Von Digitec Galaxus rausgeschmissen: Twint (Logo: Twint)

Beim grössten Schweizer Online-Warenhaus Digitec Galaxus, das zu 75 Prozent der Migros gehört, hat es sich ausgetwintet. "Der Zahlungsdienstleister Twint hat uns seinen Service abgeschaltet", schreibt dazu Digitec Galaxus-Sprecher Alex Hämmerli in einem kritischen Blogpost. Der Schritt habe sich über Monate abgezeichnet.

Gemäss dem Hämmerle-Post habe Twint dem Online-Warenhaus eine deutlich höhere Zahlungsgebühr aufzwingen wollen. Die Migros-Tochter habe sich aber geweigert, die Preiserhöhung zu übernehmen. Denn die Mehrkosten hätten auf die Kunden abgewälzt werden müssen. Hämmerle in seinem Post: "Wir bedauern den Schritt von Twint. Twint war bis zuletzt nach Kreditkarte und Rechnung das drittpopulärste Zahlungsmittel der Digitec- und Galaxus-Kunden. Im Jahr 2015 gehörten wir zu den ersten, die die neue Zahlungsoption anboten. Wir entschieden uns für Twint, weil das Unternehmen mit dem Anspruch antrat, sich als günstiges alternatives Zahlungsmittel zu etablieren. So war ursprünglich angedacht, dass man in der Twint-App nur das Bankkonto hinterlegen kann – nicht aber teure Kreditkarten. Es kam anders."

Twint schoss heute umgehend zurück. Nicht Digitec habe Schluss gemacht, sondern Twint habe den Vertrag gekündigt, weil das Online-Warenhaus nicht bereit gewesen sei, nach einer günstigeren Anfangsphase eine faire Übermittlungsgebühr zu bezahlen. "Die veröffentlichten Behauptungen von Digitec Galaxus sind falsch und irreführend", heisst es weiter. Twint gehöre zu den Zahlungsmitteln mit den tiefsten Transaktionsgebühren. Zudem verrechne Twint keine "versteckten Kosten". Auch die anderen Behauptungen seien reine Augenwischerei. Laut Twint haben die über 7000 anderen Vertragspartner die höheren Gebühren akzeptiert – darunter also auch die Digitec Galaxus Mutter-Firma Migros, an deren Kassen man nach wie vor das Handybezahlsystem verwenden könne.

In einem ergänzen Blog-Eintrag reagiert Hämmerle wiederum auf die Vorwürfe Twints: "Tatsächlich verlangt Twint von Digitec Galaxus eine Zahlungsgebühr, die höher ist als die meisten bei uns genutzten Zahlungsoptionen. Selbst manche Kreditkarten sind bei uns günstiger als die Twint-Offerte. Und das, obwohl die Twint-Nutzer grösstenteils ihr Bankkonto hinterlegt haben – und nicht eine vermeintlich teure Kreditkarte. Wir finden: Twint hat im Onlinehandel nur eine Daseinsberechtigung, wenn die Dienstleistung klar günstiger ist als die der Kreditkarten. Von Verhandlungsbereitschaft seitens Twint kann ausserdem nicht die Rede sein: Twint beharrt seit Monaten auf einem neuen, um Faktoren höheren Preis, der für uns nicht akzeptabel ist. Und das Unternehmen ist nicht zu einem Kompromiss bereit. Twint hatte uns 2015 mit dem Versprechen überzeugt, dass sie als Debitlösung mit günstigeren Konditionen gegen die hohen Kreditkartengebühren antreten wollen. Dieses Versprechen konnte Twint nun leider nicht mehr einlösen. Weil wir den neuen Vertrag nicht annehmen wollen, hat uns Twint seinen Service abgeschaltet."

Wir sind für Gespräche mit Twint weiterhin offen. Wir bedauern, dass eine für unsere Kunden beliebte Zahlungsoption weggefallen ist. Ob Twint auf die Forderung von Digitec Galaxus für ein "entschlacktes Twint" eingeht, ist noch offen.



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