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Eine Markstudie von Credit Suisse und der IT-Forschungsgruppe Tier 1 Research besagt, dass der Bedarf an Rechenzentrumsflächen (RZ) in der Schweiz jährlich um rund 20 Prozent wächst, während das Jahreswachstum an verfügbaren Flächen nur gerade mal 7 Prozent beträgt. Zu den hiesigen RZ-Flächenanbietern, die von der Nachfrage profitieren, zählt Interxion. ICTkommunikation unterhielt sich mit Eddy Van den Broeck, Managing Director der Interxion (Schweiz), über Trends und Entwicklungen im „Marktplatz Rechenzentrum“.

Interxion definiert sich als Anbieter für Colocation und damit verbundenen Dienstleistungen. Was verstehen Sie exakt darunter? Welche Dienstleistungen bieten Sie ausser der Bereitstellung von RZ-Fläche in der Schweiz noch an?

Die Beantwortung dieser scheinbar einfachen Fragen ist sehr komplex. Wir bieten nicht nur Colocation, Kühlung, Konnektivität, Managed Services, Sicherheit und Verfügbarkeit an. Der wichtigste zusätzliche Service, den wir bieten, ist es, Verständnis für die Bedürfnisse unserer Kunden aufzubringen. Sie sehen, unser Rechenzentrum ist ein Marktplatz, wo sich Organisationen treffen und Geschäftsmöglichkeiten vorantreiben.

In wie vielen Ländern ist Interxion heute eigentlich aktiv und welche Rolle spielt dabei die Schweiz?

Interxion betreibt 28 Rechenzentren in elf europäischen Ländern und betreut mehr als 1.100 Kunden. Die Schweiz hat einen ausgezeichneten Ruf, basierend auf einer wettbewerbsfähigen Steuergesetzgebung, einem liberalen Wirtschaftssystem, einem hohen Qualitätsanspruch, der politischen Stabilität und nicht zuletzt engen internationalen Beziehungen.

Als eines der reichsten Länder der Welt mit einem Bruttoinlandprodukt von über 70.000 Franken pro Einwohner (knapp über 70.000 US-Dollar), ist die Schweiz auch weltweit führend in der Anziehung von Investitionen, mit einem internationalen Nettoinvestment von rund 90.000 Franken pro Einwohner.

Zentral gelegen im Herzen von Europa, ist die Schweiz ein Kommunikations- und Transportknotenpunkt. Zürich ist dabei perfekt positioniert mit Anbindung an die führenden europäischen Märkte im Norden (Deutschland), im Osten (Österreich), im Süden (Italien) und im Westen (Frankreich). Kurz gesagt, die Schweiz als Gesamtes – und Zürich im Besonderen – bietet den idealen Standort für den ICT-Betrieb und deren Administration.

Sind die Rechenzentren von Interxion in allen Ländern gleich aufgebaut und organisiert?

Wir haben ein erfahrenes Team von Ingenieuren, die das sogenannte „DER“ (Datacentre Engineering Requirements) für technische Anforderungen entwickelt hat. Im „DER“ sind die Standards definiert, nach welchen alle Interxion-Rechenzentren gebaut werden.

Sind da irgendwelche spezifischen Kriterien, welche die Standortwahl für ein Rechenzentrum massgeblich beeinflussen?

Das kann variieren und ist abhängig vom jeweiligen Rechenzentrumsanbieter. Für uns muss der Standort unbedingt nahe an der Backbone-Verbindung oder beim Zusammenfluss einer grossen Anzahl von Tier 1-, 2- und 3-Netzwerken sein und die Leistungsverfügbarkeit, die ökologische Sicherheit und die geografische Nähe zu den Kunden bieten.

Was unterscheidet Interxion von den anderen Anbietern von Rechenzentren? Welches sind die Stärken von Interxion?

Die Qualität unserer Rechenzentren und die grosse Anzahl an Carriers, welche wir in jedem Rechenzentrum haben, erlaubt die Verbindung zum Markt und garantiert unseren Kunden die tiefst möglichen Verbindungskosten und eine hohe Verfügbarkeit.

Weiter sind wir Hardware- und Service-neutral. So haben unsere Kunden freie Wahl, mit wem sie ihr Business tätigen möchten. Zusätzlich verfügt jedes unserer Rechenzentren über einen führenden freien Internet-Austauschknoten – in der Schweiz ist es Swissix.

Was ich persönlich mag, ist, dass Interxion schon immer Marktführer gewesen ist. In der Vergangenheit mit der Entwicklung von Kaltgangeinhausung und heute mit Cloud Computing und der Berücksichtigung von erneuerbaren Energiequellen.

Zur Zeit schiessen in der Schweiz die Rechenzentren wie Pilze aus dem Boden. Ist die Nachfrage nach Rechenzentrumsleistungen wirklich so gross im Moment?

Nun, zuerst müssen wir mal unterscheiden zwischen dem, was kommuniziert und dem, was tatsächlich gebaut wurde. Dieser Sektor ist ein sehr kapitalintensives Business und nicht alle geplanten Expansionen verlassen das Zeichenbrett.

Aber ja, Studien zeigen, dass mehr als 80 Prozent aller Firmen noch immer ihre Rechenkapazitäten selber, also „in-house“, betreiben. Das Potenzial ist also riesig. Weiter führt die Digitalisierung der Gesellschaft, mit dem Gebrauch der Smartphones, iPads und sozialen Netzwerken wie auch mit dem mobilen Internet zu einem exponentiellen Wachstum – mit einem direkten Einfluss auf die Nachfrage nach Rechenzentrumsfläche.

Wird die aktuelle Bautätigkeit nicht irgendwann zu einer Überkapazität und daraus resultierend zur einer Strukturbereinigung führen?

Der Sektor hat von den Folgen in den späten 1990ern gelernt, so dass heute alle Marktteilnehmer sich auf bedarfsorientierte Expansionen fokussieren.

Der Carrier-neutrale Sektor erreicht nun die kritische Masse und liefert den Skaleneffekt und die Kundengemeinschaft, die weiterhin jene Unternehmensanwender anziehen wird, die ihre Infrastruktur in einem hochverfügbaren und gut vernetzten Rechenzentrum hosten möchten.

Auch Interxion hat seine RZ-Fläche deutlich ausgebaut. Wie gross ist die RZ-Fläche, die Interxion nun in der Schweiz bereitstellen kann, exakt? Reicht dies für die nächsten Jahre? Wie viel Prozent der Fläche sind belegt?

Interxion hat die zweite von drei geplanten Ausbauphasen ihres Hochleistungsrechenzentrums in Glattbrugg eröffnet. Die Phase 2 umfasst eine Rechenzentrumsfläche von 640 Quadratmetern und erweitert damit die Gesamtfläche auf 4.040 Quadratmeter.

Wie sieht das Rechenzentrum der Zukunft Ihrer Meinung nach aus?

Ich denke, dass es verschiedene Typen geben wird: Riesige Rechenzentren in entlegenen Gebieten mit viel freier Kühlung und günstiger Energie und hoch spezialisierte, auf (Inter)Konnektivität ausgerichtete Hubs, welche den Fokus auf zeitempfindliche Applikationen, Dienstleistungen und lokale Nischenplayer richten.

Im Rechenzentrumsumfeld spielt das Thema Security eine zentrale Rolle. Wie sind die Zentren von Interxion gesichert?

Sie verstehen sicher, dass es für mich nicht möglich ist, Ihnen die Details unserer Sicherheitsmassnahmen zu erläutern. Unsere [Sicherheits-]Massnahmen verfügen über die neuesten Standards in Einbruchmeldesystemen, Biometrie und Überwachungssytemen. Zusätzlich zur physischen Sicherheit setzen wir bedeutende Ressourcen ein, um die konstante Verfügbarkeit von Strom und Kühlung durch unsere 2N und N+1 Architektur sicherzustellen.

Welches sind die härtesten Konkurrenten von Interxion in der Schweiz und wie wollen Sie gegen diese bestehen?

Hmm… es scheint, dass alle um mich herum über den Wettbewerb sprechen. Ich investiere meine Zeit lieber darin, sicherzustellen, dass wir das Richtige für unsere Kunden tun. Dann müssen wir auch nicht darüber nachdenken, was die Mitbewerber tun.

Viele Analysten rechnen mit einem anhaltenden Wirtschaftsaufschwung. Was erwarten Sie respektive Interxion sich in diesem Jahr und darüber hinaus – speziell in Bezug auf Ihr Business?

Obwohl ich verstehe, warum Menschen auf das Wachstum fokussiert sind, gebe ich dem nicht das gleiche Gewicht. Ich bin mir nicht sicher, ob die natürlichen Ressourcen den unendlichen Wachstum unterstützen können. Ich setze daher meinen Fokus mehr auf die Qualität. Wir werden mit unser bedarfsorientierten Strategie weiterfahren, womit wir uns auf die Nachfrage der verschiedenen Segmente wie Financial Service, Cloud Computing, Digital Media und Content Distribution, Service Provider, Carrier & ISP Sektoren – und natürlich auch den Unternehmenssektor - ausrichten.

Zitate

"Die Schweiz ein Kommunikations- und Transportknotenpunkt!"

"Unsere Kunden freie Wahl, mit wem sie ihr Business tätigen möchten."

"Mehr als 80 Prozent aller Firmen betreiben noch immer ihre Rechenkapazitäten selber, also in-house!"

Zur Person

Eddy Van den Broeck ist seit Mitte 2009 Managing Director der Interxion (Schweiz) AG. Van den Broeck verfügt über umfangreiche Erfahrungen im Management komplexer Kundenumgebungen und kapitalintensiver Projekte sowie in der strategischen Geschäftsentwicklung. Er war bei BP und KPMG im internationalen oberen Management tätig und führte mehrere Jahre ein eigenes Beratungsunternehmen für die Finanz- und Managementberatung global tätiger Organisationen. Er verfügt über Business-Coaching- sowie Change-Management-Fachkompetenzen und hat den Master in Betriebswirtschaft an der Universität Antwerpen erworben. „Seine Erfahrungen bei Investitionskosten-intensiven Projekten (Capex) und sein ausgeprägter Finanzhintergrund sind von grossem Wert für Interxions weitere kundenorientierte Geschäftsausweitung in ganz Europa,“ heisst es seitens des Interxion-Managements.

Zur Firma

Interxion ist 1998 in den Niederlanden gegründet worden. Heute gilt Interxion als ein führender europäischer Anbieter von Carrier-neutralen Rechenzentrumsdienstleistungen für Colocation. Mit 28 Rechenzentren in 11 europäischen Ländern betreut Interxion mehr als 1.100 Kunden. Interxions energieeffiziente Rechenzentren sind in einem standardisierten Design errichtet und bieten eigenen Angaben von Interxion zufolge ein Höchstmass an Sicherheit und Verfügbarkeit zum Betrieb geschäftskritischer Anwendungen. Durch den Zugang zu 350 Carriern und ISPs sowie 18 Internetaustauschnoten bildet Interxion Content- und Connectivity Hubs, welche die Etablierung von Ökosystemen für Branchen-Cluster nachhaltig fördern.



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