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Der ETH-Spin-off Aveny hat eine Browser-basierte Software für Ökobilanzen entwickelt, die neuartige Kollaborationsmöglichkeiten eröffnet. Firmen sollen dadurch ihre Produkte über den gesamten Lebenszyklus effizienter und nachhaltiger herstellen können.

Life Cycle Analysis (LCA) oder Ökobilanz-Analysen sind das Spezialgebiet des ETH-Spin-offs Aveny. Michael Boesch, Christopher Mutel und Stephan Pfister gründeten das Unternehmen ziemlich genau vor einem Jahr. Davor hatten sie bei Stefanie Hellweg, Professorin für ökologisches Systemdesign am Institut für Umweltingenieur-wissenschaften der ETH Zürich, doktoriert. Die industrienahen Dissertationen der Gründer haben Aveny bei der Erarbeitung des Businessplans geholfen. Bereits während des Doktorats hatten die Jungunternehmer in ihren Forschungsprojekten engen Kontakt mit Unternehmen wie dem Zementkonzern Holcim, der nun zu ihren Kunden zählt.

Aveny entwickelt ihre Software für Beratungsunternehmen, Industrie und Universitäten, so zum Beispiel für den Kraftwerksdienstleister «Alstom Power». Dieser nutzt die Software zur ökobilanziellen Modellierung von Kraftwerken, um die Umweltwirkungen über den gesamten Lebenszyklus, d.h. von der Materialproduktion über die Kraftwerkskonstruktion und den Betrieb bis zum Rückbau des Kraftwerks, zu quantifizieren. Ziel ist es, besonders umweltrelevante Aspekte im Kraftwerkslebenszyklus zu identifizieren und zu optimieren. Hierzu führen die Mitarbeitenden von Aveny Schulungen mit der Firma durch. In einem nächsten Schritt soll der so genannte Wasser-Fussabdruck analysiert werden, da Wasser zur Kühlung von thermischen Kraftwerken und bei Wasserkraft in grossen Mengen benötigt wird.

Der grosse Vorteil ihrer Browser-basierten Software sei, so Aveny-CEO Michael Boesch, dass verschiedene Leute gleichzeitig und dezentral an einem Projekt arbeiten könnten. Dies eröffne neue Kollaborations- und Kommunikationswege, welche mit bisherigen Desktoplösungen nicht möglich sind. Dabei fliessen neue Erkenntnisse der Forschung laufend in die Weiterentwicklung der Software ein. Das Wissen heute macht es möglich, nicht nur den Ressourcenverbrauch (z.B. Wasser) insgesamt für ein Produkt zu errechnen, sondern darüber hinaus die geografische Herkunft der Ressource bis auf Stufe einzelner Länder oder Wassereinzugsgebiete zu modellieren. Dies, weil Daten in höherer Auflösung verfügbar sind als noch vor wenigen Jahren und so die Analysen präziser werden.

Zu einer Ökobilanz gehört die Bewertung aller möglichen Auswirkungen eines Produktes, eines Verfahrens oder einer Tätigkeit auf die Umwelt im Verlauf seiner gesamten Lebenszeit (engl. Life Cycle) – nicht nur innerhalb des Verantwortungs-bereiches der eigenen Firma. Dabei werden die verwendeten Ressourcen wie Energie, Rohstoffe oder Wasser und die Emissionen, die mit dem Produkt in Verbindung zu bringen sind, quantitativ gemessen und ihre Umweltwirkung modelliert.

«Vielerorts fehlt im Moment das Wissen, um der Nachhaltigkeit der eigenen Prozesse auf den Grund zu gehen», erklärt Michael Boesch. Mit dem Thema Ökobilanzen stehen die Jungunternehmer aber nicht alleine da. Weitere ETH-Spin-offs wie «myclimate» bieten ebenfalls Ökobilanzen an oder stellen, wie «ecoinvent», standardisierte Prozessdaten zur Verfügung, die für die Berechnung eines CO2- oder Wasser-Fussabdrucks nötig sind. Christopher Mutel sieht für das grosse Interesse an Ökobilanzen verschiedene Gründe: Einerseits steige der Druck vom Gesetzgeber, Produktionsprozesse nachhaltiger zu gestalten. Andererseits rühme sich kein globaler Player heute noch unnachhaltiger Produktionsmethoden.

Die Jungunternehmer wollen auch in Zukunft mit der ETH Zürich verbunden bleiben, betonen jedoch, dass eine klare Trennung bestehe zwischen wissenschaftlicher Arbeit und kommerziellen Aktivitäten.



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