Repräsentanten der Staaten, die der Europäischen Organisation für Kernforschung (Cern) angehören oder mit ihr verbunden sind, haben am Dienstag, 1. Oktober, in Genf deren 70-Jahr-Jubiläum gefeiert. Die Schweizer Bundespräsidentin Viola Amherd würdigte im Namen der Schweiz als Gründungsmitglied und Gaststaat die Errungenschaften des Cern und betonte, die Institution stehe für den Wissensdrang des Menschen und sei zugleich ein starkes Beispiel für die Erfolge, die von Staaten ausgehen, die nicht gegen-, sondern miteinander arbeiten.
Das Cern wurde 1954 mit dem Ziel gegründet, die Zusammenarbeit europäischer Staaten bei der friedlichen Nutzung der Kern- und Teilchenphysik sicherzustellen. Die Organisation gewährleistet die Spitzenforschung in der Hochenergiephysik. Seit seiner Gründung liefert das Cern entscheidende Beiträge zum Verständnis der Grundbausteine der Materie und zu den fundamentalen Kräften, die zwischen diesen Bausteinen wirken. Die Entdeckung des Higgs-Teilchens am Cern wurde mit dem Physiknobelpreis 2013 gekrönt. Im Zuge seiner Arbeiten in Genf hat Tim Berners-Lee zudem das Konzept des World Wide Web entwickelt. Am Cern sind heute 2500 Personen angestellt; die Organisation arbeitet mit rund 10'000 Gastforschenden aus aller Welt.
Schweizer Forschende aus zwölf Instituten an den beiden ETH, den Universitäten Basel, Bern, Fribourg, Genf, Lausanne und Zürich sowie dem Paul Scherrer Institut arbeiten an Cern-Experimenten, hauptsächlich in den Bereichen Teilchenphysik (Neutrinos, LHC, Materie/Antimaterie), Medizin und technologische Forschung (Elektronik, Werkstoffe). Dabei wird auch dem Technologietransfer zu Schweizer Industriefirmen grosse Aufmerksamkeit geschenkt. Die Schweizer Universitäten waren und sind auch beim Auf- und Ausbau der Cern-Infrastruktur stark engagiert, so u.a. bei den grossen Detektoren Atlas, CMS und LHCb für den LHC, wo insbesondere von Seiten der Universitäten Basel, Bern, Genf, Lausanne und Zürich sowie der ETH Zürich und Lausanne ein gewichtiges finanzielles und wissenschaftliches Engagement besteht.
Das Cern ist für rund 200 Schweizer Forschende, Ingenieurinnen und Ingenieure, technische und kaufmännische Berufsleute, Lernende und Studierende ein attraktiver Arbeitgeber. Gleichzeitig ist das Cern für die Schweiz ein interessanter Wirtschaftspartner: in der Form von Aufträgen an die Industrie- und den Dienstleistungssektor fliesst bis zum Dreifachen des jeweiligen Jahresbeitrages in die Schweiz zurück.
Die Schweiz finanziert in der Regel etwas mehr als 4 Prozent des jährlichen Cern-Gesamtbudgets von etwas über 1 Milliarden Franken. Verantwortlich für die Schweizer Beteiligung am Cern ist das SBFI.