere Kundenbasis. Im Übrigen passt Pathworks deshalb gut zu Computacenter, weil das Produktgeschäft auch ein wichtiger Bestandteil der gesamten Computacenter-Gruppe ist.

Computacenter-CEO Massimiliano D`Auria (Bild: zVg)
Computacenter-CEO Massimiliano D`Auria (Bild: zVg)