Rangliste der fünf grössten Bedrohungen nach Region (Bild: Trend Micro)

Das Cyberrisiko für die Schweiz hat sich im Vergleich zum ersten Halbjahr 2022 verringert und wird nun als "moderat" eingestuft, wie im "Cyber Risk Index" (CRI) des japanischen Sicherheitsanbieters Trend Micro zu lesen ist. Laut dem Index reduziert sich auch das globale Cyberrisiko zum ersten Mal von "erhöht" auf "moderat".

Der halbjährlich erscheinende CRI misst anhand gezielter Fragen die Diskrepanz zwischen dem aktuellen Sicherheitsniveau von Unternehmen und der Wahrscheinlichkeit eines Angriffs. Aus den gewonnenen Informationen wird ein Indexwert auf einer numerischen Skala von -10 bis 10 errechnet, wobei -10 den höchsten Risikograd darstellt. Der globale Index stieg von -0,15 im ersten Halbjahr 2022 erstmals auf +0,01 im zweiten Halbjahr 2022, was auf ein insgesamt moderates Cyberrisiko in den letzten sechs Monaten hinweist. Aufgeteilt nach Regionen weist der Index im zweiten Halbjahr 2022 einen Wert von +0,12 in Europa auf. Damit liegt auch Europa erstmals im positiven Bereich und führt sogar das globale Ranking an. Den europäischen Unternehmen wird eine gute Fähigkeit, neue Bedrohungen zu erkennen, eine gute Sichtbarkeit von Angriffen im Netzwerk und ein guter Incident-Response-Prozess attestiert. Für die Schweiz liegt der Cyber Risk Index mit einem Wert von 0,10 sogar knapp im "moderaten" Bereich.

Der Regionen-Vergleich zeigt, dass sich die Cyberabwehr in Europa und dem Asien-Pazifikraum verbesserte, während sie sich in Nord- und Lateinamerika in den letzten sechs Monaten leicht verschlechterte. Zugleich ist Europa jedoch auch die einzige Region, in der die cyberkriminellen Bedrohungen weiter zunehmen.

Laut der Studie sind die meisten Unternehmen nach wie vor pessimistisch, was ihre Aussichten für dieses Jahr betrifft. Ein Grossteil der Befragten hält es für "etwas bis sehr wahrscheinlich", dass es zu einem Breach von Kundendaten (63 Prozent in der Schweiz, weltweit 70 Prozent), geistigem Eigentum (67 Prozent in der Schweiz, weltweit 69 Prozent) oder einem erfolgreichen Cyberangriff auf das Netzwerk oder die Unternehmenssysteme (85 Prozent in der Schweiz, weltweit 78 Prozent) kommen könnte. Gegenüber dem letzten CRI, der im November 2022 veröffentlicht wurde, bedeutet dies einen Rückgang der Wahrscheinlichkeiten lediglich im niedrigen einstelligen Prozentbereich.

Die fünf häufigsten Cyberbedrohungen für Organisationen in der Schweiz sind nach Angaben der Befragten:
- Diebstahl von Anmeldedaten
- Clickjacking
- Registrierungs-Soam
- Ransomware
- Dateilose Angriffe

Laut dem Trend Micro CRI sind die grössten Risiken bei Schweizer Unternehmen in folgenden Bereichen angesiedelt und umfassen auch Schwachstellen, die von Mitarbeitern ausgehen:
- Cloud-Computing-Infrastruktur und -Anbieter
- Mobile und Remote-Mitarbeiter
- IoT-Geräte und Applikationen
- Böswillige Insider
- Fahrlässige Mitarbeiter

"Mit der zunehmenden Umstellung auf hybride Arbeitsformen sind Unternehmen zu Recht über die Risiken besorgt, die von unwissenden oder nachlässigen Mitarbeitern und der Remote-Infrastruktur ausgehen", erläutert dazu Larry Ponemon, Vorsitzender und Gründer des Ponemon Institute. "Unternehmen müssen sich nicht nur auf technologische Lösungen, sondern auch auf Menschen und Prozesse konzentrieren, um diese Risiken zu mindern."

Die schweizerischen Befragten äusserten die grössten Bedenken hinsichtlich der Vorbereitung ihres Unternehmens auf Cyberangriffe in folgenden Bereichen:
- Strategie: Investiert das Unternehmen in zeitgemässe Security-Technologien wie ML/AI, Automatisierung, Orchestrierung und Analytics?
- Technologie: Kennt die IT-Sicherheit den physischen Standort von geschäftskritischen Datenbeständen und Anwendungen?
- Prävention: Kann die Cybersecurity mit Gegenmassnahmen wie Honeypots Informationen über mögliche Angreifer gewinnen?

"Zum ersten Mal, seit wir diese Umfrage durchführen, hat sich der globale Cyber Risk Index nicht nur verbessert, sondern ist mit +0,01 in den positiven Bereich gerückt", betont Richard Werner, Business Consultant bei Trend Micro. "Das bedeutet, dass Unternehmen Schritte einleiten, um sich besser auf Cyberangriffe vorzubereiten. Besonders erfreulich ist, dass diese Entwicklung in der Schweiz sogar noch schneller voranschreitet. Trotzdem bleibt noch viel zu tun, denn es gibt nach wie vor genügend Risikoquellen. Der erste Schritt zur Bewältigung dieses Problems besteht darin, eine vollständige und kontinuierliche Sichtbarkeit und Kontrolle der Angriffsfläche zu erlangen."