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Menschen mit Behinderung stossen nicht nur im realen Leben auf Hindernisse. Auch im Internet sind die meisten Seiten nicht an spezielle Bedürfnisse angepasst, obwohl es teilweise sogar laut Gesetz so sein müsste, wie der Guardian berichtet. Einfache Änderungen könnten die Situation schon stark verbessern, der höhere Aufwand hält Webdesigner aber oft davon ab, sich an gewisse Grundregeln zu halten.

Da ein immer grösserer Teil des Lebens der Menschen sich im Netz abspielt, führen mangelnde Zugangsmöglichkeiten heute zu ernsthaften Benachteiligungen, sowohl im Berufs- als auch im Privatleben. "In den letzten Jahren ist die Bedeutung von Barrierefreiheit im Webdesign stark gestiegen. Es gibt verschiedene Abstufungen von freiem Zugang. Ein wichtiger Punkt ist die Maschinenlesbarkeit, die es entsprechender Software erlaubt, den Inhalt einer Seite vorzulesen. Das erfordert, den Text entsprechend sauber zu strukturieren und auszuweisen", sagt etwa Pion-Websystems-Gründer Georg Pirker. Diese Maschinenlesbarkeit ist auch ein Kriterium für das Seiten-Ranking von Suchmaschinen, was die Situation in den vergangenen Jahren verbessert hat.

"Öffentliche Webseiten sind durch den Gleichheitsgrundsatz eigentlich dazu verpflichtet, entsprechende Massnahmen zu setzen. Private Sites bieten entsprechende Angebote vor allem, weil Maschinenlesbarkeit Vorteile beim Suchmaschinen-Ranking bietet. Trotzdem berücksichtigen viele Entwickler diesen Punkt nicht. Bei uns wird das bei jedem Projekt berücksichtigt", erklärt Pirker. Problematisch ist in diesem Zusammenhang etwa die Verwendung von Flash. "Eine Flash-Seite ist für ein Vorlese-Programm ein leeres Blatt Papier. Die Technologie sollte nur für Inhalte wie Videos genutzt werden", so Pirker.

Hier verspricht die Einführung von HTML5 Abhilfe. Das textbasierte Format ist für Maschinen besser zu lesen. "Derzeit werden viele Seiten ohne saubere Struktur im Quelltext konstruiert, weil das teurer und schwieriger wäre. Oft fehlt auch das Know-how oder es wird schlicht einfach nicht bedacht", erklärt Pirker. Auch die Verwendung von Videos auf barrierefreien Seiten erfordert einen Mehraufwand. So müssen die Menüknöpfe so gestaltet werden, dass sie von Hilfsprogrammen erkannt werden können. Ob Untertitel in die Videos integriert werden, hängt von den jeweiligen Produzenten ab.

Youtube versucht teilweise, Untertitel automatisch mit Spracherkennungssoftware zu generieren, was bisher aber nur begrenzt erfolgreich ist. "Technisch sollte eine automatische Lösung in Zukunft durchaus machbar sein. Aber auch hier fehlt oft das Bewusstsein für das Problem", sagt Pirker. In den sozialen Netzwerken formiert sich derzeit Widerstand gegen die Benachteiligung von Menschen mit Behinderung. Unter dem Hashtag #subtitlesnow haben sich jüngst Tausende Menschen dafür eingesetzt, dass Webdesigner stärker auf spezielle Bedürfnisse eingehen.

"Das Thema gewinnt an Bedeutung. Es gibt leider noch zu wenige Anbieter, die komplett saubere Strukturen erstellen, um barrierefreien Zugang zu ermöglichen. Die Anforderungen bei öffentlichen Aufträgen verlangen mittlerweile zwar immer Barrierefreiheit, bisher wurde dieser Punkt aber oft vernachlässigt. Es gibt definitiv Raum für Verbesserungen", sagt Pirker.



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