Klagt Amazon: Ebay (Bild: Wikipedia/Coolcaesar)

Das Online-Auktionshaus Ebay zieht Amazon vor Gericht, weil der Internet-Handelsriese angeblich in grossem Stil auf illegale Weise Topverkäufer abwerben wollte. Mitarbeiter von Amazon sollen über Jahre hinweg das Mail-System von Ebay ausgenutzt haben, um besonders absatzstarke Händler mit verdeckten Nachrichten auf die eigene Plattform zu locken. Ebay fordert eine richterliche Unterlassungsverfügung sowie Schadenersatz und Geldstrafen.

Gemäss der von Ebay eingereichten Klageschrift handle es sich dabei um ein breit angelegtes „Komplott“. Ab 2015 hätten Dutzende von Amazon-Vertretern Ebay-Konten eröffnet und versucht, über das E-Mail-System für Mitglieder des Internethandelsplatzes „viele Hunderte“ von Verkäufern dazu zu bewegen, Produkte bei Amazon anzubieten. Der „Missbrauch“ sei systematisch und koordiniert mit dem Ziel erfolgt, Ebay zu schaden. Bislang wollte sich Amazon nicht zu der Klage äussern. Beide Unternehmen sind stark auf unabhängige Händler angewiesen, die ihre Waren auf ihren Onlineplattformen verkaufen. Der Klageschrift nach gingen die Amazon-Mitarbeitenden strategisch vor und waren sich durchaus im Klaren, dass ihre Aktionen verboten waren. So sollen bei den Avancen gegenüber den Verkäufern gezielt Codewörter, Abkürzungen und Umschreibungen benutzt worden sein, die es Ebay erschweren sollten, sie per Schlagwortsuche zu finden. Der Firmenname wurde mit Satzzeichen wie Punkten oder Bindestrichen bewusst umgestaltet, sodass er in Mails statt als Amazon etwa als AMZ, A.M.Z.N. und a-m-a-z-o-n erschien. Laut Ebay wurden ausgeklügelte Methoden angewandt, um Spuren zu verwischen.

Die Abwerbeversuche über das interne Mail-System wurden laut Ebay nicht nur von Amazon-Mitarbeitern in den USA, sondern auch in Ländern wie Grossbritannien, Frankreich, Italien, Spanien sowie Australien und Singapur unternommen. Das „Wall Street Journal“ hatte bereits Anfang des Monats über den Fall berichtet und unter Berufung auf eingeweihte Kreise geschrieben, dass Ebay Amazon eine Unterlassungsaufforderung geschickt habe. Damals hatte eine Sprecherin von Amazon der Zeitung noch gesagt, man werde die Anschuldigungen untersuchen.