In der Hotel-Branche fürchten viele um ihre Jobs (Symbolfoto: Karlheinz Pichler)

Der rasante technologische Fortschritt stellt potenziell eine grosse Gefahr für Arbeitsplätze im Dienstleistungssektor dar. Dies trifft insbesondere auf Jobs im Hotelgewerbe zu, die mit einem relativ niedrigen Anforderungsprofil auskommen und im Vergleich zu anderen Branchen sehr leicht und kostengünstig durch Maschinen oder Software ersetzt werden können. Mit dieser Einschätzung sorgt derzeit die US-Gewerkschaft Unite Here für Stimmung gegen die zunehmende Automatisierung. Um die Stellen ihrer Mitglieder zu sichern, ruft sie nun Hotelmitarbeiter in mehreren Städten rund um den Globus zu Streiks auf.

"Man kann die technologische Entwicklung nicht aufhalten. Die Frage ist nur, ob die Arbeiter in dieser Entwicklung als Partner wahrgenommen werden oder als blosse Zuschauer, die davon einfach überrollt werden", zitiert die "New York Times" Donald Taylor, Präsident von Unite Here. Im Gegensatz zu Fabriksarbeitern, die bereits seit 1950 durch die fortschreitende Automatisierung viele Jobs eingebüsst hätten, sei dieses Schicksal Mitarbeitern mit niedrigen Einkommen im Hotelgewerbe bislang erspart geblieben. "Sie verdienten einfach zu wenig, um grössere Kapitalausgaben zu rechtfertigen, um sie zu ersetzen", betont der Gewerkschafter.

Doch das Kräfteverhältnis habe sich mittlerweile deutlich verschoben. "Die Investitionen, die heute notwendig sind, um verschiedene Tätigkeiten und Aufgabenbereiche im Hotelgewerbe - etwa an der Rezeption oder im Concierge-Service - vollständig zu automatisieren, sind vergleichsweise niedrig", meint Taylor. Damit steige auch die Gefahr, dass viele Angestellte in diesem Sektor bald ihre Jobs verlieren könnten, ist der Experte überzeugt.

Angst vor Alexa als Jobkiller

Angefeuert wird der Streikaufruf der Gewerkschaft Unite Here, die insgesamt mehr als 250.000 Mitglieder in den Vereinigten Staaten und in Kanada repräsentiert, auch von einem aktuellen Digitalisierungs-Vorstoss des Hotelkonzerns Marriott International. Der grösste Hotelanbieter in den USA hat nämlich erst kürzlich beschlossen, die Zimmer seiner Niederlassungen mit Amazons smarten Sprachassistenten Alexa auszustatten.

"Vielleicht erledigt ja Alexa bald meine Arbeit und ich werde nicht mehr gebraucht", meint Maria Mendiola, Concierge im Marriott Hotel in San Jose. "Wir haben diese Technologie nicht eingesetzt, um Jobs zu streichen, sondern um das Erlebnis unserer Gäste stärker zu personalisieren und bequemer zu gestalten", beruhigt hingegen eine Marriott-Sprecherin.