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Der Bereich Cloud Computing bleibt neben Mobile, Social und Big Data weiterhin eines der vier grossen Meta-Themen in der IT. Nach Meinung vieler Experten geht der Trend dabei klar in Richtung Hybrid Cloud. Im Rahmen einer Serie von Kurzinterviews befragen wir eine Reihe von Anbietern aktuell zu diesem Thema. Wie man bei Green.ch dieses Thema sieht, erläutert nachfolgend Franz Grüter ist CEO und VR-Präsident von Green.

Interview: Karlheinz Pichler

ICTkommunikation: Wie sieht der aktuelle Status im Bereich des Cloud Computing aus der Sicht eines RZ-Dienstleisters derzeit aus? Wie viel an Volumen ihres Unternehmensgeschäftes entfallen mittlerweile auf Cloud-Dienste?

Franz Grüter: Dass der Trend Richtung Cloud Computing geht, ist für uns klar erkennbar. Als Datacenter-Betreiber und Cloud-Computing-Anbieter kann Green.ch den Kunden beide Varianten und auch Kombination beider Welten anbieten. Es wäre aber unsinnig, mich hier bezüglich des Volumens auf einen Prozentsatz festzulegen. Zum einen ist der Übergang zwischen dem klassischen Rechenzentrumgeschäft und Cloud Computing fliessend, zum anderen stehen wir noch immer erst am Anfang einer Entwicklung. Viele Kunden arbeiten derzeit daran, die Infrastruktur, die sie derzeit noch betreiben, in die Cloud zu transferieren – gehostet nach wie vor in unseren Rechenzentren. Selbstverständlich nehmen die klassischen Dienstleistungen noch immer den weitaus grösseren Anteil am Geschäft ein, der Cloud-Bereich wächst jedoch mit beindruckender Geschwindigkeit.

ICTkommunikation: Wie sieht das Verhältnis zwischen klassischem Outsourcing und der Nutzung von Cloud-Technologien gegenwärtig aus?

Franz Grüter: Green selbst bietet kein Full Outsourcing an, sondern arbeitet hier mit Partnerfirmen zusammen. Von uns kann der Infrastruktur-Layer, also Rechenzentrumsplatz, Connectivity und Infrastructure as a Service (IaaS), bezogen werden.
Auch klassische Outsourcer bieten heute gerne Beraterleistungen für Cloud Computing an. In der Umsetzung handelt es sich dann aber zumeist um massgeschneiderte Lösungen auf dedizierter Hardware, was sie dann Cloud nennen. Im Gegensatz dazu ist unsere Cloud-Computing-Plattform hoch standardisiert und virtualisiert.

ICTkommunikation: Wie hoch ist denn der aktuelle Virtualisierungsgrad in ihren Rechenzentren?

Franz Grüter: Einen konkreten Grad anzugeben, ist sehr schwer. Wie bereits gesagt, ist in unseren drei Hauptrechenzentren – Lupfig, Glattbrugg und Zürich-Letzigraben – alles virtualisiert. Hier finden Sie keine alten Systeme mehr.

ICTkommunikation: Mit der Public und der Private Cloud standen sich bislang zwei Ansätze gegenüber, die nicht so recht miteinander vereinbar schienen. Nun aber scheint die Integration von Public-Cloud-Komponenten, wie etwa Speicherleistung, in Private-Cloud-Angebote zusehends gefragter zu werden. Das Schlagwort Hybrid Cloud kommt hier also immer mehr zum Tragen. Sehen Sie dies auch so?

Ja, das ist sicher korrekt. Beide Ansätze, sowohl die öffentliche wie auch die private Cloud, bieten klare Vorteile. Deshalb sorgen wir dafür, dass die Private Clouds der Kunden in unseren Rechenzentren jederzeit mit Public Clouds kombiniert werden können.

ICTkommunikation: Welche Anwendungsfälle eignen sich am besten für die Hybrid Cloud?

Franz Grüter: Die Anwendungsfälle sind schier unbegrenzt und beliebig kombinierbar. Generell hängt die Wahl der Cloud sicher vom Charakter der dort gelagerten oder verarbeiteten Informationen ab: Sind bei einer Anwendung Kerndaten, also unternehmenskritische Informationen, betroffen, wird das Unternehmen auf eine private Cloud setzen. Andernfalls profitieren die meisten Firmen gerne von den preislichen Vorteilen einer öffentlichen Cloud.

ICTkommunikation: Wo sehen Sie für Cloud im allgemeinen und die Hybrid Cloud im besonderen momentan die grössten Herausforderungen auf Sie zukommen?

Franz Grüter: Auf technischer Seite stellen für Hybrid-Cloud-Anwendungen sicherlich die Schnittstellen der beiden Systeme eine grosse Herausforderung dar. Ein reibungsloses Zusammenspiel ist nur dann gewährleistet, wenn beide Systeme verstanden und individuell an die Bedürfnisse des Nutzers angepasst werden können.

Ganz allgemein sehe ich die grösste Herausforderung allerdings in den Köpfen – und zwar nicht der Kunden, sondern der Outsourcer und Systemintegratoren. Die Kunden wären längst bereit, doch sie hören darauf, was ihnen die Berater sagen. Seit Jahrzehnten verkaufen diese ihren Kunden Hardware und Software, nun sollen es plötzlich Dienstleistungen und Abos sein. Dies erfordert eine neue Denkweise auf der Seite der Anbieter, und sie in den Köpfen zu etablieren, wird Zeit benötigen. Ich glaube, dieser Prozess wird länger dauern, als es viele derzeit glauben. Aber der Wandel wird kommen, wie uns die Entwicklung in den USA zeigt.

ZUR PERSON

Franz Grüter ist CEO und VR-Präsident von Green. Der diplomierte Marketingplaner und Elektrotechniker war zehn Jahre in der Geschäftsleitung der Bica AG im Bereich elektronische Zahlungsterminals tätig. Danach wurde er selber IT- und Internet-Unternehmer. 1996 gründete er seine erste Firma, die er an den US-Technologiekonzern Via Net.Works verkaufte. Er leitete den schweizerischen Ableger, den er 2005 kaufte und mit The Internet Company (TIC) zusammenlegte. 2008 übernahm er Green.ch, das er mit TIC fusionierte. Grüter ist verheiratet und hat drei Kinder.

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Green-CEO Franz Grüter (Foto: Phillip Schmidli)
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Green-CEO Franz Grüter (Foto: Phillip Schmidli)