Hat ab sofort bei Ascom das grosse Sagen: Jeannine Pilloud (Bild: SBB)

Der CEO (Chief Executive Officer) des Schweizer Technologiekonzerns Ascom, Holger Cordes, wirft das Handtuch. Nach einer enttäuschenden Geschäftsentwicklung im ersten Halbjahr 2019 übernimmt Verwaltungsratspräsidentin Jeannine Pilloud auch das operative Ruder der Gruppe.

Cordes hatte den Thron bei Ascom erst vor drei Jahren bestiegen. Er sollte die Fokussierung der Gruppe auf Kommunikationstechnologie für den Gesundheitsbereich und auf Software vorantreiben. Die ehrgeizigen Wachstums- und Margenziele erreichte das Unternehmen unter seiner Leitung aber nicht. So verfehlte Ascom die Jahresziele für 2018 klar, was auch für Unruhe im Aktionariat sorgte.

So recht auf Touren kam Ascom auch im ersten Halbjahr des laufenden Jahres bei weitem nicht. So schrumpfte der Umsatz gegenüber dem Vorjahr um 4,2 Prozent auf 137 Mio. Franken, und die Ebitda-Marge sackte auf 1 Prozent nach 6,5 Prozent im Vorjahr ab. Immerhin resultierte dank dem Buchgewinn aus dem Verkauf einer Immobilie unter dem Strich ein leicht höherer Reingewinn von 6,5 Mio. CHF.

Ascom selber beurteilt die Entwicklung im ersten Semester aber als insgesamt "enttäuschend". Insbesondere im OEM-Bereich, der die Auftragsfertigung für Dritte umfasst, brach der Umsatz um 30 Prozent ein. Auch im Service-Bereich hätten sich die Massnahmen zur Steigerung der Qualität und Kapazität noch nicht voll ausgewirkt, lässt Ascom wissen.

Nach dem schwachen Abschneiden im ersten Halbjahr zog der Verwaltungsrat nun offenbar die Reissleine. An Stelle des abtretenden Holger Cordes übernimmt Verwaltungsratspräsidentin Jeannine Pilloud ab sofort auch die operative Leitung der Gruppe. Die ehemalige SBB-Managerin war erst im April dieses Jahres an die Spitze des Gremiums gewählt worden. "Die Entwicklung der Gruppe ging in die falsche Richtung, und darum mussten wir sofort reagieren", erläuterte Pilloud an einer Telefonkonferenz. An der strategischen Ausrichtung soll jedoch nichts geändert werden. "Wir wollen aber das Tempo erhöhen," so die neue Ascom-Chefin.

Innerhalb des Verwaltungsrats werde derzeit auch die Frage nach der „Best-Ownership“ der Gruppe, und damit auch ein möglicher Verkauf, eingehend geprüft. Noch sei es aber zu früh, um zum Ausgang der Diskussionen Angaben zu machen, so Pilloud. Detailliertere Angaben zum ersten Semester und ein Ausblick auf das laufende Jahr sollen am 14. August nachgereicht werden. Im März war als Zielgrösse für das laufende Jahr ein bereinigtes Umsatzwachstum zwischen 3 und 5 Prozent bei einer Ebitda-Marge zwischen 13,2 und 14,2 Prozent in Aussicht gestellt worden.

Darüber hinaus gibt Ascom auch bekannt, dass Jürg Fedier, Mitglied des Verwaltungsrates und Chairman des Audit Committee, zum neuen Independent Lead Director ernannt wurde.



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