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Die Relevanz der Informationstechnologie in der Arbeitswelt nimmt zu, aber der Stellenwert der CIOs in Unternehmen sinkt. Das zeigt eine weltweite Umfrage des Beratungshauses Harvey Nash.

"67 Prozent der befragten CIOs gaben laut Studie zu Protokoll, dass das Innovationspotenzial der IT nicht abgerufen wird. Die Relevanz der CIOs hat in den vergangenen Jahren gelitten. Die IT-Chefs werden zu Dienstleistern in der eigenen Organisation degradiert. Besonders während der Rezession ist die Zahl der CIOs, die direkt an den Vorstandschef berichten, demnach drastisch zurückgegangen. So langsam kehrt sich dieser Trend aber wieder um. Auch von den CIOs werden in den nächsten Jahren verstärkt wieder Innovationen für das Kerngeschäft gefordert. Das wandelt sich allerdings nur sehr langsamt", so Udo Nadolski, Geschäftsführer von Harvey Nash in Düsseldorf.

In den vergangenen fünf bis sieben Jahren hat man die IT nur unter dem Gesichtspunkt der Kostenreduktion betrachtet. Im Zuge dieses Blickwinkels ist der CIO nur damit beauftragt worden, das vorhandene Rüstzeug zu optimieren und die IT als Dienstleistung so kostengünstig wie möglich bereitzustellen. "Wenn Mitarbeiter morgens ins Büro kommen, erwarten sie ganz selbstverständlich, dass das Telefon funktioniert. Genauso betrachtet man auch die IT. Notebooks müssen laufen, Netzwerkverbindungen einwandfrei laufen und Applikationen sollten abrufbar sein. Und das Ganze so preisgünstig wie möglich", meint Nadolski.

So können allerdings keine Innovationen oder neue Geschäftsmodelle auf Basis der IT entstehen. Hier erweise sich in der Regel die IT nicht als Antreiber oder Enabler, sondern die Fachabteilungen. "Sie geben den Ton an, was als nächstes an Geschäftsmodellen im Markt angeboten wird. Wenn der CIO nicht mit am Vorstandstisch sitzt, ist das auch nicht verwunderlich", erklärt Nadolski. Er werde nur mit den fertigen Entscheidungen konfrontiert und müsse sie umsetzen.

Die Anbieter von Informationstechnologie seien an dieser Entwicklung nicht ganz unschuldig, so der Fachmann. Es gehe selten um die Kernthemen der Anwender, sondern fast nur um so genannte Prozessoptimierung, Kosteneffizienz und Einsparpotenziale. "Die IT-Branche versucht, ihre eigenen Businessmodelle durchzusetzen und ist sehr selbstverliebt, wenn dem CIO im Anwenderunternehmen souffliert wird, was interessant und wichtig ist", kritisiert der IT-Kenner Nadolski. Als Beispiel führt er den inflationär von der IT-Industrie verwendeten Begriff "Unified Communications" an. Das werde als das glückseligmachende Medium der Zukunft angepriesen. Viele CIOs seien auf diesen Zug aufgesprungen und propagieren das im eigenen Unternehmen, ohne aber den Tauglichkeitstest gemacht zu haben. Die IT-Anbieter sind also an der Degradierung der CIOs nicht ganz unschuldig. IT-Chefs sollten vielleicht weniger auf diese Einflüsterungen hören, empfiehlt der Harvey Nash-Chef.