Rezeption des neuen Headquarters von Box im Silicon Valley (Bild: Box)

Box wurde 2005 von den Studenten Aaron Levie und Dylan Smith gegründet. Das Unternehmen ist inzwischen an der Börse gelistet und hat über 1.500 Mitarbeiter. Eine typische Startup-Geschichte von denen, die sich erfolgreich durchgesetzt haben?

Nicht ganz. Ungefähr bis zum Jahr 2009 verlief die Entwicklung des Unternehmens eher gemächlich und man wurde nur als ein weiteres Angebot für File-Sharing neben Dropbox und anderen wahrgenommen. Damals kam man jedoch darauf, dass man nur überleben kann, wenn man sich breiter aufstellt. Angepeilt wurde deshalb eine Erweiterung in Richtung Software-as-a-Service (SaaS), um den Unternehmen eine Plattform zur Verfügung zu stellen, mit der sie ihre bestehenden und künftigen Applikationen intern für die Mitarbeiter und extern für Partner und Kunden zur Verfügung stellen können.

An der Kundenveranstaltung Boxworks, die Ende August 2018 wieder im Konferenzzentrum Moscone in San Francisco stattfand, nahmen mehrere tausend Kunden und weitere Interessenten teil. Stolz teilten die Veranstalter mit, dass man inzwischen etwa 87.000 Kunden habe, darunter 69 Prozent der Fortune 500. Auf die Nachfrage, wieviel es denn nun genau sind bei den drei Kategorien grosse, mittlere und kleine Kunden, stösst man allerdings auf Schweigen – diese prozentuale Aufteilung wolle man nicht mitteilen, hiess es unisono bei jedem Gesprächspartner von Box.

Box versteht sich heute hauptsächlich als übergeordnete Plattform- und SaaS-Anbieter, der Tools für Collaboration und Communication bereitstellt. Über 1.800 Software-Programme sind mittels Schnittstellen (APIs) bereits in die Box-Lösungen integriert – von Adobe bis zu Microsoft oder SAP. Von Beginn an liegen alle Box-Daten in der Cloud, was ihren Austausch in einem Unternehmen oder mit Partnern deutlich erleichtert. Eventuell aufkommende Security-Herausforderungen hatte man bei Box immer im Auge, sagt CEO Levie – und die Kunden hätten das durchaus begriffen.

Mit Cloud Content Management sieht sich Box als Protagonist der Digitalisierung der Unternehmen und besonders des digitalen Arbeitsplatzes. Mit einem neuen, einheitlichen “Activity-Stream” für in Box gespeicherte Dateien können Mitarbeiter laut Box “leichter sehen, wie ihre Inhalte mit anderen SaaS-Anwendungen, die sie täglich verwenden, verbunden sind” – Beispiele sind verbreitete Programme wie Slack, Salesforce und Docusign.

Auf Basis der Box-Plattform können Mitarbeiter “nahtlos zwischen allen Anwendungen wechseln, die sie für ihre Arbeit nutzen“, erläutert Jeetu Patel, Chief Product and Chief Strategy Officer bei Box (früher bei Syncplicity und EMC). "Unternehmen benötigen heute eine einheitliche Quelle für Informationen, die sowohl vom Endnutzer als auch im Back-End zu erreichen ist – genau hier liegt das Potenzial des Cloud Content Managements." Box biete damit eine einzige Plattform für die Verwaltung, Sicherung und das gemeinsame Bearbeiten von Inhalten.

Eine weitere Ankündigung betraf die öffentliche Beta-Version der Integration in die G-Suite von Google. Firmenmitarbeiter können G-Suite-Dateien wie Google Docs, Google Tabellen und Präsentationen erstellen und bearbeiten, ohne Box zu verlassen. Dadurch bleiben die Steuerelemente, die Sicherheit, die Governance und die Compliance-Funktionen von Box erhalten. Auf der anderen Seite wird Box in Gmail integriert werden.

Kūnstliche Intelligenz und Automatisierung halten mit "Box Skills” Einzug in die Box-Welt: "Box Skills nutzt Tools und Methoden der künstlichen Intelligenz, um Inhalte in Box noch effizienter zu verwalten”, heisst es bei dem Hersteller. Des Weiteren hat man in San Francisco neue Funktionen für die Bearbeitung und Automatisierung von Inhalten bekanntgegeben, “um die digitale Transformation in Unternehmen weiter voranzubringen”. Box Skills soll ab Dezember 2018 erhältlich sein.

Mit “Box Feed” wurde ferner eine Beta-Version eines neuen Tools angekündigt: “Box Feed zeigt die neuesten Kommentare und Updates zu Dateien und Ordnern an, an denen eine Person derzeit arbeitet. Ausserdem werden, auf der Grundlage des Netzwerks von Personen und Teams, Empfehlungen zu den Dateien bereitgestellt, die für jeden einzelnen Mitarbeiter am wichtigsten sind.”

Box hat sich bisher vor allem im amerikanischen Markt etablieren können. Fūr die bisher vernachlässigte Expansion nach Europa und Asien wurde eine neue massive Strategie angekündigt. Etwa 200 Mitarbeiter sollen von einer Zentrale in London aus und weiteren Būros in Deutschland, Schweden, Frankreich, Italien und den Niederlanden den europäischen Markt beackern. Zum General Manager Emea wurde Chris Baker bestellt, langjähriger Sales-Mitarbeiter bei Salesforce, Qlik und Concur.

Box-CEO Aaron Levie (Bild: Box)
Box-CEO Aaron Levie (Bild: Box)
Wie Cloud-Content-Management aus Sicht von Box funktioniert (Bild: zVg)
Wie Cloud-Content-Management aus Sicht von Box funktioniert (Bild: zVg)