In der kartellrechtlichen Auseinandersetzung rund um die milliardenschwere Übernahme des Medienkonzerns Time Warner durch den Telekomriesen AT&T übt die US-Regierung massive Kritik am zuständigen Gericht, dass den Deal durchgewunken hat. Das erstinstanzliche Urteil "ignoriere grundlegende Prinzipien der Wirtschaftlichkeit und des gesunden Menschenverstands", heisst es in der veröffentlichten Berufungsbegründung des US-Justizministeriums.

Konkret wird dem zuständigen Richter Richard Leon vorgeworfen, er habe dem über 80 Milliarden Dollar schweren Megadeal im Juni nach sechswöchigem Prozess ohne jeglichen Auflagen grünes Licht gegeben. Mit der Berufungsklage geht das Mammutverfahren nun in die nächste Runde. Diese Entscheidung sei im Lichte der vorgelegten Beweise ein „klarer Fehler“ gewesen, erklärten die Washingtoner Wettbewerbshüter in ihrem 73 Seiten langen Begründungsschreiben. AT&T-Chefjurist David McAtee zeigte sich indes unbeeindruckt: Das Dokument enthalte nichts, was etwas an dem Urteil aus der Vorinstanz ändern sollte.

Der Fall sorgt auch wegen Donald Trumps persönlichem Engagement für viel Aufsehen. Der US-Präsident, der seit langem mit Time Warners Nachrichtenflaggschiff CNN auf Kriegsfuss steht, hatte sich wiederholt öffentlich gegen die Fusion ausgesprochen und bereits im Wahlkampf angekündigt, den Deal zu verhindern.