Mobilfunk: nach 5G kommt Kampf um 6G (Foto: Karlheinz Pichler)

Die USA und China liefern sich ein geopolitisches Wettrennen um die Vormachtstellung des Mobilfunkstandards 6G. Für Regierungen und Unternehmen in den führenden Industrienationen geht es dabei um sehr viel. Wer sich bei der Entwicklung und Patentierung als erster durchsetzen kann, könnte der Gewinner der nächsten industriellen Revolution sein, meinen Experten. Und das, obwohl 6G frühestens in einem Jahrzehnt marktreif sein wird.

"Das Bemühen bei der Entwicklung von 6G ist so wichtig, dass es gewissermassen zu einem Wettrüsten geworden ist", zitiert etwa "Techxplore" Peter Vetter, Leiter des Bereichs Access and Devices bei den Bell Labs, dem Forschungsarm von Nokia. Das Gerangel zwischen den USA und China habe sich in den vergangenen Jahren deutlich intensiviert und zeige, wie Geopolitik heutzutage technologische Rivalitäten befeuern kann. "Wer in diesem Sektor wettbewerbsfähig bleiben will, benötigt eine ganze Armee von Forschern", betont Vetter.

"Dieses Mal wird sich Nordamerika nicht so leicht die Gelegenheit entgehen lassen, sich als Vorreiter eines technologischen Generationssprungs zu positionieren", ist Vikrant Gandhi, Senior Industry Director of Information and Communications Technologies bei der Consulting-Firma Frost & Sullivan überzeugt. Die Entwicklung von 6G würde den USA die Chance eröffnen, wieder "verlorenen Boden in Sachen Wireless-Technik" gutzumachen. "Wahrscheinlich wird der Wettkampf um die 6G-Vorherrschaft sogar schärfer als bei 5G."

China schon bei 5G vorne

Die harte Gangart Trumps gegenüber China habe chinesische Tech-Firmen zwar hart getroffen. Insgesamt gesehen habe diese Strategie die Volksrepublik aber nicht davon abhalten können, sich als Weltmarktführer in Sachen 5G zu etablieren, sind sich die Experten einig: "China hat den grössten 5G-Fussabdruck und Huawei hat auch trotz zahlreicher Versuche durch die USA, das zu ändern, immer noch die Nase im weltweiten 5G-Geschäft vorne."

Auch in Sachen 6G hat China bereits wichtige Schritte unternommen, um die eigene starke Position in Zukunft sicherzustellen. Zum Beispiel wurde im November ein Satellit mit der Mission ins All geschossen, potenzielle 6G-Übertragungen zu testen. Und Huawei betreibt ein eigenes 6G-Forschungszentrum in Kanada. In Washington bleiben derlei Aktivitäten natürlich nicht unbemerkt. So wurde etwa im Oktober die "Next G Alliance" mit dem ausdrücklichen Ziel ins Leben gerufen, die "Vormachtstellung der USA bei 6G" voranzutreiben. Mitglieder der Allianz sind quasi alle grossen US-Player wie Apple, AT&T, Qualcomm und Google.



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