Hinter der „neuen Client-Centric-App-Lösung“ des indischen Unternehmens Zoho steckt eine neue Philosophie für Software. Ravindranath Shankar, seit bald 20 Jahren bei Zoho Designer von Zoho CRM und heute veranwortlich für die nächste Software-Generation, gilt im weltweiten CRM-Markt für Experten auch als Bill Gates von Indien. Im Gespräch mit ICTkommunikation gewährte er Einblicke hinter die Kulissen und zeichnete eine interessante Reise für die künftige Software-Entwicklung.

Interview: Roger Eric Gisi

ICTkommunikation: Erklären Sie doch bitte, was denn mit Zoho besser, als mit bisherigen Software-Lösungen, sein soll.

Ravindranath Shankar: Zunächst: Wir pflegen sehr interessante und namhafte Kundenkontakte in Mitteleuropa und unser Wachstum hier zeigt steil nach oben; soviel zum Werbespruch. Zu Ihrer Frage was wir besser könnnen? Nicht viel, ehrlich gesagt. Wir gehen die heutigen, von der Digitalisierung geprägten und in Zukunft noch agiler, flexibler und schneller werdenden Anforderungen anders an! Den sich stetig verändernden Prozessen und Informationswegen in Unternehmen begegnen wir mit unseren App as a Service mit sehr grosser Flexibiliät, mit agilem Anpassen innerhalb der Software-Architektur, - einfach zukunftsorientiert.

Sie sprechen von „Software-Lösungen“, wir sprechen von „App as a Service“, und zwar exakt fokussiert auf die jeweiligen Funktionsanforderungen, die im Informations- und Arbeitsprozess benötigt werden. Ein modernes Unternehmen besteht heute aus ein paar - nennen wir sie Layern - entlang der Kundenwertschöpfungskette. Da sollte die IT eben einfach IT sein, sich also zur wirklichen Support-Funktion entwickeln.

ICTkommunikation: Welche Unternehmens-Bereiche decken Sie mit Zoho heute ab und wie muss man sich Ihre App-Software vorstellen?

Ravindranath Shankar: In der digitalisierten Welt bewegen wir uns in Prozessen aus Kundensicht und im Flowmodus. Die "statischen Prozesse" werden sich mehr und mehr ändern und verschwinden. Diese Anforderungen antizipieren wir mit den Apps as a Service: We build Software – während der Kunde diese Funktionen benötigt. Und zwar ziemlich durchgehend: für Collaboration, das Marketing und den Verkauf, die Service-Abteilung, für den Support, fürs Accounting und Controlling und weiter für HRM, sowie fürs Management und natürlich fürs Reporting.

Wir gehen noch einen Schritt weiter. Stellen Sie sich vor, dass Ihr Unternehmen besser wird, wenn Apps zusammenarbeiten. Mit Zoho One bieten wir eine Suite mit mehr als 40+ integrierten Unternehmens- und Produktivitätsanwendungen für das gesamte Unternehmen. Aktivieren Sie einfach eine App, um einen Prozess zu verbessern. Verbinden Sie dann mehrere Apps, damit verschiedene Teams zusammenarbeiten können, um Kunden zu begeistern, Finanzen zu verwalten und produktiv zu arbeiten. Und was Apps können, können integrierte Apps noch besser. So wird beispielsweise mit einer Sales-App das Vertriebsteam produktiver und mit Zoho One sind Ihre Vertriebs-, Marketing-, Buchhaltungs- und Support-Teams und alle anderen in Ihrem Unternehmen stärker vernetzt und produktiver als je zuvor. Ein Datensatz, ein Datenfluss durchs ganze Unternehmen hindurch. Weiter gibt es noch sehr viele technische Rafinessen, die ich aber hier nicht alle erzählen will.

ICTkommunikation: Kundenmanagement, CRM/XRM, Kundenorientierung und Client Centrics waren Ihre früheren Kerngebiete. Wie sehen Sie da die Entwicklung und die Anforderungen an Ihre Software?

Ravindranath Shankar: Das ist auch heute noch so. Die Digitalisierung beschleunigt eine sehr interessante Entwicklung. Ein Hauptttreiber für profitables Wachstum ist mehr profitabler Umsatz, und dieser findet an den Kundenschnittstellen statt. Der zentrale Schlüssel für mehr profitablen Umsatz liegt im effizienten und effektiven Kundenmanagement und im effizienten Erkennen seiner Interessen. Dazu müssen Unternehmen in Marketing, Service und im Verkauf strategisch, organisatorisch und operativ bestmöglich aufgestellt sein. Und hier erkennen Sie genau den Weg, auf dem wir mit unseren App-Suites schon sind. Denn die grössten Wachstumspotenziale für steigende Kundenerwartungen, das Streben nach Individualisierung, verändertes Konsum- und Informationsverhalten, die technologischen Entwicklungen sowie stetig steigender Kosten-, Wettbewerbs- und Margendruck stellen die Unternehmen vor permanente Herausforderungen. Etablierte Geschäftsmodelle sind bedroht und historisch gewachsene Strukturen und Prozesse halten den steigenden Anforderungen nicht mehr stand. Unternehmen können und müssen Beziehungen mit Kunden etablieren und leben, in denen beide ihre Ziele erreichen. Diese Herausforderungen unterstützen wir mit all unseren Anwendungen und App-Suites.

ICTkommunikation: Kürzlich haben Sie mitgeteilt, dass Sie mit neuen Connectoren auch Microsoft-Anwendungen wie Outlook, das schweizerische Abacus Vi und sogar SAP S4/Hana nahtlos integrieren und so noch mehr Durchgängigkeit im Arbeitsablauf erreichen könnten.

Ravindranath Shankar: Das stimmt natürlich: Bis Ihre IT, mag diese noch so agil unterwegs sein, einen neuen Release einspielt, haben sich die Kundenerwartungen bereits wieder geändert und verschoben. Und diese sind nun einmal Key fürs Überleben Ihres Unternehmens, für Ihre Kundeninteraktion. Zoho-Kunden erzählen uns, dass sie mit viel mehr Flexibilität schnellere Reaktionszeiten auf Kundenwünsche und mehr Professionalität in den Prozessen erhalten, weil diese einfach, auf neueste Situationen adaptiert, punktgenau stimmen. Das Ganze sei effizienter und bringe gewaltige Kostenersparnisse mit sich. Und so gesehen bringt Zoho eben auch für SAP-Kunden beispielsweise Geschwindigkeit und Flexibilität und somit auch Geld zurück. Mit den Connectoren und APIs binden wir viele grosse, gängigen Systeme in Zoho ein und realisieren unsere Philosophie 360-Grad as a Service. So sprechen wir denn auch über die Zoho-Suites mit ihren vielen Eigen- und Fremd-Funktionen von einer grossen, schweren Softwarelösung. Sehen Sie, viele sprechen heute von Security by Design - wir liefern Software by Design.

ICTkommunikation: By Design in Ehren, Herr Shankar, aber bei mehr als 40 Anwendungen werden wohl einige einen recht rudimentären Prozess und nur wenige Funktionen unterstützen.

Ravindranath Shankar: Könnte man meinen, aber unser Ehrgeiz lässt das nicht zu. Unsere Suite beinhaltet Anwendungen mit dem breitesten Funktionsumfang der Welt. Unsere Produktteams sind als eigenständige Unternehmen geführt mit dem Ziel, in ihrer Kategorie die besten zu sein. Einige Apps sind fortschrittlicher, ausgereifter als andere, aber eine Funktionsvielfalt und eine Tiefe sind durchaus gleichzeitig möglich. Dieses Modell haben wir in den letzten beiden Jahrzehnten perfektioniert. Und erstens zeigen es uns die Kunden auf, falls Sie noch mehr Spezifikationen benötigen, und zweitens sind wir daran interessiert, schon heute branchenspezifische Funktions-Landschaften anzubieten, denn das wird die nächste Ära sein.

ICTkommunikation: Sie bieten diese Software für „Null Franken“ an, - wie verdienen Sie denn Ihr Geld und wieso sollen wir in der Schweiz indische Produkte kaufen?

Ravindranath Shankar: Das stimmt nicht ganz, aber fast bei Null liegt der Preis. Ich glaube in Deutschland bieten wir die komplette Suite für 30 Euro pro Mitarbeiter und Monat an. Von der Schweiz weiss ich, dass unser Schweizer Vertreter Cleverbridge in Ebnat-Kappel beispielsweise für Startups Zoho One kostenlos abgibt. Genaueres können Sie direkt bei dieser Firma in Erfahrung bringen.

Grundsätzlich lebt unser Unternehmen von den Skaleneffekten. Dazu einen Seitenblick auf unsere Herkunft: Chennai gehört zur Software-Region Bangalore, welche in der Schweiz bestens bekannt ist. Alleine in unserer Stadt leben mehr Menschen als in der Schweiz, und unser Wirtschaftswachstum beträgt in etwa 7 Prozent. Nach China ist Indien das Land mit der grössten Bevölkerung. Die Software-Industrie ist der grösste Exporteur unserer Volkswirtschaft. Im letzten Jahr lag der Umsatz bei ca. 180 Mrd. US-Dollar und wir sind als „grosse Dienstleister und Logiker“ bekannt. Die Produkteplaette von Zoho deckt sowohl Anforderungen für die Mikro-Ökonomie ab, und sie bietet Funktionslandschaften für multinationale Konzerne und deren IT.

Hier in der Schweiz stellen wir ein gesundes Qualitätsbewustsein und ebenfalls eine gute Art, Investitions-Schutz einzufordern, fest. Das kommt unserem Denken sehr nahe. Digitalisierung heisst vor allem, eine durchgehende Prozesslandschaft und zusätzliche Arbeitsabläufe, welche bisher losgelöst funktionierten, noch besser und schneller einzubinden. Darauf sind unsere Partner spezialisiert. Sie helfen vom Change, dem Gestalten zukunftsfähiger Prozesse, bis hin zur Integration von Zoho und dem entsprechenden Support. Das ganze auf unterschiedlichen Flughöhen. In einer IT-Roadmap eines Konzerns die technologischen Machbarkeiten prüfen oder die Übernahme von Wordvorlagen (mit Textfiles, Logos) oder Makros aus Excel übernehmen – das alles sollte heute keine Rolle mehr spielen. Auch mit den neusten Tools komplexe Logiken und Automatisierungen anzugehen und damit einen Teilprozess zu bauen, darauf sind unsere Integrationspartner spezialisiert. Sie können Datenbanken und technische Infrastraktur Zoho überlassen. Bei der Partnerwahl achten wir sehr darauf, dass diese prozessuale Erfahrung vorhanden ist, aber vorallem, dass unsere Dienstleistungskultur bis zu den Schweizer Kunden durchdringt und durch den lokalen Partner im Kundenprojekt weiter entwickelt wird. Damit haben Sie viele gute Gründe, um auch in der Schweiz Zoho zu kaufen.

Ravindranath Shankar, seit bald 20 Jahren bei Zoho Designer von Zoho CRM (Foto: Christian Bühlmann)