Grafik: Deloitte

In der Schweiz arbeiten immer mehr in der Freizeit. 68 Prozent geben an, dass sie auf ihrem Smartphone während der Freizeit Geschäftliches erledigen; 29 Prozent tun dies sogar oft oder sehr oft. Gleichzeitig nutzen 84 Prozent ihr Gerät während der Arbeitszeit für Privates. Aktuell wird geschäftlich wie privat sehr oft kommuniziert: E-Mail, Telefon, Sofortnachrichten und Kalender sind wichtige Anwendungen. In Zukunft wird das Smartphone zu einem weit wertvolleren Arbeitsinstrument: Prozesse werden mobil abgewickelt, vor Ort erfasste Daten direkt verarbeitet und für Berechtigte verfügbar gemacht. Die Arbeitswelt wird agiler, die Zusammenarbeit intensiver und die Vernetzung höher – das gilt genauso für Industrie, Dienstleistung und Bildung.

Somit das Smartphone immer mehr zum Steuerungsinstrument für das Leben und die Arbeit: In der Schweiz besitzen mittlerweile 92 Prozent ein solches Gerät und 97 Prozent davon brauchen es täglich, nicht zuletzt auch für die Arbeit. Dies ergab eine Befragung von über 1000 Konsumenten in der Schweiz sowie insgesamt 54'150 Personen aus 34 weiteren Industrie- und Schwellenländern für den "Deloitte Global Mobile Consumer Survey".

Aus den Antworten aller arbeitenden Smartphone-Besitzer auf die Fragen zur beruflichen und privaten Nutzung ihrer Geräte lassen sich vier Gruppen bilden. Die kleinste Gruppe mit sechs Prozent bilden diejenigen, die ihr Smartphone zwar in der Freizeit beruflich nutzen, nie jedoch Privates während der Arbeitszeit erledigen. Am zweithäufigsten (10 Prozent) sind die Menschen, die Arbeit und Privates nach wie vor strikt voneinander trennen. Diese Gruppe ist mehrheitlich weiblich (61 Prozent) und eher älter.

Fast viermal so gross wie die erste Gruppe ist die Gruppe derjenigen, die zwar Arbeitszeit für Privates aufwenden, doch niemals Freizeit für Geschäftliches (23 Prozent). Auch hierzu gehören mehrheitlich Frauen. Die meisten gehen zwar nur ab und zu während der Arbeitszeit auf ihr Social-Media-Profil oder tauschen private Nachrichten aus. Ein gutes Drittel macht dies jedoch häufig oder sehr häufig. Die überwiegende Mehrheit der Beschäftigten in der Schweiz (62 Prozent) vermischt Arbeit und Freizeit am Mobiltelefon in beide Richtungen; die Männer sind hier in der Überzahl (58 Prozent).

Ähnliche Nutzung privat und geschäftlich

Die wichtigsten geschäftlichen Anwendungen sind E-Mail (48 Prozent), Telefon (44 Prozent), Kalender (36 Prozent) und Sofortnachrichten (35%). Kaum zehn Prozent der Befragten verwenden ihr Smartphone, um administrative Prozesse wie die Spesenerfassung, Planung von Arbeitseinsätzen, Stundenabrechnung oder Projektabwicklung zu erledigen. "In der stärkeren Verwendung von Smartphones für administrative Prozesse liegt ein grosses Potential zur Effizienzsteigerung – Unternehmen sollten dies nutzen, um Kosten zu sparen und konkurrenzfähig zu bleiben. Zudem werden die Angestellten von lästigem Papierkram entlastet," kommentiert Myriam Denk, Partnerin und Leiterin Future of Work bei Deloitte Schweiz.

Mit einer einfachen und intuitiven Benutzeroberfläche auf dem Smartphone ist es möglich, voneinander getrennte und aufwändige Prozessschritte komplett zu integrieren und zu digitalisieren. So kann zum Beispiel die Personal-Trainerin nicht nur ihre Kundentermine einfacher verwalten oder regelmässig automatisiert Rechnung stellen, sondern auch die Vitaldaten ihrer Kunden laufend messen und direkt nach dem Training individuelle Fortschritte grafisch aufgearbeitet versenden – ganz ohne ins Büro zurückzukehren.

Instruktionen auf Arbeitsfläche projizieren

Weiter kann durch die Integration von neuen Technologien wie Augmented Reality (AR) das Smartphone auch die Arbeitsweise komplett transformieren. AR kann in verschiedenen Branchen angewendet werden, wie etwa in der in Ausbildung, Medizin oder Industrie. So projiziert dann der Monteur beispielsweise Instruktionen oder Informationen direkt über seine Arbeitsfläche, so dass er präziser und rascher arbeiten kann. Bei Wartungsarbeiten werden Materialschwachstellen hervorgehoben oder komplexe Arbeitsschritte direkt auf dem Gerät Schritt für Schritt angezeigt.

"Die Arbeitswelt richtet sich immer mehr auf Flexibilisierung, Kollaboration und Konnektivität aus. Die neuen digitalen Technologien stellen das Verhältnis zwischen den Mitarbeitenden und dem Unternehmen auf eine völlig neue Basis; sie verändern auch den Arbeitsplatz und die Aufgaben an sich. Mobile Geräte und deren flexible, selbstbestimmte Anwendung sind ein wesentliches Element zur Realisierung der neuen Arbeitswelt. Noch besteht allerdings grosser Nachholbedarf bei Unternehmen und Mitarbeitenden," sagt Denk. So geben beispielsweise 42 Prozent der Befragten der Deloitte-Studie zur Zukunft des Arbeitsplatzes an, gar keine mobilen digitalen Geräte vom Arbeitgeber zur Verfügung gestellt zu bekommen.

Datensicherheit und Datenschutz

Durch die stärkere Anwendung digitaler mobiler Technologie muss auch in Cybersicherheit investiert werden. IT-Abteilungen und externe IT-Dienstleister werden sich entsprechend stärker mit den neuen Möglichkeiten und potenziellen Schwachstellen von mobilen digitalen Systemen auseinandersetzen müssen. Vernetzte Datenbanken und Echtzeitweitergabe von Informationen bringen zusätzliche Herausforderungen mit sich: Falscheingaben könnten sich rasch weit verbreiten oder nicht-autorisierte Personen Zugriff auf Daten und Systeme erhalten. Neben der Datensicherheit muss auch der Datenschutz gewährleistet bleiben sowie genau festgelegt und überprüft werden, welche Kundeninformationen wie und wofür genutzt werden dürfen.

Daneben darf man auch die individuellen Risiken einer weiteren Flexibilisierung der Arbeit nicht vergessen. In der Befragung sagten 66 Prozent von sich, dass sie durch die private Nutzung des Smartphones von der Arbeit abgelenkt werden, bei 19 Prozent ist dies sogar oft oder sehr oft der Fall. Zudem können sich mangelnde Ruhezeiten und die dauernde Verfügbarkeit negativ auf die Gesundheit der Mitarbeitenden auswirken. Auch im beruflichen Umfeld kommt es darum darauf an, bewusst und verantwortungsvoll mit dem Smartphone umzugehen. Arbeitgeber müssen hierbei ihre Mitarbeitenden sensibilisieren und nötigenfalls Regeln erlassen.